Missionarin ohne Heiligenschein (Teil 61)
Autobiografie eines außergewöhnlichen Lebens in Namibia
Projekt Autobiografie
Wir fangen an, Pläne für das Jahr 2009 zu schmieden. Das Geld, das ich von der NBC bekommen habe, reicht nicht mehr lange, um unseren Lebensunterhalt zu sichern. Ich erinnere mich daran, dass Jackson Anfang der Neunziger Jahre seine Biografie veröffentlicht hat. „Jackson, was hältst du davon, wenn wir deine Biografie noch einmal neu auflegen? Allerdings würde ich vorschlagen, den Buchumschlag neu zu gestalten und das Buch mit ein paar Bildern von dir aufzupeppen, die die verschiedenen Facetten von dir zeigen.“ Jackson ist begeistert von der Idee, womit das Projekt „Buch“ startet. Ein Sponsor muss gefunden werden. Die Friedrich-Ebert-Stiftung lässt sich dafür gewinnen. Ich kann sie davon überzeugen, dass es Sinn machen würde dem Projekt „Buch“ ein Musikvideo des Künstlers beizufügen, das den Lesern den Künstler nahebringt, gleichzeitig die selten gewordene San-Klick-Sprache für die Ewigkeit zu bewahren und den inhaltlichen Kreis des Buches schließt. Sie werden die Kosten für das Video, den Druck von 1000 Büchern, das Produzieren des Musikvideos und die Feier für die Veröffentlichung des Buches übernehmen. Zwei Monate lang bin ich mit der Überarbeitung der Biografie beschäftigt. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas so arbeitsintensiv ist. Am Schönsten finde ich den Videodreh in der unglaublich schönen Kalahari Wüste. Wir drehen auf einer der schönsten Lodge in Namibia, der Zebra-Lodge. Bei den Dreharbeiten lerne ich viel Neues. Vor allem bin ich beeindruckt wie die San nur von dem überleben was die Natur ihnen beschert. Sie sind mit ihrem Leben im Einklang mit der Natur auch so zufrieden. Jacksons Komposition „Kalahari“ wird der Titelsong für das Video. Jackson singt das Lied in englischer und San-Sprache.
Ich beschäftige mich mit der Umschlaggestaltung, dem Vorwort und den Fotos, die das Buch aufpeppen sollen, sowie der Organisation der Feierlichkeiten. Anfang Mai ist die Arbeit getan. Das erste Exemplar des Buches kann ich bei der Druckerei abholen. Es ist genauso wie ich es mir vorgestellt habe. Auch das Musikvideo ist wunderbar geworden. Wir laden es auf YouTube hoch, wo es in kurzer Zeit mehrere tausend Male angeklickt wird.
Am 19. Mai werden das Buch und das Video offiziell vorgestellt. Die Feier findet im eleganten Hotel Fürstenhof, mit anschließendem Buffet, statt. Mit 200 Gästen ist der Raum proppenvoll. Es sind viel mehr gekommen als eingeladen waren. Der Premierminister Nahas Angula hält die offizielle Ansprache. Gewohnt witzig. Jackson liest Auszüge aus dem Buch vor. Die Menge ist aus dem Häuschen. Jackson ist wirklich ein exzellenter Leser. Mit Humor und Charme unterhält er unsere Gäste. Am Morgen weckt mich Jackson. Er kommt mit einer Kerze auf dem Kopf in meinen Schlafraum und spielt mir seine Version des „Happy Birthday“ vor. Er küsst mich zärtlich Ich bin gerührt und glücklich. Er hat meinen 44. Geburtstag nicht vergessen.
Trennungsversuche
In den letzten Monaten war ich sehr beschäftigt, aber nun kehrt etwas Ruhe ein und damit Zeit über meine Beziehung zu Jackson nachzudenken. Plötzlich werde ich überwältigt von einem Gefühl enormer Trauer und Verzweiflung. Ich lebe seit über sieben Monaten mit einem Mann zusammen, den ich liebe und der mich liebt, aber anfassen und ihm körperlich nahe sein darf ich nicht und er mir auch nicht. Dabei ist er ständig präsent. Das empfinde ich immer mehr als emotionale Folter. Ich habe das Gefühl, das alles nicht mehr aushalten zu können. Ich schaffe es aber nicht, mit Jackson darüber zu reden. Meine Entscheidung geht mir zu nahe. Ich schreibe ihm einen Brief, in dem ich ihn bitte auszuziehen. Jackson versteht diesen Wunsch völlig. Zu seiner Ex-Frau will er auf keinen Fall ziehen. Er kann nur 100 Meter entfernt von meiner Wohnung bei seinem Neffen Moses, in einem kleinen Zimmer, unterkommen. Nach 14 Tagen, in denen ich vorwiegend apathisch und niedergeschlagen in meiner Wohnung rumgesessen habe, sagt mir Jackson, dass Moses umzieht und er wieder aus der Wohnung raus müsse. Spontan erlaube ich ihm, wieder bei mir zu wohnen. Bis auf Weiteres. Ich habe das Gefühl, dass Jackson genauso erleichtert darüber ist wie ich, dass wir wieder zusammen wohnen. Ich muss mir eingestehen, dass ich ohne Jacksons Anwesenheit noch unglücklicher war. Komischerweise zieht der Neffe gar nicht weg. Jackson wird nie wieder bei mir ausziehen.
Schaummassagen und andere Versuchungen
Jackson und ich werden nach Deutschland eingeladen. Ende Juni soll Jackson in der Akademie der Künste in Berlin auftreten. Die Literaturwerkstatt hat ihn dazu eingeladen. Drei Tage lang können wir im Carlton Ritz Hotel am Potsdamer Platz nächtigen. Großartig! Vorher geht es aber noch nach Bremen, wo Jackson in meiner Heimatgemeinde, der St. Matthäus-Gemeinde, einen Auftritt hat. Jackson erntet tosenden Beifall für sein Lied „Soremandende“. Mein Lieblingslied. Ein Buchhändler kauft uns alle mitgebrachten Bücher und alle CDs auf einen Schlag ab. Zur großen Enttäuschung aller die eine CD kaufen wollen. Mit meinen Anteil buche ich kurzentschlossen eine einwöchige Flugreise nach Anlanya in der Türkei, da ich keine Lust habe mit Jackson nach Schweden zu seinem Sohn zu fahren. Wir verabreden uns, uns in Berlin im Carlton Ritz zu treffen. Jackson reist mit dem Zug zu seinen Verwandten. Ich verbringe noch ein paar Tage mit meinen Freunden in Bremen und habe anschließend eine herrliche Zeit in Asien.
Ich komme vor Jackson im Hotel in Berlin an. Er wird erst abends erwartet. Nach einem ausgiebigen Nachmittagsschlaf, auf den dicksten Matratzen, auf denen ich je gelegen habe, fühle ich mich ausgeruht. Ich gehe was essen und treffe danach kurz auf Jackson. Er ist geschafft von der Reise und möchte nur noch ins Bett. Ich bin ein enttäuscht, weil wir uns länger nicht gesehen haben. Ich hätte gerne ein bisschen mit ihm geplaudert und gemeinsam den Wellnessbereich erkundet. Stattdessen verabreden wir uns zum Frühstück.
Dieses ist im Carlton Ritz überwältigend. Es gibt die unglaublichsten Leckereien. Ich bin allerdings am glücklichsten darüber, dass Jackson wieder da ist. Aber er sieht angeschlagen aus und klagt auch über Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit. Er will die meiste Zeit im Hotelzimmer verbringen und nur zu den Konzertabenden das Zimmer verlassen.
„Freundestreffen“
Während Jackson sich dafür musikalisch vorbereitet, treffe ich Freunde wieder, die sich das Konzert auch anhören wollen. Ich stelle Lutz, Jackson vor. Jackson reagiert auf Lutz formal freundlich, aber deutlich distanziert. Das entgeht auch Lutz nicht, der sehr feinfühlig ist. Klarer Anflug von Eifersucht, meint Lutz. Nadine kommt auch. Seit wir zusammen in Namibia beim Deutschen Rundfunk gearbeitet haben, sind wir dick befreundet. Wir haben viel Spaß zusammen und ich bin seit langem richtig glücklich. Das Konzert mit den vielen verschiedenen afrikanischen Künstlern ist fantastisch. Um Mitternacht gibt es noch ein herrliches Essen für uns alle. Endlich kommt auch wieder Geld rein. Ich bekomme unerwarteter Weise für meine Übersetzungsarbeit der Lieder von Jackson mehr Gage als Jackson selbst. Am nächsten Tag fahren wir weiter zu Freunden nach Bonn. Frans und Dieudonne haben ein wunderbares Grillfest für uns vorbereitet. Ich genieße es immer bei den beiden zu Besuch zu sein. Frans ist ein sensationeller Hobbykoch, der meisterhafte Gerichte zubereitet. Jackson will sich erst aus allem rausziehen, lässt sich dann aber doch dazu überreden an einem Fest bei einem Nachbarn teilzunehmen. Im Nu ist er der Mittelpunkt des Festes, nachdem ein paar Lieder zum Besten gibt. Bei der Bootsfahrt auf dem Rhein im eigenen kleinen Boot unserer Gastgeber ist Jackson nach langer Zeit mal wieder entspannt und fröhlich. Besonders begeistert ist er, als er selber ans Steuer darf und den Rhein entlang tuckert. Die letzte Station auf unserer Reise ist der Besuch meiner Freundin Angela, die sich derzeit in Deutschland von ihrer Brustkrebserkrankung erholt. Jackson wird kurzfristig zu einem Fernsehinterview nach Berlin eingeladen. Allerdings soll das Interview an seinem 56. Geburtstag stattfinden. Man versucht ihn mit einer „großzügigen“ Gage zu locken. Man bietet ihm 200 Euro an. Das ist eher eine Unverschämtheit. Genau das schreibe ich auch dem Veranstalter. Jackson fühlt sich nicht wohl. Von daher bin ich froh, dass er nicht fährt. Er hütet das Bett, will sich aber nicht behandeln lassen.
Dort bleibt er die meiste Zeit bis wir am nächsten Tag nach Namibia zurückfliegen müssen.
Der Körper spricht
Wieder zurück in Namibia wird Jackson zu einer Lesung im Goethe-Zentrum eingeladen. An weiteren Terminen kann er nicht teilnehmen. Ich muss ihn vertreten. Jackson klagt über Nasenbluten. Auch ich habe ein Gesundheitsproblem. Anfang August blute ich plötzlich massiv aus dem Darm. Mein Arzt vermutet, dass meine Bilharziose die Ursache ist und weist mich für eine Chemotherapie ein paar Tage in die Klinik ein. Jackson besucht mich einmal ganz kurz in der Klinik. Er hasst Krankenhäuser, seitdem er vor Jahren nach einem Autounfall mehrere Wochen auf einer Krankenstation verbracht hat und danach sogar kurzzeitig im Rollstuhl saß.
Kaum bin ich entlassen, hat Jackson einen Stand besorgt und möchte mit mir CDs und Bücher in der Innenstadt verkaufen. Er benötigt dringend Geld für seine Kids. Obwohl es mir nicht besonders gut geht, helfe ich ihm beim Verkauf. Zum Glück können wir einiges an den Mann und die Frau bringen.
Um noch mehr Geld flüssig zu machen, entscheide ich mich nochmal zu einem Garagenverkauf. Alles was irgendwie entbehrlich ist, wird verkauft. Mit dem eingenommenen Geld kann ich bis zum Oktober noch die Miete bezahlen und uns irgendwie über Wasser halten. Dann ist endgültig Schluss.
Wir fangen an, Pläne für das Jahr 2009 zu schmieden. Das Geld, das ich von der NBC bekommen habe, reicht nicht mehr lange, um unseren Lebensunterhalt zu sichern. Ich erinnere mich daran, dass Jackson Anfang der Neunziger Jahre seine Biografie veröffentlicht hat. „Jackson, was hältst du davon, wenn wir deine Biografie noch einmal neu auflegen? Allerdings würde ich vorschlagen, den Buchumschlag neu zu gestalten und das Buch mit ein paar Bildern von dir aufzupeppen, die die verschiedenen Facetten von dir zeigen.“ Jackson ist begeistert von der Idee, womit das Projekt „Buch“ startet. Ein Sponsor muss gefunden werden. Die Friedrich-Ebert-Stiftung lässt sich dafür gewinnen. Ich kann sie davon überzeugen, dass es Sinn machen würde dem Projekt „Buch“ ein Musikvideo des Künstlers beizufügen, das den Lesern den Künstler nahebringt, gleichzeitig die selten gewordene San-Klick-Sprache für die Ewigkeit zu bewahren und den inhaltlichen Kreis des Buches schließt. Sie werden die Kosten für das Video, den Druck von 1000 Büchern, das Produzieren des Musikvideos und die Feier für die Veröffentlichung des Buches übernehmen. Zwei Monate lang bin ich mit der Überarbeitung der Biografie beschäftigt. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas so arbeitsintensiv ist. Am Schönsten finde ich den Videodreh in der unglaublich schönen Kalahari Wüste. Wir drehen auf einer der schönsten Lodge in Namibia, der Zebra-Lodge. Bei den Dreharbeiten lerne ich viel Neues. Vor allem bin ich beeindruckt wie die San nur von dem überleben was die Natur ihnen beschert. Sie sind mit ihrem Leben im Einklang mit der Natur auch so zufrieden. Jacksons Komposition „Kalahari“ wird der Titelsong für das Video. Jackson singt das Lied in englischer und San-Sprache.
Ich beschäftige mich mit der Umschlaggestaltung, dem Vorwort und den Fotos, die das Buch aufpeppen sollen, sowie der Organisation der Feierlichkeiten. Anfang Mai ist die Arbeit getan. Das erste Exemplar des Buches kann ich bei der Druckerei abholen. Es ist genauso wie ich es mir vorgestellt habe. Auch das Musikvideo ist wunderbar geworden. Wir laden es auf YouTube hoch, wo es in kurzer Zeit mehrere tausend Male angeklickt wird.
Am 19. Mai werden das Buch und das Video offiziell vorgestellt. Die Feier findet im eleganten Hotel Fürstenhof, mit anschließendem Buffet, statt. Mit 200 Gästen ist der Raum proppenvoll. Es sind viel mehr gekommen als eingeladen waren. Der Premierminister Nahas Angula hält die offizielle Ansprache. Gewohnt witzig. Jackson liest Auszüge aus dem Buch vor. Die Menge ist aus dem Häuschen. Jackson ist wirklich ein exzellenter Leser. Mit Humor und Charme unterhält er unsere Gäste. Am Morgen weckt mich Jackson. Er kommt mit einer Kerze auf dem Kopf in meinen Schlafraum und spielt mir seine Version des „Happy Birthday“ vor. Er küsst mich zärtlich Ich bin gerührt und glücklich. Er hat meinen 44. Geburtstag nicht vergessen.
Trennungsversuche
In den letzten Monaten war ich sehr beschäftigt, aber nun kehrt etwas Ruhe ein und damit Zeit über meine Beziehung zu Jackson nachzudenken. Plötzlich werde ich überwältigt von einem Gefühl enormer Trauer und Verzweiflung. Ich lebe seit über sieben Monaten mit einem Mann zusammen, den ich liebe und der mich liebt, aber anfassen und ihm körperlich nahe sein darf ich nicht und er mir auch nicht. Dabei ist er ständig präsent. Das empfinde ich immer mehr als emotionale Folter. Ich habe das Gefühl, das alles nicht mehr aushalten zu können. Ich schaffe es aber nicht, mit Jackson darüber zu reden. Meine Entscheidung geht mir zu nahe. Ich schreibe ihm einen Brief, in dem ich ihn bitte auszuziehen. Jackson versteht diesen Wunsch völlig. Zu seiner Ex-Frau will er auf keinen Fall ziehen. Er kann nur 100 Meter entfernt von meiner Wohnung bei seinem Neffen Moses, in einem kleinen Zimmer, unterkommen. Nach 14 Tagen, in denen ich vorwiegend apathisch und niedergeschlagen in meiner Wohnung rumgesessen habe, sagt mir Jackson, dass Moses umzieht und er wieder aus der Wohnung raus müsse. Spontan erlaube ich ihm, wieder bei mir zu wohnen. Bis auf Weiteres. Ich habe das Gefühl, dass Jackson genauso erleichtert darüber ist wie ich, dass wir wieder zusammen wohnen. Ich muss mir eingestehen, dass ich ohne Jacksons Anwesenheit noch unglücklicher war. Komischerweise zieht der Neffe gar nicht weg. Jackson wird nie wieder bei mir ausziehen.
Schaummassagen und andere Versuchungen
Jackson und ich werden nach Deutschland eingeladen. Ende Juni soll Jackson in der Akademie der Künste in Berlin auftreten. Die Literaturwerkstatt hat ihn dazu eingeladen. Drei Tage lang können wir im Carlton Ritz Hotel am Potsdamer Platz nächtigen. Großartig! Vorher geht es aber noch nach Bremen, wo Jackson in meiner Heimatgemeinde, der St. Matthäus-Gemeinde, einen Auftritt hat. Jackson erntet tosenden Beifall für sein Lied „Soremandende“. Mein Lieblingslied. Ein Buchhändler kauft uns alle mitgebrachten Bücher und alle CDs auf einen Schlag ab. Zur großen Enttäuschung aller die eine CD kaufen wollen. Mit meinen Anteil buche ich kurzentschlossen eine einwöchige Flugreise nach Anlanya in der Türkei, da ich keine Lust habe mit Jackson nach Schweden zu seinem Sohn zu fahren. Wir verabreden uns, uns in Berlin im Carlton Ritz zu treffen. Jackson reist mit dem Zug zu seinen Verwandten. Ich verbringe noch ein paar Tage mit meinen Freunden in Bremen und habe anschließend eine herrliche Zeit in Asien.
Ich komme vor Jackson im Hotel in Berlin an. Er wird erst abends erwartet. Nach einem ausgiebigen Nachmittagsschlaf, auf den dicksten Matratzen, auf denen ich je gelegen habe, fühle ich mich ausgeruht. Ich gehe was essen und treffe danach kurz auf Jackson. Er ist geschafft von der Reise und möchte nur noch ins Bett. Ich bin ein enttäuscht, weil wir uns länger nicht gesehen haben. Ich hätte gerne ein bisschen mit ihm geplaudert und gemeinsam den Wellnessbereich erkundet. Stattdessen verabreden wir uns zum Frühstück.
Dieses ist im Carlton Ritz überwältigend. Es gibt die unglaublichsten Leckereien. Ich bin allerdings am glücklichsten darüber, dass Jackson wieder da ist. Aber er sieht angeschlagen aus und klagt auch über Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit. Er will die meiste Zeit im Hotelzimmer verbringen und nur zu den Konzertabenden das Zimmer verlassen.
„Freundestreffen“
Während Jackson sich dafür musikalisch vorbereitet, treffe ich Freunde wieder, die sich das Konzert auch anhören wollen. Ich stelle Lutz, Jackson vor. Jackson reagiert auf Lutz formal freundlich, aber deutlich distanziert. Das entgeht auch Lutz nicht, der sehr feinfühlig ist. Klarer Anflug von Eifersucht, meint Lutz. Nadine kommt auch. Seit wir zusammen in Namibia beim Deutschen Rundfunk gearbeitet haben, sind wir dick befreundet. Wir haben viel Spaß zusammen und ich bin seit langem richtig glücklich. Das Konzert mit den vielen verschiedenen afrikanischen Künstlern ist fantastisch. Um Mitternacht gibt es noch ein herrliches Essen für uns alle. Endlich kommt auch wieder Geld rein. Ich bekomme unerwarteter Weise für meine Übersetzungsarbeit der Lieder von Jackson mehr Gage als Jackson selbst. Am nächsten Tag fahren wir weiter zu Freunden nach Bonn. Frans und Dieudonne haben ein wunderbares Grillfest für uns vorbereitet. Ich genieße es immer bei den beiden zu Besuch zu sein. Frans ist ein sensationeller Hobbykoch, der meisterhafte Gerichte zubereitet. Jackson will sich erst aus allem rausziehen, lässt sich dann aber doch dazu überreden an einem Fest bei einem Nachbarn teilzunehmen. Im Nu ist er der Mittelpunkt des Festes, nachdem ein paar Lieder zum Besten gibt. Bei der Bootsfahrt auf dem Rhein im eigenen kleinen Boot unserer Gastgeber ist Jackson nach langer Zeit mal wieder entspannt und fröhlich. Besonders begeistert ist er, als er selber ans Steuer darf und den Rhein entlang tuckert. Die letzte Station auf unserer Reise ist der Besuch meiner Freundin Angela, die sich derzeit in Deutschland von ihrer Brustkrebserkrankung erholt. Jackson wird kurzfristig zu einem Fernsehinterview nach Berlin eingeladen. Allerdings soll das Interview an seinem 56. Geburtstag stattfinden. Man versucht ihn mit einer „großzügigen“ Gage zu locken. Man bietet ihm 200 Euro an. Das ist eher eine Unverschämtheit. Genau das schreibe ich auch dem Veranstalter. Jackson fühlt sich nicht wohl. Von daher bin ich froh, dass er nicht fährt. Er hütet das Bett, will sich aber nicht behandeln lassen.
Dort bleibt er die meiste Zeit bis wir am nächsten Tag nach Namibia zurückfliegen müssen.
Der Körper spricht
Wieder zurück in Namibia wird Jackson zu einer Lesung im Goethe-Zentrum eingeladen. An weiteren Terminen kann er nicht teilnehmen. Ich muss ihn vertreten. Jackson klagt über Nasenbluten. Auch ich habe ein Gesundheitsproblem. Anfang August blute ich plötzlich massiv aus dem Darm. Mein Arzt vermutet, dass meine Bilharziose die Ursache ist und weist mich für eine Chemotherapie ein paar Tage in die Klinik ein. Jackson besucht mich einmal ganz kurz in der Klinik. Er hasst Krankenhäuser, seitdem er vor Jahren nach einem Autounfall mehrere Wochen auf einer Krankenstation verbracht hat und danach sogar kurzzeitig im Rollstuhl saß.
Kaum bin ich entlassen, hat Jackson einen Stand besorgt und möchte mit mir CDs und Bücher in der Innenstadt verkaufen. Er benötigt dringend Geld für seine Kids. Obwohl es mir nicht besonders gut geht, helfe ich ihm beim Verkauf. Zum Glück können wir einiges an den Mann und die Frau bringen.
Um noch mehr Geld flüssig zu machen, entscheide ich mich nochmal zu einem Garagenverkauf. Alles was irgendwie entbehrlich ist, wird verkauft. Mit dem eingenommenen Geld kann ich bis zum Oktober noch die Miete bezahlen und uns irgendwie über Wasser halten. Dann ist endgültig Schluss.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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