Missionarin ohne Heiligenschein (Teil 28)
Missionarin ohne Heiligenschein (Teil 28)

Missionarin ohne Heiligenschein (Teil 28)

Autobiografie eines außergewöhnlichen Lebens in Namibia
Wiebke Schmidt
„Reise ins Licht“

Meine letzte Amtshandlung und gleichzeitig einer der Höhepunkte im CBR-Projekt ist die offizielle Vorstellung der inzwischen fertiggestellten Aufklärungsfilme „Journey into Light” (Reise ins Licht) und „Never lose hope”(Verliere nie die Hoffnung). Die Veranstaltung erinnert mich an die Vorbereitung für eine Hochzeit. 75 Gäste sind unserer Einladung gefolgt. Natürlich geht es nicht ohne Aufregungen und Dramen. Am Morgen ruft der staatliche TV-Sender NBC an und teilt mit, dass sie keine Kamera zur Verfügung haben. Die Kameras und Kameramänner würden alle im Staatshaus gebraucht. Wir haben genau zehn Minuten Zeit, um genau das neu zu besorgen. Unglaublicher Weise gelingt uns das. Natürlich wechselt dabei ein kleines Vermögen den Besitzer. Egal. Wir haben einen professionellen Kameramann und eine funktionierende Kamera. Inzwischen sind auch alle Gäste eingetrudelt und haben Platz genommen. Die Feier kann beginnen. Als der Informationsminister Ben Amathila gerade Platz genommen hat, fällt plötzlich eine der riesigen Pappen herunter, mit denen wir den Raum für die Filmvorführung abgedunkelt haben - direkt auf den Kopf von Simon, der diese Filme gedreht hatte. Mit einer blutenden Kopfwunde sinkt er ohnmächtig zusammen. Das ist so der Moment, wo ich als Organisatorin der Feierlichkeiten am Rande der Verzweiflung angelangt bin. Gott sei Dank erholt sich Simon schnell wieder und kann seine Rede halten. Dass er diese nach dem Blackout noch so charismatisch hinbekommt, beeindruckt mich sehr.

Die Medien berichten tagelang ausführlich in den Zeitungen. Und auch die beiden Filme werden in den folgenden Wochen immer wieder ausgestrahlt. Alle Botschaften, die das Videoprojekt finanziert haben, sind begeistert. Die monatelange Arbeit hat sich gelohnt.

Die Liebe festigen

Dagegen läuft es privat um einiges besser. Johan und ich wollen uns verloben. Am Geburtstag meiner besten Freundin Kirsten, dem 29. April 2000. Kirsten kommt zu diesem Zweck eigens nach Namibia geflogen. Mir ist ihre Meinung über meinen zukünftigen Ehemann natürlich sehr wichtig. Johan wird eingehend gescheckt. Zu meiner Freude fällt ihr Urteil ganz positiv aus. Wir fahren mit dem Mainlinerbus erst einmal zusammen nach Kapstadt. Wieder zurück in Windhoek feiern wir mit lieben Freunden in kleinem Kreise unsere Verlobung. Gerson, Angelas Mann, kümmert sich um das Grillgut. Es ist eine sehr schöne Feier, an die ich mich gerne erinnere.

Vertrauensbruch

Nach meiner Rückkehr nach Windhoek ereignet sich das nächste Drama. Nachdem ich meinen Rundbrief mit der Bekanntgabe meiner Verlobung an meine Missionsgesellschaft, meine Freunde und Verwandte rausgeschickt habe, überschlagen sich plötzlich die Ereignisse. Ich finde ein Fax bei mir Zuhause vor und muss es dreimal lesen, um wirklich zu begreifen, dass es sich tatsächlich um ein Kündigungsschreiben handelt. Ich verstehe nur Bahnhof. Was ist in Gottes Namen passiert? Was habe ich getan, dass man meinen Arbeitsvertrag aufkündigen will? Ich rufe umgehend meinen Arbeitgeber in Deutschland an. Mein Missionsleiter ist am Telefon. Ich frage ihn: „Warum schickt ihr mir ein Kündigungsschreiben? Was ist passiert? Wir haben doch erst kürzlich, auf euren Wunsch hin, meinen Einsatz in Namibia um zwei Jahre verlängert. Verärgert antwortet er: „Das weißt du wohl selbst am besten.“ „Ich habe keinen blassen Schimmer“, erwidere ich. „Dann denk mal darüber nach was du getan hast”, sagt mein Chef wütend und knallt den Hörer auf. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Wieso reden die noch nicht mal mit mir? So habe ich überhaupt keine Chance, eventuelle Missverständnisse aus der Welt zu schaffen. Bis heute ist mir meine Missionsgesellschaft eine konkrete Antwort schuldig geblieben. Ich kann nur mutmaßen. Einige Missionsgesellschaften sehen es anscheinend nicht gerne, wenn ihre Missionarinnen heiraten, zumindest keinen Einheimischen. Alle meine Freundinnen, die einen Mann im Einsatzland kennengelernt haben, wurden von den jeweiligen Missionsgesellschaften zurückgepfiffen. Sie wurden vor die Wahl gestellt, sich entweder von ihrem Freund zu trennen oder das Land wieder zu verlassen. Sollte das der Grund sein? Ich wende mich in meiner Verzweiflung an meinen Pastor Jochen Müller aus meiner Heimatgemeinde. Mein Chef und er kennen sich aus Studienzeiten. Ich bitte ihn, mit meinem Missionsleiter zu reden. Einige Tage später ist er wegen einer anderen Missionarin zufällig in Namibia. Eigentlich will er mich nicht treffen, was er sich durch die Intervention meines Pastors dann jedoch nochmal anders überlegt. Wir treffen uns in einem Café. Leider kommt bei dem Gespräch nicht viel herum. Wie auch? Ich weiß ja immer noch nicht genau worum es geht. Allerdings höre ich schon aus seinen Worten heraus, dass es um meine Beziehung zu Johan geht. Ich hätte um Erlaubnis fragen müssen, wenn ich eine Beziehung eingehen möchte. Wie bitte? Ich bin 35 Jahre alt. Da kann und will ich solche weitreichenden Entscheidungen selber treffen. Doch ich merke, dass unser ansonsten immer gutes Verhältnis Schaden genommen hat. Wir sind beide voneinander enttäuscht. Mit einer Organisation, die in der Art und Weise einen Arbeitsvertag beendet, möchte ich nicht mehr zusammen arbeiten. Natürlich können sie mir nicht fristlos kündigen und gestehen mir eine zweimonatige Frist zu. Ich überlege ernsthaft arbeitsrechtliche Schritte einzuleiten. So ein Vorgehen kann im Sinne des Gesetzes nicht korrekt sein. Das Auswärtige Amt bittet mich zu einem Gespräch in ihr Büro. Die deutsche Regierung zahlt mein Gehalt zu einem Großteil. Meine Missionsgesellschaft muss deswegen natürlich einen Abschlussbericht an das Auswärtige Amt schicken. Dort zweifelt man den Bericht an. Man wisse, dass ich in Namibia hervorragende Dienste leisten würde und kann das überstürzte Ausscheiden nicht nachvollziehen. Man möchte von mir hören was wirklich los ist. Ich kann ihnen natürlich nur meine Sichtweise darstellen. Das Auswärtige Amt ist bestürzt über das was sie hören. Arbeitsrechtlich finden sie das auch nicht in Ordnung. Das unser Gespräch ein Nachspiel hat, entnehme ich dem Anruf meiner Projektleiterin meiner Missionsgesellschaft. „Wir sind auf die Gelder für Entwicklungshilfeprojekte angewiesen. So was schadet unseren Beziehungen zum Auswärtigen Amt“, lamentiert sie in meine Ohren. Was soll ich dazu sagen? Ich verstehe ihre Sorgen, aber haben die erwartet, dass ich die Behörde belüge? Meinen Abschied bei meiner Missionsgesellschaft habe ich mir anders vorgestellt. Das Ganze nagt an meiner Seele. Wie soll es den jetzt weitergehen? Die Blindenschule hat so schnell nicht die nötigen Finanzen, um mich weiterhin zu beschäftigen. Die Idee mit der Einleitung arbeitsrechtlicher Schritte möchte ich lieber erst mit meinem Pastor besprechen. Der ist von der Idee gar nicht begeistert. „Christen verklagen sich nicht untereinander”, klärt er mich auf. „Hinter so einem Vorhaben können wir uns als deine Sendungsgemeinde nicht stellen.“ Ich beuge mich dieser Ansicht und lasse die Idee fallen.

Als eine andere Behindertenorganisation davon hört, dass ich arbeitsmäßig zur Verfügung stehe, würden sie mich gerne als Leitung ihre Behindertentagesstätte Chain einstellen. Seit Jahren haben wir bereits gute Arbeitsbeziehungen. Allerdings hat sich meine Missionsgesellschaft gerade entschieden, dort eine Physiotherapeutin hin zu entsenden. Sie stellen Chain vor die Wahl - entweder sie verzichten auf meine Anstellung oder sie würden die neue Mitarbeiterin nicht entsenden. Zwei Gehälter kann sich Chain jedoch finanziell nicht leisten, so dass sie ihr Angebot zurückziehen müssen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-03-29

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