Missionarin ohne Hei
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Autobiografie eines außergewöhnlichen Lebens in Namibia (Teil 21)
Wiebke Schmidt
Besuch von einem Popstar

Als letztes „Highlight“ der zu Ende gehenden Arbeitswoche höre ich, das der blinde Popstar Stevie Wonder Ehafo einen Besuch abstatten wird. Am Sonntag. Ich frage mich, warum es gerade ein Sonntag sein muss. Die Gesundheitsministerin holt ihn persönlich am Flughafen ab. Die blinden Kinder warten bereits seit Stunden auf den berühmten Musiker. Warum er sich so verspätet, bleibt ein Geheimnis. Zu seinen Gunsten gehe ich mal davon aus, dass sein Flieger sich verspätet hat. Einige weinen bereits, da sie Hunger und Durst haben. Aber sie müssen durchhalten bis der Star kommt. Leider ist sein Besuch dann eher enttäuschend. Er hält lange Reden, die die Kinder überhaupt nicht verstehen und verspricht ihnen blindengerechte Computer, die jedoch nie in Namibia ankommen werden. Vielleicht sind sie auf dem Weg verlorengegangen. Ich weiß es nicht. Eine Gesangsdarbietung, auf die die Kinder und wir alle natürlich gewartet haben, ist nach ganzen 60 Sekunden vorbei. Ein übellauniger Bodyguard hilft Herrn Wonder dabei, seine Autogrammkarten zu unterzeichnen. Mir tun unsere Kids wirklich leid, die fast acht Stunden lang auf ihr prominentes blindes Vorbild warten mussten. Immerhin können sie ein Autogramm vom Popstar mit nach Hause nehmen. Vielleicht stehe ich mit meiner Meinung alleine da, aber auf diesen Besuch hätten wir nun wirklich verzichten können.

Urlaub in Namibias Nordosten

Wie gut, dass mal wieder ein kleiner Urlaub bevorsteht. Mein Freund Tobias, den ich in der Bibelschule kennengelernt habe, will mich erneut besuchen, mit mir in den Caprivizipfel reisen und die Viktoriafälle in Simbabwe ansehen. Ich freue mich sehr auf die gemeinsame Zeit. Einen Tag bevor ich ihn in Namibia er- warte, ruft er mich an: „Kerstin, es tut mir so leid. Ich hatte einen Hörsturz. Ich liege im Krankenhaus und kann nicht kommen.” Ich kann meine Enttäuschung kaum verbergen. Aber was soll ich nun machen? Die Reise komplett absagen? Ich entscheide mich dafür, die Reise alleine anzutreten. Ich erlebe wunderschöne Momente in einzigartiger Natur. Das Okavango-Delta ist ein wahres Paradies. Besonders beeindruckt bin ich von den vielen Nilpferden und den wirklich einmalig schön gelegenen Unterkünften. Die Viktoriafälle sind ein unvergessliches Naturschauspiel. Das gewaltige Tosen der herabstürzenden Wassermassen kann ich sogar noch in meinem nahegelegenen Hotel hören.

Schmerz

Als ich von meiner 3300 Km langen Reise glücklich, aber müde von der langen Autofahrt wieder in Windhoek ankomme, schaue ich noch schnell bei Heidi vorbei. Heidi erzählt mir, dass sie sehr geschockt sei über den Gesundheitszustand einer unserer behinderten Schützlinge im CBR-Projekt. Da Heidi selten wirklich schockiert ist, muss es sich tatsächlich um eine dringende Angelegenheit handeln. Ich mache mich gleich zu einem Hausbesuch auf. Die 47-jährige Renate sieht wirklich so aus, als würde sie den nächsten Tag nicht überleben. Seit Jahren leidet sie am Guillain-Barre-Syndrom und ist dadurch an den Beinen gelähmt. Der Arzt im Staatskrankenhaus hat ihr einen Untersuchungstermin in drei Wochen angeboten. Das ist definitiv zu spät. In drei Wochen benötigt sie keinen Arzt mehr. Ein Privatarzt muss sie untersuchen. Aber woher das Geld nehmen? Nach ein paar Telefonaten habe ich glücklicherweise das notwendige Geld zusammen. Gott sei Dank gibt es immer noch Menschen, die bereitwillig anderen Menschen spontan in einer Notlage helfen. Renate kann sofort den Privatarzt aufsuchen. Die Ergebnisse sind leider besorgniserregend. In Renates Körper haben sich große Mengen Wasser unterm Herzen, in Lunge und Nieren angesammelt. Es besteht die Gefahr eines Herz- und Nierenversagens.

Das Staatskrankenhaus war nicht mehr bereit, Renate am Abend aufzunehmen. Schließlich sei sie eine reiche Privatpatientin, die sich gefälligst beim Privatarzt weiterbehandeln lassen soll. Ich bin entsetzt. Aber so schnell lasse ich mich nicht abspeisen. Nach langen Erklärungen und intensiven Verhandlungen, nehmen sie Renate schließlich doch stationär auf. Meiner Meinung nach gehört sie ja auf die Intensivstation. Aber ich muss mich wohl oder übel mit dem derzeitigen Ergebnis zufrieden geben. Ihr Zustand bessert sich durch die Behandlung ein wenig. Ich besuche Renate gemeinsam mit meiner Freundin Angela. Angela liest ihr Mut machende Worte aus der Bibel vor und wir beten gemeinsam. Drei Tage später bekomme ich einen verzweifelten Anruf von Renates Familie. Das Krankenhaus will Renate noch heute nach Hause entlassen. Ich kann das kaum glauben. So gut kann es ihr doch noch gar nicht gehen. Ob ich etwas dagegen unternehmen könnte? Natürlich mache ich mich sofort auf, um mit den Verantwortlichen zu reden. Auf der Station angekommen, fällt mir Renates Tochter weinend um den Hals. Die Schwestern rücken nur zögerlich mit der Hiobsbotschaft heraus – Renate ist vor ein paar Minuten verstorben! Ich bin fassungslos, wütend und traurig zugleich. Wütend auf das Krankenhaus, und traurig darüber, von einer großartigen Frau Abschied nehmen zu müssen.

Isaak ist inzwischen auch verstorben, ebenso Viyandamuye. Sie ist verhungert. Die Liste der Schicksale scheint endlos zu sein. Es ist für mich nicht einfach, miterleben zu müssen, wie so viele behinderte Menschen in unserem Projekt so früh ihr Leben lassen müssen. In Deutschland wäre vielen ganz anders zu helfen gewesen. Ich bin davon überzeugt, dass einige heute noch am Leben wären. Was gibt es nicht alles in Deutschland – Frühförderung, Heime für behinderte Menschen, Integrationshilfen in Schulen. Nichts davon ist in Namibia vorhanden. Noch nicht einmal ein Gesetz zum Schutze von Menschen mit Behinderungen.

Das Projekt muss weitere Rückschläge verkraften. Wieder einmal kündigen einige Family Visitors, da sie beim Staat besser bezahlte Jobs bekommen. Zum Glück haben wir bereits etwas Routine im Planen und Durchführen eines neuen Trainingskurses. Dieses Jahr bieten wir dem Ministerium und anderen Hilfsorganisationen an, für sie Mitarbeiter kostenlos mit auszubilden. Das Angebot wird von vielen begrüßt. So haben wir in Zukunft mehr Multiplikatoren im Land zur Verfügung, die sich in der Behindertenarbeit einsetzen lassen.

Dieses Mal kann ich mir aus dem Trainingskurs acht Absolventen aussuchen, die ich erst einmal für drei Monate anstellen werde. Sie sollen unser neues Konzept umsetzen und erst einmal nichts anderes machen als im Township Katutura von Haus zu Haus zu gehen, um Menschen ausfindig zu machen, die durch den Grauen Star, einer Linsentrübung, erblindet sind. Die gefundenen Blinden sollen dann im Staatskrankenhaus operiert werden. Von den acht Mitarbeitern bekommen die vier besten einen festen Anstellungsvertrag. Die vier anderen dienen als mögliche Nachrücker, falls wieder jemand kündigen sollte.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-25

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