Milde Strafen für "unmenschliche Tat"

Windhoek - Drei Tage vor Weihnachten wurden die zwei Vergewaltiger A.R. (27) und H.R. (19) am Obergericht zu 29 und 19 Jahren Haft verurteilt, nachdem sie im Februar 2006 die 10-jährige Stiefschwester von H.R. vergewaltigt und anschließend versucht hatten, sie zu ermorden (AZ berichtete). Richterin Kato van Niekerk verurteilte A.R. zu 29 Jahren und seinen Komplizen H.R. zu 19 Jahren Haft.

In ihrer Strafmaßverkündung wies die Richterin erneut auf die Brutalität dieser Tat hin: "Die verschiedenen Umstände, denen ich in diesem Verfahren begegnet bin, waren die schlimmsten in meiner Karriere." Wer diesen teuflischen Plan erdacht habe, werde man wohl nie erfahren, so die Richterin. Zuerst hatten die Täter vor dem Schlafzimmerfenster gestanden, die kleine Stiefschwester beim Schlafen beobachtet, sie dann aus ihrem sicheren Zimmer entführt und weit vom Haus weggetragen. Hinter einem Fußballstadion hatten sie versucht, sie zum Trinken von Alkohol zu zwingen und dabei Gewalt angewendet. "Als das Mädchen sich weigerte, drohten sie, sie mit einem Messer zu stechen. Die Vergewaltiger trugen sie dann noch weiter ins Gebüsch, wo sie das Mädchen vergewaltigten", so van Niekerk. Zuerst hatte A.R. sie zum Sex gezwungen, dann war der Stiefbruder und zur Tatzeit erst 17-jährige H.R. an der Reihe. Damit das Mädchen niemandem von der Horrornacht erzählt, hatte ihr Stiefbruder siebenmal mit einem Messer auf sie eingestochen. Der andere Täter habe ihr mit einem großen Stein auf die Schläfe geschlagen. "Sie haben sie dort entsorgt wie etwas, das benutzt wurde, jetzt aber kaputt ist - das ist einfach schockierend", zeigte sich die Richterin empört."Einfach schockierend"Namibia wolle, dass Menschen, die kleine Kinder missbrauchen, verurteilt und gerecht bestraft werden. Deswegen verurteilte van Niekerk A.R. zu insgesamt 51 Jahren Haft, wovon 22 Jahre parallel zum übrigen Strafmaß laufen. Weil H.R. zur Tatzeit minderjährig gewesen sei und die Richterin meint, er könne rehabilitiert werden, ordnete sie eine 33-jährige Gefängnisstrafe an, wovon 14 Jahre parallel zum Rest laufen. Der ältere der beiden Verurteilten sagte am Freitag vor Gericht, dass er in Berufung gehen wolle, da dieses Strafmaß für ihn zu hoch sei.

Die beiden Vergewaltiger waren jeweils in vier Anklagepunkten (Vergewaltigung in zwei Fällen, versuchter Mord und Entführung) verurteilt worden, nachdem sie sich an der Stiefschwester von H.R. vergriffen hatten. Das Mädchen wurde am Tag nach der Horrornacht von vorbeikommenden Frauen nackt und blutbefleckt im Busch gefunden, die Täter wurden kurz darauf verhaftet. Richterin van Niekerk hatte zu Prozessbeginn angeordnet, dass die Namen des Opfers, der Täter und des Ortes, in der die Tat stattfand, in den Medien nicht bekannt gegeben werden dürfe. Der Ort liegt im südlichen Teil der Hardap-Region.