Milchgewerbe in der Klemme

Landwirte kämpfen mit geringerer Kaufkraft und Billigkonkurrenz
Clemens von Alten
Von Clemens von Alten, Windhoek

Die namibische Milchproduktion steckt in einer Bredouille. „Die Lage verschlimmert sich zunehmend“, heißt es in einem Schreiben des Landwirtschaftsverbandes (Namibia Agricultural Union, NAU). Eine Situation, die sogar die Existenz der Produzenten bedroht. „Unser Verkaufszahlen sind im Jahresvergleich um 15 Prozent gesunken“, sagt Günther Ling, Geschäftsführer von Namibia Dairies – eine Molkerei, die der Firmengruppe Ohlthaver und List (O&L) gehört und so gut wie der einzige Abnehmer und Hersteller namibischer Milchprodukte ist.

Ausländische Billigkonkurrenz

„Die Rückentwicklung hängt einerseits mit der gesunkenen Kaufkraft der Verbraucher zusammen“, erklärt Ling. „Anderseits haben wir auch weiterhin mit starker Einfuhrkonkurrenz aus Südafrika zu kämpfen.“ Es sei vor allem der Import günstiger UHT- bzw. H-Milch sowie Nebenprodukte, der den Landwirten sowie der Molkerei Sorgen bereite.

„Aus Südafrika eingeführte H-Milch wird im hiesigen Einzelhandel teilweise zu Preisen billiger als Wasser angeboten“, so der Landwirtschaftsverband, der meint, in den Regalen ausländische UHT-Milch für 10,99 N$ pro Liter gesehen zu haben. „Für diese länger haltbare Milch ist jeder Preis fraglich, der unter 17,99 N$ liegt“, sagt Ling, der eigenen Angaben zufolge nicht mit der südafrikanischen Konkurrenz mithalten kann. „Ich muss meine Kosten decken können, aber gerade in dieser Wirtschaftslage wird jeder Namibia-Dollar zweimal umgedreht.“

Namibia Dairies hat den Vorteil, Frischmilch anbieten zu können. Doch der Verkaufsrückgang führe zu höheren Lagerbeständen an länger-haltbarer H-Milch. „Die Landwirte können ihre Produktion nicht einfach zurückfahren“, erklärt der Geschäftsführer. „Es gibt eine feste Quote, die geliefert und von uns aufgekauft wird.“ Somit bleibe die Molkerei auf ihrer Produktion sitzen und Ling sieht sich als Abnehmer gezwungen, den Milchbauern geringere Preise zu zahlen.

Weniger Einnahmen

Am 23. Februar traf sich die Molkerei mit dem Produzentenverband DPA (Dairy Producers Association). „Dabei haben wir uns geeinigt, dass den Milchproduzenten ab sofort 10 Cent (-4% A.d.R.) weniger pro Liter gezahlt wird und sich Landwirte bis Ende April auf eine weitere mögliche Senkung von abermals 10 Cent einstellen müssen“, teilte die NAU mit und warnt: „Das könnte das Ende für manche Produzenten sein.“

Die aktuelle Preissenkung beeinträchtige das Geschäft der Milchbauern, erklärt Harald Marggraff, der bei der NAU als Manager for Commodities für angegliederte Interessenverbände wie die DPA zuständig ist. Dem NAU-Mitarbeiter zufolge gibt es 16 Betriebe in Namibia, die monatlich rund zwei Millionen Liter Milch produzieren. Davon liefere die !Aimab Superfarm bei Mariental von Namibia Dairies rund eine Million Liter.

„Die anderen 15 Landwirte haben sich bereits verständigt, nicht mehr als 850000 Liter zu produzieren“, so Marggraff, laut dem die Existenz zweier Betriebe akut gefährdet ist: „Der eine hat stark unter der Dürre gelitten und ist sehr auf Regen angewiesen, während es dem anderen aufgrund hoher Mietausgaben schwer fällt, seine Kosten zu decken.“

Appell an die Regierung

Der Landwirtschaftsverband verlangt ein Eingreifen vom Staat: „Die Lage ist ernst und verlangt dringende Aufmerksamkeit“, heißt es. Die NAU fordert, dass der „langerwartete Gesetzesvorschlag zur Kontrolle von Einfuhr und Export von Milchprodukten“ umgesetzt werde, der in diesem Jahr der Nationalversammlung vorgelegt werden soll. „Im Jahr 2013 gab es bereits eine solche Maßnahme – eine mengenbezogene Fördermaßnahme – die den Import begrenzte, aber nur vorübergehend in Kraft war“, so Günther Ling von Namibia Dairies, der sich angesichts der Umstände für die Wiederaufnahme einer ähnlichen Intervention ausspricht. „Es ist wichtig, dass wir unserer eigenen Milch produzieren und ein Stück weit unabhängig sind“, so Marggraff von der NAU.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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