MAN - Museumsentwickler oder Opfer der Verhetzung?

Das Protokoll der Resultate eines Workshops der MAN, das sich unlängst privat im Umlauf befand und nun auch die AZ erreicht hat, bietet interessantes Anschauungsmaterial über wie es derzeit ideologisch um den Umgang mit namibischen Museen bestellt ist, und was so in den Köpfen der MAN-Leute umgeht. Wie erwartet, wird die Forderung erhoben, unsere Museen zu „entkolonisieren”, den „einheimischen Kulturen” mehr Aufmerksamkeit bzw. Ausstellungsraum zu gönnen, im Einklang mit dem Zeitgeist der Steinzeit mehr Aufmerksamkeit zu widmen, Museen mit kolonialistischem Einschlag zu verbrennen. Ja, verbrennen.

Doch die MAN-Leute führen sich hier selber vor, denn sie scheinen von der namibischen Museumszene rein gar nichts zu wissen oder zu verstehen. Wir führen einige Beispiele an: Als die Alte Feste zu Anfang der 60er Jahre restauriert wurde, wurde zeitgleich das heute als Owela-Museum bekannt stehende Museum in der Robert Mugabe Avenue hinter der Staatsbibliothek und dem Staatsarchiv eingerichtet, und zwar schwerpunktmäßig als Naturkunde- und Ethnologiemuseum. Namibia ist nun fast 30 Jahre unabhängig. Was wurde getan, um dieses Museum zeitgemäß zu aktualisieren? Nichts. Der Anteil der MAN an seiner Aktualiserung? Zero.

Die Alte Feste sollte, gemäß des historischen Kontexts, dem sie entstammte, schwerpunktmäßig koloniale Sammlungen verwalten. Es war damals ein gepflegtes, beeindruckendes Museum. Seit der Unabhängigkeit wurde es bereits „entkolonisiert“, d.h. geplündert, schließlich geschlossen und rottet nun vor sich hin. Die Museumsverwaltung hatte damals eine eigene Reparatur- und Restaurierungswerkstatt (Herr Vollprecht - Kamelställe in der Orbanstraße). Alles ist verkommen und vergessen, die Werkzeuge geklaut. Wie steht die MAN zu diesem Verfall? Zum kriminellen Raubbau an der wertvollen Museumssubstanz im Bereich der historischen Sammlungen?

Gegenüber der Kaffeemaschine verfällt zusehends das Hauptbüro des Staatmuseums (alte Kaiserliche Realschule). Ohne sich der Ironie bewußt zu sein, behauptet stolz ein großes davor aufgestelltes Schild, dass hier die „Pfleger und Kurator des nationalen, namibischen Kulturerbes“ zu finden sind - in zerfallenden Gemäuern, in Windhoeks historischen Ur-Kern. Unlängst berichtete Frau Antje Otto über den desolaten Zustand der genau dort gelagerten Exponate.

Auf der Alten Werft wurde vor ca. 15 Jahren das „Alte-Werft-Museum“ gebaut und nach der Fertigstellung - nicht genutzt. Ab und zu heben Interessierte Wellblechplatten vom Dach ab um sich ein Wohnhaus am Stadtrand zu schaffen (sicher die teuerste Variante des sozialen Wohnungbaus).

An der Ecke der Robert Mugabe- und Schwerinsburg-Straßen wurde (mit Windhoeker Stadtgebühren finanziert) in einer aufwendigen Restaurierungsmaßnahme ein wertvolles altes deutsches Kolonial-Beamtenwohnhaus über Jahre hinweg renoviert und restauriert. Danach wurden die Türen geschlossen; es beginnt bereits wieder zu verfallen. Es sollte als „Windhoek Stadtmuseum“ genutzt werden. Was meint die MAN zu diesem Sachverhalt?

In Okahandja wurde im Jahr 2002 die alte Feste von Nordkoreanern in das „NDF-Militärmusem“ umgebaut; es muss ein Vermögen gekostet haben. Danach wurden die Türen geschlossen (es steht nämlich leer, warum wohl?) und zwei Wachen in NDF-Uniform erklären dem gelegentlichen Besucher, dass es geschlossen sei („ees closed“) Es sind sicher die teuersten „Wachplätze“ die je gebaut und eingerichtet wurden.

Es ist also leicht zu erkennen, dass es nicht an Betätigungsfeldern für die MAN mangelt. Alle der genannten musealen Lokalitäten ließen sich perfekt für ihre ideologischen Präferenzen nutzen bzw. instrumentalisieren. Doch statt sich der eigentlichen Aufgabe der Museumsentwicklung und -verwaltung (anstelle derer Vernichtung) zu widmen, importiert die MAN einen ideologisch-vernagelten Heißsporn aus dem Kap und lässt sich von ihm anfeuern, die mit großem Engagement privatgeführten Museen zu „entkolonisieren“ (was immer das bedeuten mag). Es scheut sich danach nicht diese blöde und vernagelte Sichtweise auch noch auf Papier zu setzen und dies kursieren zu lassen.

Es belegt obendrein, dass kein MAN-Mitglied zu existieren scheint, das diesen Blödsinn redigiert oder zumindest vor seiner Veröffentlichung warnt. Wie gewohnt, ist eine kritische Haltung zur eigenen Vorgehensweise nicht-existent. Abgesehen davon also, dass die MAN deutlich nicht ernst genommen werden sollte, verbreitet ein Medium wie die AZ obendrein diesen schriftlich fixierten Schwachsinn und gießt damit noch Öl auf die Flammen. Man stelle sich vor, eine (fiktive) „Library Association of Namibia“ würde dazu aufrufen, alle Bibliotheken im Lande zu verbrennen, weil sich auf ihren Regalen deutsche, englische und afrikaanse Bücher befinden. Würde die AZ Derartigem auch eine Schlagzeile widmen?

Ein frohes Neues!

Dr. Andreas Vogt /Windhoek

(Die AZ folgt dem Credo des NMH-Verlags: „Share Information“. In diesem Sinne ist es die Pflicht der Zeitung auch und gerade über fragwürdige Themen zu berichten, denn des einen Schwachsinn ist des anderen großartige Idee und unumstößliche Wahrheit. Red.)