Locker geplaudert - mal schmunzelnd, mal nachdenklich

Gute Glossen setzen sich fort und leben von Kontinuität. Mit „Locker vom Hocker 2” hat Susann Kinghorn, seit gut zehn Jahren Glossenautorin der Küstenzeitung Namib Times, Anfang des Jahres eine weitere Sammlung unterhaltsamer Kolumnen über die Textspalten der wöchentlichen Ausgabe des Blatts hinaus in Umlauf gebracht. Der zweite Band beweist, dass der Erste gut angekommen ist. Die Autorin, die sich ausgehend von ihrem Domizil Swakopmund am Atlantik selbst mitunter „Nebelkrähe“ nennt, bietet im Band II erlesene Stücke aus den Jahren 2010 sowie 2013 an. Sehr hilfreich für Leser von außerhalb Namibia ist das Glossar am Ende, sollte eine Vokabel aus dem eingefahrenen Wellblech-Deutsch (Nam-Deutsch) stutzig machen. Wie im ersten Band so beeindrucken die 57 gesammelten Glossen durch überraschende Vielfalt aber auch einfache Themen und in der Manier, was so gerade anfällt. Zumeist sind die einzelnen Texte mit passenden Zeichnungen von Carola Rörich oder Fotomotiven der Autorin selbst versehen. Sie versteht es, in manch Alltäglichem das Liebenswürdige hervorzuheben. Manchem Thema geht Kinghorn recht hartnäckig, aber doch locker und unterhaltsam nach und sie vergewissert sich, dass die Fakte stimmen, wobei sie beiläufig etwas zweckdienliches Fachwissen unterbringt. In mehreren Zeitungen und in mehreren Sprachen haben sich Glossenschreiber etabliert. Dabei haben die Autoren, die sich in dem Metier einfinden, darauf zu achten, dass die feine Linie zwischen spritzigen, humorvollen Texten und Plauderei einerseits und Blödelei andererseits nicht verletzt wird. Kinghorn respektiert diese Grenze.Mit Begeisterung führt sie den Leser an hauptsächlich namibische Motive ran oder steigt in Mentalitäts- und Lebensfragen ein, ob es nun ein besonders ansprechender Standort, die „Geliebte Heimat“ oder der Fanatismus ist. Darunter köstliche Wortspielereien und Seitensprünge innerhalb der Vielsprachigkeit Namibias wie etwa „Windlawaai“ und „Wind laat waai“, bis zur Liebeserklärung an den Windmotor. Treffsicher streut sie Wellblechdeutsch ein, das zwischen Atlantik und Kalahari zu hören ist, ohne deutsche Sprachregeln zu verhunzen. Darin liegt nämlich der feine Unterschied zwischen schlampiger Blödelei auf Südwester Deutsch und echtem Lokalkolorit mit Charakter. Der saloppe Einsatz vieler Begriffe aus dem Misch-Vokabular Namibias darf nicht zu lumpiger Grammatik führen. Man kann dem Reisenden und dem Daheimgebliebenen raten, ab und zu eine Glosse zu lesen. Eberhard Hofmann Locker vom Hocker 2, In und aus der Namib Times von Susann Kinghorn mit Illustrationen von Carola Rörich, Fotos von der Autorin. Selbstverlag Dezember 2013, 170 Seiten. Druck: Coastal Printers Walvis Bay. Unverbindlicher Richtpreis: 200 N$.Kunst, KulturKinghorn, Locker, Hocker, Glossen, Namib Times

Locker geplaudert - mal schmunzelnd, mal nachdenklich

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2025-08-15

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