Lobby für die Medizinerausbildung gesucht

Voller Spannung und Hoffnung blickt Henning Henschel auf die für Ende dieses Jahres angesetzten Verhandlungen zwischen der Bundesrepublik und Namibia über die Fortsetzung der Entwicklungshilfe. Der Deutsche hofft, dass 1,8 Mio. Euro von dem zwölf Millionen Euro großen Kuchen, der jährlich verteilt wird, für ihn und "sein" Projekt freigegeben werden. Dann könnte in Namibia eine fundierte medizinische Aus- und Weiterbildung mit Beteiligung von Deutschland beginnen.

Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, jetzt ist die Politik am Zuge, beschreibt Henschel, Geschäftsführer des Vereins UNAMED, seine Situation erwartungsvoll.

Die Initiative hat eine Vorgeschichte. Im August 2004 haben der deutsche Verein UNAMED, das Polytechnikum Namibia und die damalige Gesundheitsministerin Libertina Amathila eine entsprechende Kooperationsvereinbarung geschlossen. Darin bekräftigten die Unterzeichner den gemeinsamen Wunsch, in Namibia eine Aus- und Fortbildung für Mediziner und technisches Personal zu etablieren. Während hier der praktische Teil absolviert werden soll, kann die Theorie an Einrichtungen in Deutschland stattfinden. Gut ein Jahr später sind die Planungen große Schritte vorangekommen. Inzwischen habe die namibische Regierung dem Geschäftsplan für das Projekt zugestimmt, freut sich Henschel. Das Polytechnikum indes hat in seinem Neubau, der Anfang 2007 in Betrieb gehen soll, eine Etage für den Medizinfachbereich reserviert. Hier soll die Ausbildung in Medical Technology, also für Laboranten und Medizintechniker, ebenso stattfinden wie Kurse zur Fortbildung. "Die Etage wurde genau nach den speziellen Bedürfnissen in diesem Bereich geplant", sagt Dr. Ulrich Schmitt, Vizerektor der Fachhochschule.

Zur Einrichtung dieser Etage hat Henschel, der als Netzwerkkoordinator für das medRegio-Kompetenzzentrum in Lübeck tätig ist, seine Kontakte genutzt und kann erstaunliche Erfolge vorweisen: "Ich habe von verschiedenen Geräteherstellern Zusagen für Sponsoring. Wir bekommen die komplett benötigte Technik - darunter OP-Tische, Beleuchtung sowie Geräte für Beatmung, Notfallmedizin und Anästhesie - im Gesamtwert von 1,8 Millionen Euro. Es handelt sich hierbei um Neugeräte für Ausbildungszwecke", so Henschel. Damit nicht genug: Als Partner für den theoretischen Teil der Weiterbildung stünden die Medizinische Universität Lübeck, das Klinikum der der Christian-Albrechts-Universität Kiel sowie die Fachhochschulen Flensburg, Kiel und Lübeck zur Verfügung.

Das erklärte Ziel beschreibt Henschel wie folgt: "Zunächst wollen wir jeweils zehn Ärzte, Techniker, Krankenschwestern und Verwaltungsangestellte fortbilden. Alle Teilnehmer schließen die Weiterbildung mit einer Prüfung ab und bekommen ein Zertifikat inklusive Ausbildungsberechtigung. Das ist die erste Etappe und sozusagen unser Feldversuch. Wenn er gelingt, machen wir weiter und wollen in fünf Jahren 200 Menschen fortgebildet haben." Was sich so gut und verlockend anhört, soll über eine Partnerschaft zwischen medRegio und der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) abgewickelt werden. Denn für die Weiterbildung braucht man Geld, und zwar aus dem Topf der Entwicklungshilfe. Genau 1,8 Millionen Euro seien nötig, um die Weiterbildung der ersten 40 Kursteilnehmer über fünf Stufen und einen Zeitraum von zwei Jahren zu gewährleisten.

Das Problem: Der Gesundheitsbereich ist in dieser Form nicht Bestandteil des bilateralen Kooperationsabkommens. Dass er darin aufgenommen wird, um förderungswürdig zu sein, darum will Henschel kämpfen. "Ich baggere jetzt rum", sagte er dieser Tage während seines aktuellen Namibia-Aufenthaltes. Das bedeutet Lobbyarbeit. Den namibischen Botschafter in Deutschland, Hanno Rumpf, weiß er schon hinter sich. Jetzt will er ein Gespräch mit dem Rektor des Polytechnikums führen, von dort soll das Thema zur Nationalen Planungskommission kommen. "Es muss auf die Tagesordnung", fordert Henschel resolut. Er ist sich sicher: Wenn die namibische Regierung dieses Konzept auf ihre "Wunschliste" bringt, dann wird es dafür im Rahmen der nächsten Verhandlungen auch Zustimmung geben. Dabei hängt von der Entscheidung noch viel mehr ab. So die Erstausbildung von Laboranten und Medizintechnikern am Polytechnikum. "Die Synergien wären einfach ideal, weil wir komplett ausgestattete Labore und Kabinette haben", sagt Vizerektor Schmitt. Er weiß: Stirbt das Weiterbildungsprojekt wegen mangelnder Finanzen, wird es auch nichts aus dem Konzept zur Erstausbildung. Und die medizinische Fakultät, für die das ein erster Schritt werden könnte, würde weiter in die Ferne rücken.