Linden-Museum digitalisiert „Beutekunst“
Ausstellungsstücke aus Namibia befeuern Kolonialismus-Debatte
Von Jannik Läkamp,
Windhoek
Zum Start würden rund 2000 Objekte präsentiert. Ziel sei es, perspektivisch den gesamten Sammlungsbestand zu digitalisieren und ohne Einschränkungen online verfügbar zu machen.
Allein aus Namibia stammen 416 der digitalisierten Exponate. Hierbei handelt es sich vor allem um Gebrauchsgegenstände wie etwa Gefäße und Tabakspfeifen, aber auch Peitschen und Waffen.
Das Linden-Museum entstand 1911, ein Großteil der ausgestellten Objekte hat einen kolonialen Hintergrund. Der frühere Umgang mit diesen Exponaten wird inzwischen kritisiert.
„Die Frage, wie wir mit Kulturgütern und anderen Objekten in unseren Sammlungen umgehen, die in kolonialem Kontext erworben wurden, wird immer stärker diskutiert - weit über die Museen hinaus. Auch in der Gesellschaft gewinnt das Thema an Relevanz, denn die Aufarbeitung der Vergangenheit ist immer Ausgangspunkt, um die Gegenwart zu verstehen. Mit der ‚Sammlung digital‘ des Linden-Museums kommen wir nun auch auf digitalem Wege unserer historischen Verantwortung nach“, sagte Kunststaatssekretärin des Landes Baden-Württemberg Petra Olschowski.
Die Ausstellung befeuert die Debatte über den Umgang zwischen Deutschland und Namibia hinsichtlich des kolonialen Hintergrundes der beiden Länder. Auch wird die Frage aufgeworfen, wem der Besitz der Exponate, oft „Beutekunst“ genannt, zusteht.
Bereits 2019 machte das Linden-Museum Schlagzeilen, als es Peitsche und Bibel des Nama-Anführers Hendrik Witbooi - beide Ausstellungsstücke waren als Schenkungen aus deutscher Hand an das Museum übergegangen - freiwillig an Namibia zurückgab. Nach geltendem Recht bestand kein Anspruch auf Rückgabe (AZ berichtete).
Anlässlich dieser Rückführung wurden erneut Forderungen laut, Deutschland müsse Reparationen dafür leisten, was Nama und Herero während der deutschen Kolonialherrschaft zustieß. Vertreter beider Volksgruppen und auch die deutsche Politik benutzen hierbei den völkerrechtlichen Begriff „Genozid“.
Laut Andreas Guibeb, dem bisherigen namibischen Botschafter in Deutschland, warte Namibia auf Antworten und Lösungsvorschläge sowie die amtliche Anerkennung der mit dem Genozid verbundenen Kolonialgeschichte.
Es sei an der Zeit, dass Deutschland, das sich jahrelang mit der eigenen Geschichte befasst habe, den Problemen Afrikas zuwende. Guibeb äußerte indessen Verständnis für die deutsche Sorge vor der rechtlichen Dimension des Genozids, „aber es gibt eine historische und moralische Verantwortung“.
Kritische Stimmen hingegen sehen die Debatte als überholt. Als anlässlich einer Spende der Bundesregierung über 250 Mio. N$ Fragen aufkamen, ob die Geldmittel „Teil der Wiedergutmachung an die Herero und Nama“ seien, wurde branchenintern diskutiert, ob sich Länder nicht eher aufgrund bestehender Gemeinsamkeiten und politischem Goodwill gegenseitig hälfen - auch wenn dies auf einer Kolonialgeschichte beruhe. Schließlich umfasse die namibische Geschichte ein ganzes Land und seine knapp 2,5 Millionen Einwohner, nicht nur die etwa 8% OvaHerero und ca. 4% Nama. In beiden Fällen unterstütze nicht die Gesamtheit dieser Bevölkerungsgruppen die wiederholten Forderungen gegen Deutschland.
Windhoek
Zum Start würden rund 2000 Objekte präsentiert. Ziel sei es, perspektivisch den gesamten Sammlungsbestand zu digitalisieren und ohne Einschränkungen online verfügbar zu machen.
Allein aus Namibia stammen 416 der digitalisierten Exponate. Hierbei handelt es sich vor allem um Gebrauchsgegenstände wie etwa Gefäße und Tabakspfeifen, aber auch Peitschen und Waffen.
Das Linden-Museum entstand 1911, ein Großteil der ausgestellten Objekte hat einen kolonialen Hintergrund. Der frühere Umgang mit diesen Exponaten wird inzwischen kritisiert.
„Die Frage, wie wir mit Kulturgütern und anderen Objekten in unseren Sammlungen umgehen, die in kolonialem Kontext erworben wurden, wird immer stärker diskutiert - weit über die Museen hinaus. Auch in der Gesellschaft gewinnt das Thema an Relevanz, denn die Aufarbeitung der Vergangenheit ist immer Ausgangspunkt, um die Gegenwart zu verstehen. Mit der ‚Sammlung digital‘ des Linden-Museums kommen wir nun auch auf digitalem Wege unserer historischen Verantwortung nach“, sagte Kunststaatssekretärin des Landes Baden-Württemberg Petra Olschowski.
Die Ausstellung befeuert die Debatte über den Umgang zwischen Deutschland und Namibia hinsichtlich des kolonialen Hintergrundes der beiden Länder. Auch wird die Frage aufgeworfen, wem der Besitz der Exponate, oft „Beutekunst“ genannt, zusteht.
Bereits 2019 machte das Linden-Museum Schlagzeilen, als es Peitsche und Bibel des Nama-Anführers Hendrik Witbooi - beide Ausstellungsstücke waren als Schenkungen aus deutscher Hand an das Museum übergegangen - freiwillig an Namibia zurückgab. Nach geltendem Recht bestand kein Anspruch auf Rückgabe (AZ berichtete).
Anlässlich dieser Rückführung wurden erneut Forderungen laut, Deutschland müsse Reparationen dafür leisten, was Nama und Herero während der deutschen Kolonialherrschaft zustieß. Vertreter beider Volksgruppen und auch die deutsche Politik benutzen hierbei den völkerrechtlichen Begriff „Genozid“.
Laut Andreas Guibeb, dem bisherigen namibischen Botschafter in Deutschland, warte Namibia auf Antworten und Lösungsvorschläge sowie die amtliche Anerkennung der mit dem Genozid verbundenen Kolonialgeschichte.
Es sei an der Zeit, dass Deutschland, das sich jahrelang mit der eigenen Geschichte befasst habe, den Problemen Afrikas zuwende. Guibeb äußerte indessen Verständnis für die deutsche Sorge vor der rechtlichen Dimension des Genozids, „aber es gibt eine historische und moralische Verantwortung“.
Kritische Stimmen hingegen sehen die Debatte als überholt. Als anlässlich einer Spende der Bundesregierung über 250 Mio. N$ Fragen aufkamen, ob die Geldmittel „Teil der Wiedergutmachung an die Herero und Nama“ seien, wurde branchenintern diskutiert, ob sich Länder nicht eher aufgrund bestehender Gemeinsamkeiten und politischem Goodwill gegenseitig hälfen - auch wenn dies auf einer Kolonialgeschichte beruhe. Schließlich umfasse die namibische Geschichte ein ganzes Land und seine knapp 2,5 Millionen Einwohner, nicht nur die etwa 8% OvaHerero und ca. 4% Nama. In beiden Fällen unterstütze nicht die Gesamtheit dieser Bevölkerungsgruppen die wiederholten Forderungen gegen Deutschland.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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