Leben im Teufelskreis

Eines der Straßenkinder erzählte kürzlich grinsend, dass er in deutscher Sprache nur ein Wort kenne: Arschloch. Das habe man ihm gegenüber geantwortet, als er in Windhoeks Stadtzentrum jemanden um Geld fragte. Vielleicht hat der Junge diese Reaktion verdient. Tatsächlich macht der nicht mal 12-Jährige einen ganovenhaften Eindruck - "bitte" und "danke" gibt es in seinem Wortschatz nicht. Und außerdem: Wer will schon diese kleinen Schurken unterstützen, die ihre Zeit mit Mausen totschlagen, anstatt zur Schule zu gehen?

Wahrscheinlicher ist aber, dass sich der Angebettelte um das Schicksal eines solchen Jungen noch nie Gedanken gemacht hat. Namibias Straßenkinder und Obdachlose werden einfachheitshalber als "lästige Gauner" abgetan. Fakt ist, dass sie tatsächlich oftmals Diebe sind. Fakt ist aber auch, dass wenn sie keine Familie mehr haben, kein Haus und Bett und deshalb auch keine Möglichkeit zur Schule zu gehen, geschweige denn zu arbeiten und Geld zu verdienen, sie in einem Teufelskreis stecken. Und in diesem Teufelskreis geht es hauptsächlich ums Überleben. Wenn Betteln nichts bringt, wird eben gestohlen.


Das Projekt "Suppenküche" der Allgemeinen Zeitung und des Republikeins kann die Obdachlosen nicht wirklich aus ihrer Misere retten. Aber wenn sie sich durch eine tägliche warme Mahlzeit und Kleidungsspenden unsererseits über Hunger und Kälte nicht mehr Sorgen machen müssen, ist ihnen eine Weile ungemein geholfen - und uns. Denn vielleicht unterlassen einige sogar das Klauen. Diesen Leuten macht das Stehlen keinen Spaß. Das ist eine weitverbreitete falsche Wahrnehmung. Was ihnen wirklich Freude bereiten würde, ist, die Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft mit uns genießen zu dürfen.


Von der "Suppenküche" profitieren nicht nur Obdachlose und Straßenkinder. Die Senioren des Altersheimes in Pionierspark erhalten für das Zubereiten der Suppe Geld. Wer also von der Not der Straßenkinder nicht überzeugt ist, der kann mit einer Spende für die "Suppenküche" immerhin die ebenfalls häufig mittellosen Alten unterstützen.


Den Schwächsten unserer Gesellschaft die nötige Aufmerksamkeit zu schenken, erfordert viel Zeit. Die hat nicht jeder, und das ist auch nicht Ziel unserer Bitte. Was aber fast alle unsere Leser haben, sind alte Kleidung, Decken, Nahrungsmittel und ein Auto, um ihre Spenden zur AZ zu bringen. Einige haben dies bereits gewiesen.