Lamentieren hilft nicht
Betrifft: Geschäftsmodel ist defekt (AZ 8.1.20)
Bei aller gebotenen Höflichkeit: Ich halte Minister Jooste für einen der größten Dampfplauderer in der Regierung. Viele lassen sich anscheinend beeindrucken, wenn Jooste mit Buzzwords wie „Hybrid Governance“ um sich wirft. Tatsächlich ist das alles nur heiße Luft. Der Mann ist mit seinem Ministerium seit vier Jahren für die Sanierung von Staatsbetrieben verantwortlich. Was hat er erreicht? Die Situation bei Air Namibia ist nach vier Jahren Jooste so desaströs und defizitär wie immer. Niemand erwartet Wunder nach zwei Wochen, aber in vier Jahren rein gar nichts bewirkt zu haben ist Schulnote 6- für Jooste. Alles was Jooste in dem Artikel sagt, sind wie gewohnt wohl klingende Allgemeinplätze, mit denen man aber keinen Millimeter bei Air Namibia vorankommt. Es ist richtig, dass sich Air Namibia in der Vergangenheit zuverlässig die ineffizientesten Maschinen hat andrehen lassen. Je nach Details (Route, Bestuhlung, Frachtaufkommen, u.v.m) haben A319 und A330-200 strukturell 10-15% Kostennachteil gegenüber A320 und A330-300 und noch mal 10-15% gegenüber aktuellen Modellen wie A320neo und A330-900neo. Aber wenn der Leasingvertrag noch bis 2025 läuft, dann kann man an dem Punkt nicht ansetzen und lamentieren hilft nicht. Genau so kann er ja wohlfeil eine „Führungskraft mit Weltklasseformat“ fordern. Air Namibia wird sie nie bekommen. Eine „Führungskraft mit Weltklasseformat“ tut sich so eine Zwergenfluglinie nicht an. Die hat anderswo ganz andere Möglichkeiten. Und vor allem kann Air Namibia Führungskräfte mit Weltklasseformat nicht bezahlen. Um wettbewerbsfähige Vergütungen für Topleute aus der Branche zu bezahlen, müsste Air Namibia 3-10% des Umsatzes für Vorstandsgehälter verwenden. Bei anderen (eben viel größeren) Airlines machen die Millionengehälter für den Vorstand meistens nicht mal ein Promille des Umsatzes aus. Für Air Namibia wären das dann wieder 3-10% neuer, zusätzlicher Kostennachteil und da beißt sich die Katze selbst in den Schwanz. In dieser Größe mit je 2-3 Flugzeugen von Modell A, B und C ist Air Namibia per se nicht lebensfähig. Im besten Fall kann man Verluste etwas eindämmen. Profitabel kann die Airline nicht werden. Die anderen Routen, auf denen Air Namibia profitabel wäre, die gibt es nicht. Theoretisch bleiben drei Optionen:
1. Air Namibia wird nicht nur saniert sondern in 5-6 Jahren auf eine lebensfähige Größe (mindestens das 3-4fache von heute) gebracht. Das wäre auch angesichts des kleinen Heimatmarktes mit enormen Risiken verbunden. Und dann sprechen wir über 10-30 Milliarden N$ an Finanzbedarf. Weil das Geld von Namibia nicht aufzubringen ist, scheidet diese Option wohl von vornherein aus.
2. Air Namibia mehrheitlich oder ganz an eine andere, größere und funktionierende Airline verkaufen (oder auch verschenken). Dann profitiert Air Namibia von deren kompetenten Management, ohne das Air Namibia die Kosten dafür stemmen muss. Vor allem profitiert Air Namibia dann von Skaleneffekten, ohne die es heute in der Luftfahrt nicht mehr geht. Ob es tatsächlich Interessenten für Air Namibia gibt, kann ich nicht beurteilen. Auch diese Lösung würde Namibia letztlich Geld kosten, weil jeder Investor vor einer Übernahme wohl auf einer (Teil-)Entschuldung bestehen würde.
3. Die Airline liquidieren. Das beschert Namibia dann sicher noch mal eine Abschlussrechnung über 3-4 Milliarden N$, weil der namibische Staat eben für so viele Verbindlichkeiten von Air Namibia direkt oder indirekt haftet. Jüngst sind ja gerade weitere 587 Millionen dazu gekommen, die der Staat zwar nicht Bailout nennen will, aber natürlich war es genau das. Es ist ausgeschlossen, dass Air Namibia das zurück zahlen kann und der Staat als Bürge wird das letztlich bezahlen müssen. Alle Ratingagenturen werden die 578 Millionen zurecht voll auf die Staatsschuld Namibias anrechnen. Letztlich wäre die Liquidation das berühmte Schrecken mit Ende: Kurzfristig extrem teuer und extrem schmerzhaft, aber langfristig billiger als die Airline.
Gernot Hoffmann, Berlin
Bei aller gebotenen Höflichkeit: Ich halte Minister Jooste für einen der größten Dampfplauderer in der Regierung. Viele lassen sich anscheinend beeindrucken, wenn Jooste mit Buzzwords wie „Hybrid Governance“ um sich wirft. Tatsächlich ist das alles nur heiße Luft. Der Mann ist mit seinem Ministerium seit vier Jahren für die Sanierung von Staatsbetrieben verantwortlich. Was hat er erreicht? Die Situation bei Air Namibia ist nach vier Jahren Jooste so desaströs und defizitär wie immer. Niemand erwartet Wunder nach zwei Wochen, aber in vier Jahren rein gar nichts bewirkt zu haben ist Schulnote 6- für Jooste. Alles was Jooste in dem Artikel sagt, sind wie gewohnt wohl klingende Allgemeinplätze, mit denen man aber keinen Millimeter bei Air Namibia vorankommt. Es ist richtig, dass sich Air Namibia in der Vergangenheit zuverlässig die ineffizientesten Maschinen hat andrehen lassen. Je nach Details (Route, Bestuhlung, Frachtaufkommen, u.v.m) haben A319 und A330-200 strukturell 10-15% Kostennachteil gegenüber A320 und A330-300 und noch mal 10-15% gegenüber aktuellen Modellen wie A320neo und A330-900neo. Aber wenn der Leasingvertrag noch bis 2025 läuft, dann kann man an dem Punkt nicht ansetzen und lamentieren hilft nicht. Genau so kann er ja wohlfeil eine „Führungskraft mit Weltklasseformat“ fordern. Air Namibia wird sie nie bekommen. Eine „Führungskraft mit Weltklasseformat“ tut sich so eine Zwergenfluglinie nicht an. Die hat anderswo ganz andere Möglichkeiten. Und vor allem kann Air Namibia Führungskräfte mit Weltklasseformat nicht bezahlen. Um wettbewerbsfähige Vergütungen für Topleute aus der Branche zu bezahlen, müsste Air Namibia 3-10% des Umsatzes für Vorstandsgehälter verwenden. Bei anderen (eben viel größeren) Airlines machen die Millionengehälter für den Vorstand meistens nicht mal ein Promille des Umsatzes aus. Für Air Namibia wären das dann wieder 3-10% neuer, zusätzlicher Kostennachteil und da beißt sich die Katze selbst in den Schwanz. In dieser Größe mit je 2-3 Flugzeugen von Modell A, B und C ist Air Namibia per se nicht lebensfähig. Im besten Fall kann man Verluste etwas eindämmen. Profitabel kann die Airline nicht werden. Die anderen Routen, auf denen Air Namibia profitabel wäre, die gibt es nicht. Theoretisch bleiben drei Optionen:
1. Air Namibia wird nicht nur saniert sondern in 5-6 Jahren auf eine lebensfähige Größe (mindestens das 3-4fache von heute) gebracht. Das wäre auch angesichts des kleinen Heimatmarktes mit enormen Risiken verbunden. Und dann sprechen wir über 10-30 Milliarden N$ an Finanzbedarf. Weil das Geld von Namibia nicht aufzubringen ist, scheidet diese Option wohl von vornherein aus.
2. Air Namibia mehrheitlich oder ganz an eine andere, größere und funktionierende Airline verkaufen (oder auch verschenken). Dann profitiert Air Namibia von deren kompetenten Management, ohne das Air Namibia die Kosten dafür stemmen muss. Vor allem profitiert Air Namibia dann von Skaleneffekten, ohne die es heute in der Luftfahrt nicht mehr geht. Ob es tatsächlich Interessenten für Air Namibia gibt, kann ich nicht beurteilen. Auch diese Lösung würde Namibia letztlich Geld kosten, weil jeder Investor vor einer Übernahme wohl auf einer (Teil-)Entschuldung bestehen würde.
3. Die Airline liquidieren. Das beschert Namibia dann sicher noch mal eine Abschlussrechnung über 3-4 Milliarden N$, weil der namibische Staat eben für so viele Verbindlichkeiten von Air Namibia direkt oder indirekt haftet. Jüngst sind ja gerade weitere 587 Millionen dazu gekommen, die der Staat zwar nicht Bailout nennen will, aber natürlich war es genau das. Es ist ausgeschlossen, dass Air Namibia das zurück zahlen kann und der Staat als Bürge wird das letztlich bezahlen müssen. Alle Ratingagenturen werden die 578 Millionen zurecht voll auf die Staatsschuld Namibias anrechnen. Letztlich wäre die Liquidation das berühmte Schrecken mit Ende: Kurzfristig extrem teuer und extrem schmerzhaft, aber langfristig billiger als die Airline.
Gernot Hoffmann, Berlin
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen