Kunst um der Kunst willen

Namafus multidisziplinäres Werk lebt von seinen fließenden Grenzen
WAZon-Redakteur
Von Nina Victoria Ebner, Windhoek

„Ich werde vom Leben inspiriert“, meint Namafu im Interview mit der AZ. Was sie damit nicht meint, ist das Erarbeiten realer Abbilder des Tatsächlichen oder Reproduktionen von Alltagserscheinungen. Vielmehr geht es um die kritische Auseinandersetzung mit dem, was sie erlebt, was sie umgibt und was sie persönlich bewegt. So finden sich in ihrem multidisziplinären Werk feministische Forderungen, kritische Auseinandersetzungen mit der Geschichte des eigenen Landes oder herausfordernde Zukunftsvisionen mit Science-Fiction-Charakter. Und manchmal geht es dann doch rein um die Ästhetik, denn Kunst dürfe auch manchmal einfach Kunst sein: „Ich gehöre zu den Menschen, die sich nicht gerne in eine Schublade stecken lassen. Es hängt einfach davon ab, was ich in diesem Moment kreieren möchte. Wenn ich über schwarze Männlichkeit sprechen will, dann werde ich das tun. Aber ich möchte auch in der Lage sein, Arbeiten zu schaffen, die nicht unbedingt etwas aussagen, sondern einfach nur da sind. Es ist einfach eine Geschichte. Es ist einfach Kunst“, betont die Lehramtsstudentin, die aktuell in Windhoek Deutsch und Englisch studiert. Ganz im Sinne der französischen Redewendung „l’art pour l’art“ (Kunst um der Kunst willen), die darauf anspielt, dass nicht hinter jeder Sache zwingend ein Zweck stehen muss.

Heute so und morgen anders

Gefragt nach der Relevanz der Kunst für das eigene Leben, ist Namafus Antwort eindeutig: „Ich liebe Kunst. Sie erfüllt meine Seele und gibt mir Energie.“ Dabei spricht sie von „Kunst in all ihren Formen“. Was künstlerische Disziplinen betrifft, sei ein Entweder-Oder-Denken sowieso überflüssig: „Ich glaube, ich habe das Verständnis entwickelt, dass fast alle Arten von Kunst in einer Weise zusammenfinden.“ Sie selbst versteht sich daher als multidisziplinäre Künstlerin und experimentiert abwechselnd mit Film, Fotografie und Literatur. „Es ist von allem etwas dabei” (It is like a dive into everything), fasst sie in aller Kürze zusammen.

Inspiration von Mr. Video

Schon als Kind war Namafu ein kreativer Kopf und fasziniert von der emotionalen Wirkung, die speziell der Film auf sie hatte. Große Freude herrschte, wenn der Vater es erlaubte, bei Mr. Video ausnahmsweise zwei Filme statt einem auszuborgen. Schon damals hatte sie eine Idee vor Augen: Sie wollte die Menschen auf die gleiche Art berühren und mitreißen, wie es die Filme bei ihr geschafft hatten. Im Erwachsenenalter wurden diese kindlichen Überlegungen dann mit Werken wie dem Kurzfilm „Mukomo“ (2020) umgesetzt, der vom Goethe-Institut und der Namibian Film Commission unterstützt wurde.

Ausgehend vom Bewegtbild entwickelte Namafu speziell im vergangenen Jahr die Neugierde für die Fotografie. Sie stellte sich dabei eine Frage: „Wie kann ich in dieser unbewegten Form Geschichten erzählen?“ Daraus entstanden professionelle Bilderserien und die erste eigene Ausstellung „Bright Eyes Into Afrofuturism“ im Herbst 2020 im Ausstellungsraum des Café Prestige in Windhoek. Momentan beschäftigt Namafu sich vermehrt - aber nicht ausschließlich - mit Literatur. Veröffentlichungen sollen folgen.

„Afrofuturismus“ im Fokus

Auch wenn sich Namafu weder bei der Wahl der behandelten Inhalte einschränken will, noch bei der Wahl der unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten von Kunst, gibt es etwas, worum viele ihrer Werke kreisen: Afrofuturismus. Dies sei ein kritischer Ansatz, bei dem „Kultur und Technologie ineinander übergreifen“, erklärt sie im Gespräch. Es gehe darum, diese beiden Aspekte in einer gemeinsame Geschichte zu vereinigen und sich zu fragen: „Wie stelle ich mir die Zukunft vor, wie könnte sie aussehen? Was tragen die Menschen? Was essen sie?“ Diese Überlegungen zu Entwicklungen der menschlichen Welt müssen dabei keiner strengen Logik folgen, denn nach kurzem Nachdenken ergänzt Namafu, dass unter Technologie durchaus auch fantasievolle Science-Fiction-Elemente verstanden werden können: „Es ist Geschichtenerzählen. Es geht darum, sich vorzustellen, wie es möglicherweise sein könnte.“

Namafu sieht sich selbst noch in einer Phase des Entdeckens, was Afrofuturism für sie selbst bedeuten kann, wie sie die einfache Rechnung von Kultur plus Technologie in ihrem Kunstschaffen ausdrücken kann. „Ich bin ständig am Ausloten der Möglichkeiten“, meint sie. Das Interesse am Thema entfachte in den letzten zwei Jahren. Die Künstler Masiyaleti Mbewe, Trevor Stuurman und Manthe Ribane haben ihr erste Impulse gegeben, von Vorbildern oder Musen will sie aber nicht sprechen. Sie mache etwas ganz Eigenes aus der Idee des Afrofuturismus, indem sie ihre Fotografien, Filme oder Texte persönliche Geschichten erzählen lasse - mit offenem Ende.

Über die Schönheit von Wasser

Die erste Ausstellung ihrer Fotografien fand vergangenen Herbst in Windhoek statt. Organisiert vom künstlerischen Team des Café Prestige und der Kuratorin Hildegard Titus stellte Namafu die in den Medien stark beachtete Fotoserie „Bright Eyes Into Afrofuturism“ aus, eine Auseinandersetzung mit den Traditionen der Ovambo im Norden. Alles unter dem Dach einer Frage: Was erblickt man, wenn man seinen Blick in die Zukunft richtet, ohne die Vergangenheit aus den Augen zu verlieren?

Für das Gespräch mit der AZ suchte die junge Künstlerin Foto-Beispiele aus ihrem Repertoire aus, die neuer und unbekannter sind, für ihre künstlerische Entwicklung aber prägend. Unter ihnen etwa ein Bild mit dem Titel „Omwenyo“ (Swakopmund, 2020) - übersetzt bedeutet das „am Leben sein“ oder einfach „Leben“. Im Fokus der Fotografie steht das Element Wasser, das für Namafu mehr ist als nur überlebensnotwendig: „Wenn ich am Meer sitze und die Atmosphäre von etwas einsauge, das ein Symbol der Hoffnung, der Freiheit, der Unendlichkeit, der Unbegrenztheit sein kann - dann fügt sich alles in dieser Idee von Wasser zusammen.“ Namafu beleuchtet in ihrem Kunstschaffen die selbstverständlichen Gegebenheiten des Lebens und zeigt damit auf, wo das glatte Gesamtbild brüchig ist, wo Platz für Fragen und Interventionen bleibt. Ist es bei „Omwenyo“, das Wasser, das unerwartet zum Gegenstand der Kunst wird, ist es in anderen Werken das Erwachsenwerden („Chrysalis“, Swakopmund, 2020) oder die Suche nach dem eigenen Platz in der Gesellschaft („Print“, Swakopmund, 2020).

Lange To-Do-Liste

Namafu Amutse hat sich in Namibia in Künstlerkreisen einen Namen gemacht. Für die nächsten Jahre setzt sie sich das Ziel, auch in anderen Ländern stärker sichtbar zu werden. „Ich würde gerne reisen und meine Arbeit auch im Ausland vorstellen, meine Geschichten aus Namibia in die Welt tragen“, sagt sie. Dabei geht es ihr selbstverständlich um Ausstellungen in ausländischen Galerien, aber auch um den Austausch mit Künstlern und Künstlerinnen aus anderen Landes- und Kulturkreisen an sich - das berühmte Netzwerken. Es ist eben die kommunikative Funktion von Kunst, die Namafu fasziniert: „Ich denke schlussendlich kommt es auf den Austausch mit anderen Menschen an. Wenn sie wertschätzen, was du mit deiner Kunst umsetzen willst, ist es das ehrlich gesagt alles wert.“ Namafu will mit ihrer Kunst bewegen und das Innerste jedes Menschen ansprechen, ob ihr das gelingt, muss jeder Betrachter selbst entscheiden.

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Allgemeine Zeitung 2024-04-27

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