Komm an meine Wange
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Wie ein Tänzer den Namibiern Kizomba schmackhaft machen will
WAZon-Redakteur
Von Antonia Hilpert, Windhoek

Als Teenager hat er beim Tanzen einen Korb bekommen, den er nicht mehr vergessen sollte. „Sie behauptete, sie müsse kurz auf die Toilette. Ich sah dann, wie sie auf dem Weg dorthin von einem anderen Mann zum Tanzen aufgefordert wurde – und einwilligte!“, erzählt Tanzlehrer Armando João schmunzelnd. „Damals habe ich entschieden, nie wieder so langweilig zu tanzen, dass mir eine Frau davonläuft.“

Der Tanz, um den es geht, nennt sich Kizomba und ist ein Paartanz aus Angola. Das Wort „Kizomba“ ist Kimbundu, eine in Nord-Angola beheimatete Bantusprache, und bedeutet übersetzt Party oder Fest. Der Tanz hat sich laut João in den 1960er Jahren aus dem angolanischen Tanz Semba entwickelt. Der wurde damals demnach eher von den Erwachsenen getanzt – die Jugendlichen wollten sich abheben und etablierten mit Kizomba eine leidenschaftlichere Version des Sembas. Getanzt werde Kizomba vor allem bei Hinterhofpartys in Angola oder auf der Straße.

Auf Papas Füßen gelernt

Schon als kleines Kind hat João, dessen Familie aus Angola stammt, die Grundschritte des Kizombas gelernt. „Mein Papa und meine Tante haben mich auf ihre Füße gestellt und mich so durch den Tanz geführt“, erinnert er sich. Im Jugendalter – insbesondere nach seinem Korb – begann João sich intensiver mit dem Tanz zu beschäftigen. Auf Partys in Angola schaute er sich besondere Tanzschritte und Drehungen bei seinen Freunden ab und übte pausenlos – alleine in seinem Zimmer oder mit seiner Schwester, die er liebevoll als „Testobjekt“ bezeichnet.

Heute ist João Tanzlehrer an der Forever Dance Academy in Windhoek und hat sich zur Aufgabe gemacht, Kizomba in seinem Geburtsland Namibia populärer zu machen. Denn obwohl Namibia ein Nachbarland Angolas ist, wird Kizomba hier kaum getanzt, sagt er. João glaubt, dass viele Namibier eine falsche Vorstellung von dem Tanz haben. Dadurch, dass Kizomba sehr eng getanzt wird, herrsche der Irrglaube, dass sie den Tanz nur mit ihrem Partner tanzen können, weil er zu „sexy“ sei. João spricht von einer „mentalen Hürde“. Kizomba könne aber jeder mit jedem tanzen – egal ob Schwester oder Bruder, Freund, Partner oder Fremder.

Das Geheimnis: Kopf ausschalten

Insgesamt existieren vier Tanzstile, oft verbinden Menschen Kizomba aber nur mit einem, erklärt João die Skepsis mancher Leute. Nämlich mit „Tarraxinha“ dem leidenschaftlichsten aller Stile, bei dem die langsamen Hüftbewegungen der Tanzpartner zu verschmelzen scheinen. Gleichzeitig sei er aber auch der einfachste. Daneben gibt es noch „Passada“, die klassische Version mit verschiedenen Drehungen und „Quadradinho“ und „Ventoinha“, ebenfalls zwei sinnliche Tanzstile.

Dennoch leben alle Kizomba-Stile von ausgeprägtem Körperkontakt, so João: Oft wird beispielsweise Wange an Wange getanzt, auch die Beine der Tanzpartner berühren sich häufig. Schwer zu erlernen ist Kizomba aber nicht. Der Grundschritt sei lediglich eine Gewichtsverlagerung von links nach rechts. Der Rest sei dann völlig frei: Der führende Part, in der Regel der Mann, kann beliebig Drehungen und Tanzfiguren angeben. Frauen, die feste Schrittfolgen von anderen Tänzen gewöhnt sind, müssen sich da oft ein bisschen umstellen. „Die Frau muss die Kontrolle abgeben, den Kopf ausschalten und sich einfach führen lassen“, sagt João. Der Tanzpartner zeige ihr durch leichte Druckausübung per Hand, Bein oder Stirn, die nächsten Bewegungen und Schritte an. Wer möchte, kann die Augen schließen, sagt João, manchen falle das Loslassen so leichter.

Nicht Jeder hat Rhythmus im Blut

Kizomba zu unterrichten, ist Joãos Leidenschaft. Der Tanz sei für ihn ein Teil seiner Identität. „Die schönsten Momente sind die, wenn Schüler ganz aus dem Häuschen sind, weil sie selbst kaum glauben können, dass sie es hinbekommen haben und tatsächlich Kizomba tanzen“, so João. Er erlebt aber auch Schüler, die zu hart zu sich selbst sind und aufgeben wollen, weil sie vielleicht länger brauchen als andere. Dann versucht João zu motivieren. Schließlich habe nicht jeder von Anfang an den Rhythmus im Blut. „Auch Afrikaner nicht“, fügt João lachend hinzu. „Aber jeder kann es lernen.“

Getanzt wird Kizomba auf die gleichnamige Musik. Sie zeichnet sich laut João durch langsame rhythmische Elemente und einen konstanten Beat aus und sei sehr romantisch und sinnlich. Die Songs handeln demnach immer von der Liebe. In den Texten gehe es um große Gefühle, Beziehungen, Betrug und Enttäuschung. Beim Semba gehe es in den Songtexten dagegen vorrangig auch um Politik und Gesellschaftsthemen. Momentan tanzt João übrigens am liebsten auf „Euclides da Lomba“ von Desejo Malandro.

Jeden Samstag und Sonntag zwischen 15 und 16 Uhr gibt João im „Fitness 4 Africa“ in Windhoek Tanzkurse für Anfänger, zwischen 16 und 17 Uhr dann für Fortgeschrittene. Einen Partner muss man nicht unbedingt mitbringen. Außerdem finden jeden Donnerstag die „Kizomba Social Nights“ im Loft in Windhoek statt. Dort kann jeder vorbeikommen und Kizomba in ungezwungener Atmosphäre ausprobieren – einen Dresscode gibt es bei dem Tanz übrigens nicht. Am Samstag, 27. Oktober, gibt’s im Restaurant des Unabhängigkeits-Museums in Windhoek außerdem eine Kizomba-Halloween-Party, bei der im Gruselkostüm getanzt wird. Los geht’s dort um 20 Uhr.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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