Kleine Überraschung im Poesiealbum
Wie schön, das Poesiealbum meiner Großmutter ist wieder aufgetaucht. Ich schlage das kleine braune Büchlein auf und tauche in eine längst vergessene Welt ein: „Möge dies Büchlein Dir, liebe Inge, eine liebe Erinnerung sein. Deine Schwester Kitty. Weihnachten 1938.“ Nostalgie pur. Omi war bestimmt mächtig stolz auf dieses kleine Büchlein und reichte es eifrig an ihre Mitschüler in Swakopmund weiter. Kleine Gedichte und Weisheiten für ein gutes Leben sind darin festgehalten. Das Album von Omi ist im Vergleich zu anderen Alben aber richtig grau und reizlos, obwohl auch fast jede rechte Seite beschrieben ist. Dennoch gibt es keine Aufkleber, Glanz- oder Glitzerbilder. Vielleicht mangelte es aufgrund des bevorstehenden Zweiten Weltkrieges bereits an so schönen aber doch nutzlosen Sachen wie Aufklebern und Glanzbildern. Hingegen zeichneten zwei der Freunde wunderschöne Bilder. Ich konnte gar nicht ahnen, was für ein Geheimnis das kleine Buch für mehr als 80 Jahre zwischen seinen Seiten geheim hielt. Eins der Bilder stammte von Konrad (Konnie) Zander. Als ich den Namen recherchierte, entdeckte ich, dass es sich bei ihm um einen künstlerisch aktiven Farmer aus Namibia handelte, der sogar eine eigene Ausstellung in Göttingen hatte. Es ist für mich Aufregung pur zu wissen, dass meine liebe Omi mit ihm befreundet war und dass eines seiner schönen Bilder in ihrem Album verewigt ist.
Yvonne Roodt
Yvonne Roodt
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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