Kinder erleben Papagenos Abenteuer
Schnell ist die Maske richtig gerückt und die Kleine marschiert ab in die Aufführungshalle des Goethe-Zentrums in Windhoek. Nach nur wenigen Minuten dringen wohlbekannte Töne der Zauberflöte nach draußen. Jetzt heißt es schnell reingehen, denn eine Stunde voll schöner Musik, die vom Flötisten Hans-Peter Drobisch und der Pianistin Cordula Weiß vorgetragen wird, lustigen Szenen und überraschenden Begegnungen warten. In der Mitte des Saals steht Udo Kaiser mit einem verschmitzten Gesicht, um ihn herum sitzen erwartungsvoll rund 50 Kinder im Kreis. Jedes ist mit einem Attribut ausgestattet: so werden aus Papier gefertigte Schnäbel, Hüte und Masken getragen, andere sind mit gelben und roten Kreppbändern geschmückt und wieder andere tragen raschelnde grüne Plastiksäcke und OP-Häubchen. All diese Dinge wurden eine Stunde vorher von den Kindern selbst geschmückt und hergestellt. Sie durften sich aussuchen, ob sie zum Beispiel einen Vogel, Feuer, ein wildes Tier oder lieber Wasser sein wollten. Endlich geht es richtig los. Udo Kaiser beginnt die Abenteuer des Vogelfängers Papageno mit der Geschichte des Prinzen Tamino, der mit Hilfe dreier Dienerinnen der Königin der Nacht vor einer Riesenschlange gerettet wird. Dabei tänzelt Kaiser leichtfüßig vor zwölf Kindern her, die in einem langen, grünen Tuch, in dem sie vorher Löcher für ihre Köpfe geschnitten hatten, die Riesenschlange bildeten. "Zu Hilfe, zu Hilfe denn sonst bin ich verloren...!" Auf einmal ist der Saal mit der Stimme Kaisers erfüllt. Kein Wunder, denn dieser Mann kann nicht nur wunderbar mit Kindern umgehen, sondern er ist auch ein professioneller Opernsänger, an der Münchner Staatsoper zu Hause, und außerdem leitet er seit 30 Jahren das Musiktheater in München. "Eigentlich bin ich ja nach Namibia gekommen, weil ich hier vier Wochen Urlaub machen wollte", so erzählt er lächelnd in einem Interview mit der AZ. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Seine Nichte Alexia Krug von Nidda, die beim deutschen Entwicklungsdienst (DED) arbeitet hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit es ihrem Onkel nicht langweilig wird. Das "Urlaubsprogramm" beinhaltete neben dieser Vormittagsveranstaltung auch ein Konzert im Windhoeker Restaurant Nice. Außerdem will er noch zu dem Verein für Kinder mit Hörschwierigkeiten (Clash). Dort möchte er vor allem ein wenig mit den Erziehern arbeiten. Doch Kaiser zieht es vor allem zu Kindern. Der Tenor, der gleichzeitig auch Musiktherapeut ist, arbeitet viel mit schwerstbehinderten Kindern. "Ich will versuchen vor allem Kindern aus den sogenannten Randzonen die Musik näher zu bringen." Gerade an Schulen, wird es immer wichtiger, die Kinder und Jugendlichen mit einzubeziehen. "Ich habe beobachtet, dass die Kinder und Jugendlichen in Deutschland sich inzwischen in einer Kunstsprache unterhalten. Sie haben immer mehr Schwierigkeiten, sich ihrer Umwelt mitzuteilen." Die bisherigen Erfahrungen mit den Kindern in Namibia lassen ihn beinahe schwärmen: "Ich habe das Gefühl, das die Kinder hier viel schneller etwas annehmen, sie verhalten sich hier viel disziplinierter und höflicher". Vielleicht nimmt Udo Kaiser schöne Erfahrungen mit nach Hause, so wie er den Kindern und seinen Zuhörern hier wunderschöne Erfahrungen gegeben hat.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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