Jenseits in Afrika
Die Waffenruhe in Liberia, dem Epizentrum der Instabilität in Westafrika, liegt erneut in Trümmern.
Abermals sind heftige Kämpfe zwischen der Regierung von Charles Taylor, einem international gesuchten Kriegsverbrecher, und den kaum weniger blutrünstigen Rebellen der Lurd - Liberians United for Reconciliation and Democracy - in den Vororten der Hauptstadt Monrovia entbrannt. Dies ist nicht nur für
Liberia, sondern für die ganze Region ein herber Rückschlag. Denn angesichts der äußerst labilen Lage könnte schon ein kleiner Funken einen regionalen Flächenbrand entfachen.
Während Liberia mit jedem Tag weiter ausblutet und das Flüchtlingselend eskaliert, zögert die auswärtige Welt, sich nach der Elfenbeinküste und dem Kongo an einem weiteren Konflikt in Afrika zu beteiligen. Zwar haben die USA einige Soldaten zum Schutz ihrer Botschaft nach Liberia entsandt, aber offenbar will Washington die zur Befriedung des Landes geplante westafrikanische Friedenstruppe wenn möglich nur logistisch oder mit einem kleinen Kontingent unterstützen - und das auch erst dann, wenn afrikanische Soldaten vor Ort sind.
Die Entscheidung, mit mehr Nachdruck in Liberia zu intervenieren, fällt US-Präsident Bush vor allem deshalb so schwer, weil die Amerikaner noch immer von dem gescheiterten Einsatz 1993 in Somalia traumatisiert sind,
bei dem 18 ihrer Soldaten starben. Seit dieser Demütigung will die USA vor allem eines vermeiden: eine direkte Beteiligung eigener Soldaten an den vertrackten Konflikten in Afrika. -Inzwischen fordert die Besatzerrolle im Irak auch amerikanische Blutopfer. -
Auch sind in Liberia keine strategische Interessen der USA bedroht. Hier, in einem der verkommensten Staaten der Welt, ist kaum mehr zu holen, als etwas Eisenerz und ein paar Edelhölzer. Es gibt also keinen realen Grund zum Eingreifen außer dem moralisch-historischen: Liberia wurde 1847 quasi von Amerika gegründet - als Heimstatt für befreite Sklaven. Und vielleicht ist auch etwas Reue dabei: Mörder wie Charles Taylor waren schließlich, wie viele andre Schreckensherrscher in Afrika, stets nützliche Figuren auf dem
Schachbrett des Kalten Krieges.
Wie die Europäer im Kongo, stehen auch die USA in Liberia vor einem Dilemma besondrer Art: Obwohl sie von allen Seiten zum Einsatz gedrängt werden, geht es den Konfliktparteien dort fast ausnahmslos um Plünderung und Mord. Eine schnelle Lösung der Lage ist deshalb auch nicht zu erwarten; zur Lösung afrikanischer Kriege braucht es einen langen Atem - und ein entsprechend langfristiges Engagement.
Auf der andren Seite kann es sich Amerika auf Dauer kaum leisten, sein Augenmerk nur auf den internationalen Terrorismus zu legen. Auch wenn Washington natürlich nicht allen Völkern der Erde helfen kann und die eigenen Ressourcen im Irak bereits über Gebühr strapaziert sind, könnte es schlimme Folgen haben, sich in Liberia aus der Verantwortung zu stehlen - und wie beim Völkermord in Ruanda vor neun Jahren, nur achselzuckend zu- oder wegzuschauen. Denn gerade durch das Ignorieren humanitärer Desaster wie jetzt in Liberia wird letzten Endes genau jene Instabilität kreiert, die später den Nährboden des Terrorismus bildet.
Abermals sind heftige Kämpfe zwischen der Regierung von Charles Taylor, einem international gesuchten Kriegsverbrecher, und den kaum weniger blutrünstigen Rebellen der Lurd - Liberians United for Reconciliation and Democracy - in den Vororten der Hauptstadt Monrovia entbrannt. Dies ist nicht nur für
Liberia, sondern für die ganze Region ein herber Rückschlag. Denn angesichts der äußerst labilen Lage könnte schon ein kleiner Funken einen regionalen Flächenbrand entfachen.
Während Liberia mit jedem Tag weiter ausblutet und das Flüchtlingselend eskaliert, zögert die auswärtige Welt, sich nach der Elfenbeinküste und dem Kongo an einem weiteren Konflikt in Afrika zu beteiligen. Zwar haben die USA einige Soldaten zum Schutz ihrer Botschaft nach Liberia entsandt, aber offenbar will Washington die zur Befriedung des Landes geplante westafrikanische Friedenstruppe wenn möglich nur logistisch oder mit einem kleinen Kontingent unterstützen - und das auch erst dann, wenn afrikanische Soldaten vor Ort sind.
Die Entscheidung, mit mehr Nachdruck in Liberia zu intervenieren, fällt US-Präsident Bush vor allem deshalb so schwer, weil die Amerikaner noch immer von dem gescheiterten Einsatz 1993 in Somalia traumatisiert sind,
bei dem 18 ihrer Soldaten starben. Seit dieser Demütigung will die USA vor allem eines vermeiden: eine direkte Beteiligung eigener Soldaten an den vertrackten Konflikten in Afrika. -Inzwischen fordert die Besatzerrolle im Irak auch amerikanische Blutopfer. -
Auch sind in Liberia keine strategische Interessen der USA bedroht. Hier, in einem der verkommensten Staaten der Welt, ist kaum mehr zu holen, als etwas Eisenerz und ein paar Edelhölzer. Es gibt also keinen realen Grund zum Eingreifen außer dem moralisch-historischen: Liberia wurde 1847 quasi von Amerika gegründet - als Heimstatt für befreite Sklaven. Und vielleicht ist auch etwas Reue dabei: Mörder wie Charles Taylor waren schließlich, wie viele andre Schreckensherrscher in Afrika, stets nützliche Figuren auf dem
Schachbrett des Kalten Krieges.
Wie die Europäer im Kongo, stehen auch die USA in Liberia vor einem Dilemma besondrer Art: Obwohl sie von allen Seiten zum Einsatz gedrängt werden, geht es den Konfliktparteien dort fast ausnahmslos um Plünderung und Mord. Eine schnelle Lösung der Lage ist deshalb auch nicht zu erwarten; zur Lösung afrikanischer Kriege braucht es einen langen Atem - und ein entsprechend langfristiges Engagement.
Auf der andren Seite kann es sich Amerika auf Dauer kaum leisten, sein Augenmerk nur auf den internationalen Terrorismus zu legen. Auch wenn Washington natürlich nicht allen Völkern der Erde helfen kann und die eigenen Ressourcen im Irak bereits über Gebühr strapaziert sind, könnte es schlimme Folgen haben, sich in Liberia aus der Verantwortung zu stehlen - und wie beim Völkermord in Ruanda vor neun Jahren, nur achselzuckend zu- oder wegzuschauen. Denn gerade durch das Ignorieren humanitärer Desaster wie jetzt in Liberia wird letzten Endes genau jene Instabilität kreiert, die später den Nährboden des Terrorismus bildet.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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