Im Volleyball ist Scholze überall zu Hause

Praktikant Sport
Wer Christian Scholze beim Volleyball beobachtet, sieht es sofort: der Mann weiß was er tut. Mit 1,96 m Körpergröße bringt er ideale Voraussetzungen mit. Dazu hat er ein geschultes Auge, besitzt eine feine Technik, ist taktisch bestens ausgebildet und auf dem Feld eine Erscheinung. Ehrgeiz, Motivation, Siegeswille und Fitness – all das passt. Und dennoch, irgendetwas stimmt nicht.

Das Problem: kaum jemand bekommt das Können des 27-Jährigen noch zu Gesicht. Vor rund zehn Jahren musste der Deutsche, damals ein hoffnungsvolles Talent mit Profi-Potenzial, seine Karriere einstellen – zumindest im Leistungssport. Heute spielt und trainiert er nur noch sporadisch, immer noch auf hohem Niveau, aber keineswegs leistungsorientiert. Die Knie und der Rücken machten im frühen Alter nicht mehr mit. Dennoch kann er nicht von seiner großen Leidenschaft, dem Volleyball lassen. Auch wenn er weiß, dass die Schmerzen nach jeder Einheit wiederkommen.

Die Anfangsszene ist dennoch nicht ausgedacht. Ganz im Gegenteil. Die Beobachtungen sind vom Oktober, als Scholze beim Masters in Swakopmund, der letzten Runde der nationalen Beachvolleyball-Serie, an der Seite von Andriko von Ludwiger bis ins Finale stürmte und erst dem nationalen Top-Duo Jan-Eric Sack und Tin Hlupic unterlegen war.

„Beim Beachvolley ist es nicht ganz so schlimm”, so Scholze damals mit Blick auf seine Knie. Die Narbe rechts ist nicht zu übersehen. Und sie ist einer der Gründe, weshalb der junge Mann sein Karriere frühzeitig einstellen musste. „Den Anfang der Saison 2006/07 habe ich noch gespielt, doch dann musste ich am Knie operiert werden und fiel den Rest der Spielzeit aus”, erinnert sich Scholze. Es folgten Beschwerden im anderen Knie, im Rücken, der Schulter und trotz Reha und langer Pause erreicht er nie wieder die gewünschte körperliche Fitness. „Ich habe damals eine Ärzte-Odysse in Süddeutschland hinter mich gebracht, doch die Gründe für meine Schmerzen wurden nie richtig identifiziert. Es ist wohl eine Kombination von verschiedenen Dingen im muskulären Bereich”, sagt Scholze.

Als das Abitur anstand, entschied er sich dazu aufzuhören. „Auf Top-Niveau ging es nicht mehr und auf niedrigerem Niveau wollte ich nicht spielen”, so seine Begründung. Kein Wunder, schließlich war er auf dem Weg nach ganz oben.

Scholze begann als zehn-jähriger in der E-Jugend des VfB. Zuvor hatte er mit seinem Vater, ebenfalls ein guter Volleyballer, und seinem Bruder, einen eigenen Verein im Heimatdorf Ankenreute gegründet. Als Jugendlicher zog er zu Gasteltern am Bodensee, um sich die Fahrerei nach Friedrichshafen, etwa 35 Kilometer, zu ersparen. Er durchlief alle Jugendteams und spielte bereits mit 13 Jahren parallel in Senioren-Teams des Deutschen Rekordmeisters und Rekordpokalsiegers.

„Er ist sehr intelligent”, sagte in der B-Jugend sein Trainer Helmut Zirk über ihn und machte Scholze zum Kapitän. „Seit vielleicht 15 Jahren hatten wir nicht eine so stark besetzte Meisterschaft in der B-Jugend. Hier wird auf einem sehr guten Niveau gespielt”, urteilte Zirk damals über das Team um Scholze. Viele von seinen damaligen Teamkollegen spielen heute in der Bundesliga und sind Nationalspieler.

Als 16-Jähriger ging es dann zu den „YoungStars”, dem VfB-Nachwuchsteam in der 2. Bundesliga. „In der 2. Bundesliga spielen hat schon seinen Reiz”, sagt Scholze damals gegenüber dem Südkurier, der daraus 2005 eine Überschrift machte.

Viele von seinen damaligen Teamkollegen spielen heute in der Bundesliga und sind Nationalspieler. René Bahlburg, Thilo Späth, Fabian Kohl oder Markus Steuerwald sind ehemalige Weggefährten aus dieser Zeit. Dennis Kaliberda oder Christian Fromm Gegner vom Konkurrenten aus Berlin, mit denen sich Scholze oft duellierte. Kaliberda, Fromm und Steuerwald sind heute Stammspieler in der Nationalmannschaft und schlagen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen für Deutschland auf.

„Natürlich tut es manchmal weh, ehemalige Mitspieler und Freunde im Fernsehen oder live spielen zu sehen. Man stellt sich ab und zu die Frage, was passiert wäre, wenn die Verletzungen nicht aufgetreten wären. Im Spitzensport gehören Verletzungen leider genauso mit zum Geschäft wie Erfolge und nur die Wenigsten schaffen letztlich den Sprung nach ganz oben, ich habe persönlich meinen Frieden damit gemacht und freue mich, in anderer Funktion dem Sport verbunden zu sein“, so Schulze.

Denn auch wenn der Körper streikte, Scholze hat seinen Weg im internationalen Volleyball beschritten und ist heute als technischer Berater von Namibias Verband, NVF, tätig. Als solcher ist er seit Samstag und bis zum 20. Dezember wieder in Swakopmund unterwegs. Dort findet die Zone 6 Club-Meisterschaft statt (AZ berichtete). Scholze ist ein wichtiger Bestandteil der Organisation des Turniers, bei dem rund 350 Spieler von etwa 25 Vereinen aus zehn südafrikanischen Ländern dabei sind.

„Es ist eins unserer Ziele, so viele Teams wie möglich dabei zu haben”, so Scholze. „Aus früheren Jahren hat das Turnier in Sachen Organisation und Abwicklung leider ein negatives Image. Wir wollen ein gut organisiertes Event durchführen, dass ist unser Anspruch.” Dadurch verspricht er sich, den Volleyball-Sport in Afrika generell, aber vor allem in Namibia weiter vo­ranzubringen. „Na klar, dass ist mir ein persönliches Anliegen”, so Scholze im Interview mit der AZ. Was ihn genau in Swakop erwarten würde wusste er vorher nicht, aber in der Spielstätte, der Multifunktionshalle „The Dome”, haben Scholze und seine Kollegen vom Verband ihre Schaltzentrale eingerichtet. „Ich bin dann ein bisschen für alles mögliche zuständig, Ansprechpartner für die Teams, kümmere mich um deren Einquartierung und Versorgung oder das sie vom Flughafen abgeholt werden”, so Scholze, der seit Februar für den NFV tätig ist. „Den Kontakt habe ich selber aufgenommen. Warum sie sich für mich entschieden haben weiß ich nicht, aber anscheinend hat sie mein Lebenslauf und mein Wissen in Sachen Volleyball überzeugt”, sagt der Mann, der bereits in Australien, Dänemark, Frankreich und Großbritannien gelebt hat.

„Durch seine ergiebige erfahrung im Volleyball und seiner beruflichen Ausbildung hat Christian Scholze sich sehr gut in die Kultur im namibischen Verband eingearbeitet. Der Volleyball Verband kann sich äußerst glücklich schätzen, einen solch engagierten und resourcevollen Mitarbeiter zu haben”, so Günter Rust, Vorsitzender des NVF.

„Ich fühle mich wohl in Namibia”, so Scholze. Sein Vertrag läuft noch für weitere zwei Jahre. Was dann kommt weiß er noch nicht, könnte sich aber vorstellen länger zu bleiben. „Ziel ist es, die Strukturen im Verband weiter zu verbessern”, so Scholze. Für 2017 hat er dazu bereits konkrete Projekte im Auge. So will er beispielsweise die Internetseite des NFV neugestalten. Hierfür konnte er bereits seine guten Kontakte zum deutschen Volleyball nutzen und über eine kleine Spendenaktion ca. 3500 Namibia Dollar von seinen ehemaligen Mitspielern bei den YoungStars sammeln, um die Kosten für die neue Homepage decken zu können.

Weiterhin will er mehr Sponsoren für den Verband finden und außerdem die Schulen und die neuen, dezentralisierten Leistungszentren im Land besuchen. „Das habe ich bisher noch nicht geschafft”, sagt Scholze, der sein Wissen außerdem noch mehr in praktischen Schulungen von Spielern und Trainern einbringen will. Derzeit coacht er nebenbei auch die 1. Herren des Sportklub Windhoek. Vielleicht geht er irgendwann auch eine Trainerausbildung an, denn er kann sich durchaus vorstellen, so dem Volleyball dauerhaft verbunden zu bleiben. Ein großes persönliches Anliegen ist es ihm auch, seine bestehenden Kontakte nach Deutschland zu intensivieren. „Es wäre toll, wenn deutsche Vereine, vielleicht sogar Friedrichshafen irgendwann hierher ins Trainingslager kommen”, so Scholze.

Zunächst geht es für ihn aber erstmal in die andere Richtung. Zu Weihnachten fliegt er in seine Heimat, um im Kreise seiner Familie und mit Freunden die Feiertage zu verbringen. Dauerhaft zieht es ihn aktuell allerdings nicht zurück. Dafür hat er in Namibia noch zu viel vor. Zunächst natürlich einen reibungslosen Ablauf des Turniers in Swakopmund. Und wer weiß, womöglich steht er irgendwann, irgendwo mal wieder auf dem Platz. Wenn das der Fall ist, hingehen und zuschauen – es lohnt sich.



Ruwen Möller

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-03-28

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