"Ich kann auch ohne den Müll cool sein"

In Deiner AZ-Kolumne konnte man in den letzten Wochen lesen, wo Du Dich überall rumtreibst: Spanien, Norwegen, Deutschland - wann ist der "NamBoy" eigentlich noch in Namibia?

EES: Ich reise drei- bis viermal im Jahr nach Namibia, immer für etwa zwei Wochen. Klar könnte ich öfter hier her kommen, ich limitiere das aber bewusst, weil ich die Nam-Flava-Kultur in die Welt bringen will. Und dafür muss ich natürlich raus aus dem Land und woanders hingehen.

Das klingt nach Sendungsbewusstsein: "Nam-Flava für die Welt". Aber was bedeutet das praktisch?

EES: Zum einen natürlich meine Musik, die Mischung aus Kwaito, Afro-Pop, Reggae und Hip Hop. Aber auch das namibische Lebensgefühl: Alles etwas lockerer angehen, Freiheit und viel Sonne im Herzen. Und natürlich gehört auch der richtige Slang dazu.
Den verbreitest du ja nicht nur in Liedern, sondern auch in Deinem "Esisallesoreidt Nam-Släng Dikschenärie", in dem du das Südwester-Deutsch um die Begriffe der Jugendlichen ergänzt. Wie kommt das in Namibia an?

EES: Überraschend gut. Das Wörterbuch verkauft sich sogar besser als meine CDs. Ich denke, die Leute schätzen es, dass jemand den Nam-Släng promoted. Dass da neben den Südwester-Deutschen Begriffen auch neue Wörter auftauchen ist ja klar: Jede Generation hat ihre eigene Sprache. Wenn ich rede, übertreibe ich manchmal bewusst. Einfach damit die Leute merken: Der spricht jetzt Nam-Släng.

Als Du 2004 nach Deutschland bist, musstest Du Deine Sprache aber sicher anpassen...

EES: Aber hallo, das war richtig Arbeit. Hätten wir vor zehn Jahren miteinander gesprochen, dann wäre unser Gespräch mit Sicherheit schwierig geworden. Da habe ich nur Nam-Slang geredet. Für einen Deutschen war das nicht leicht zu verstehen. Durch meine Zeit in Köln habe ich allerdings ein ganz gutes Hochdeutsch gelernt. Das ist ganz witzig, denn wenn ich heute so rede, frage ich mich manchmal selbst: "Hab ich das gerade wirklich gesagt?" Aber ich bin stolz darauf, dass ich beides kann und es hilft natürlich sehr.

In Deinem Lied "Bismarck" singst Du zusammen mit Exit & Mushe "We stay the same, no matter where we are!" (deutsch: Wir bleiben dieselben, egal wo wir leben) - ein Bismarck-Zitat. Stimmt das wirklich oder hat Dich Deutschland nicht doch ziemlich verändert?

EES: Hinter dem Zitat kann ich hundertprozentig stehen. Klar hat Deutschland mich geprägt, aber meine Ideale und Vorstellungen sind dieselben geblieben. Ich war zum Beispiel auf After-Show-Partys, auf denen Künstler, die sonst HipHop-Klamotten tragen, plötzlich im Anzug aufgekreuzt sind. Das ist schon ok, aber ich könnte das nicht. Dafür müsste ich mich verstellen und ich will EES bleiben. In dem Video zu "Bismarck" haben Exit & Mushe und ich extra Szenen im Ghetto und in einer Nobel-Villa gedreht. An beiden Orten tragen wir dieselben Klamotten, um diesen Anspruch zu untermauern. Auch anderen Idealen bin ich immer treu geblieben, zum Beispiel keine Drogen zu nehmen.

Du willst ernsthaft behaupten, du bist clean? Fast alle Künstler nehmen Drogen...

EES: Und genau das stört mich. Ich wollte immer anders sein als die Anderen. Alles, was Richtung Sucht geht, versuche ich nicht zu machen. Das mag manchmal ein bisschen übertrieben sein. Ich trinke zum Beispiel auch keinen Kaffee. Kann schon sein, dass dahinter auch die Angst steht, dass ich es zu sehr mögen würde. Aber genau deshalb fang ich's gar nicht erst an. Ich möchte ein Vorbild für Jugendliche sein, jemand der die Möglichkeit gibt umzudenken.

Das hört man nicht oft von Musikern. Zum Beispiel hat der Berliner Rapper Bushido, der mittlerweile auch in Namibia von vielen Jugendlichen gern gehört wird, diese Verantwortung immer wieder entschieden von sich gewiesen.

EES: Die Jugend lebt von Musik. Deshalb bist du als Musiker natürlich verantwortlich für die Botschaft, die du transportierst. Ich habe früher sehr gerne Eminem gehört (US-Rapper, d. Red.). Heute hätte ich da keinen Bock mehr drauf. Die Musik und die Texte sind so depressiv und aggressiv. Kein Wunder machen sich die Jugendlichen dumm an, schlagen sich und saufen. Ich versuch, dagegen zu arbeiten. Ich steh dazu, dass ich nicht saufe, keine Drogen nehme und Gewalt ablehne. Du kannst auch ohne diesen ganzen Müll cool sein.

Du bist ziemlich umtriebig, hast oft fünf, sechs Projekte gleichzeitig am Laufen. Hattest du schon Phasen, in denen Du Dich richtig ausgebrannt gefühlt hast?

EES: Ja, die gab es durchaus. Letztes Jahr im November habe ich zum Beispiel zwei Wochen lang hauptsächlich im Bett verbracht. Bin nur zum Essen aufgestanden und habe ansonsten durchgeschlafen. Ich hatte einfach jede Menge Schlaf nachzuholen. Gerade als Künstler hast du eben nicht einen normalen Arbeitstag und dann Feierabend. Oft bist du bis spät in die Nacht beschäftigt, schläfst dann fünf bis sechs Stunden und dann geht's weiter. Aber letzten November habe ich mir dann einfach die Zeit genommen. Meine Termine habe ich alle gecancelt, es ging nicht anders.

Momentan scheinst Du allerdings ziemlich gut drauf zu sein. Was waren Deine Highlights auf dem Namibia-Trip?

EES: Auf jeden Fall das Projekt mit der Martin Luther Highschool in Okombahe, für das ich eigentlich hierhergekommen bin. Zusammen mit den Schülern habe ich einen Song aufgenommen: "It Feels Good". Das PASCH-Partner-Schul-Institut hat das finanziert. Es hat wirklich großen Spaß gemacht und wir konnten den Song gleich am Samstag beim Tag der offenen Tür im Goethe-Zentrum live performen. Dort wurde die Single auch verkauft. Das Geld geht direkt an die Schule. Ich werde das Lied auch auf meinem neuen Album veröffentlichen, allerdings in einer neu abgemischten Version.

Apropos Album: Deine ersten acht Alben hast Du innerhalb von sechs Jahren veröffentlicht. Seit "Awee'!" im Jahr 2008 ist nun einige Zeit vergangen. Fehlt die Inspiration?

EES: Das nicht. Aber meine Philosophie lautet: "Jeder Song muss reinhauen". Ich veröffentliche kein Album, auf dem ich nicht mit jedem Lied hundertprozentig zufrieden bin. Wie kann ich von meinen Fans erwarten, dass ihnen das Album gefällt, wenn ich viele Stücke selbst nicht mag? Also habe ich mir lieber etwas Zeit gelassen. Das nächste Album ist aber schon so gut wie fertig. Ich möchte es im Dezember veröffentlichen.

Vergangenen Freitag bist Du beim Sportklub Windhoek zusammen mit der Rock-Combo Famaz Attak aufgetreten. Wie war es, vor Rockfans zu singen?

EES: Rock versus Kwaito war grandios. Das gab's hier noch nie. Wir sind immer abwechselnd aufgetreten und haben am Ende zwei Songs zusammen gemacht. Was für mich aber eigentlich beeindruckend war: Obwohl dort überwiegend weiße Rocker waren, haben die zu meiner Kwaito-Musik abgefeiert. Vor einigen Jahren war es für einen Weißen noch tabu, zu dieser Musik abzugehen, weil sie von den Schwarzen stammt. Und heute wird dazu getanzt. Ich finde das so ein schönes Zeichen für Namibia: Es findet wirklich ein Umdenken statt!

Matthias Mockler

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-26

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