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Horrido! Mit Pfeil und Bogen durch die Wüste

Praktikant Praktikant
Von Andreas Seibert


Bevor ich auf das Turnier an sich zu sprechen komme, will ich noch auf dessen Hintergrund eingehen: Eine interessante Geschichte.
Initiator des Wettbewerbs ist der traditionelle Bogenbauer Ralf Johänntges aus Norddeutschland. Manch einer stellt sich nun wahrscheinlich die Frage, wie ein Deutscher als traditioneller Bogenbauer arbeiten kann. Ein eher ungewöhnlicher Beruf. Bei einem Museumsbesuch hatte Johänntges Teilnehmer gesehen, die gerade einen Bogenbaukurs abgeschlossen hatten: „Ich bin hingegangen und habe gefragt, ob ich auch mal schießen darf. Doch der Pfeil ging total daneben.“ Aber der Funke war übersprungen.


Ein Nachbar von Johänntges wollte seine Eibenholzhecke abmachen: „Ich habe ihm angeboten, dass ich ihm die Hecke umsonst wegmache, dafür bekomme ich das ganze Holz“. Außerdem hat sich Johänntges noch ein Buch über das Bogenbauen gekauft und zusammen mit seinem Bruder hat er dann in seinem Jagdhaus seinen ersten Bogen gebaut. Mit mäßigen Erfolg: „Nach zwei Tagen war ein schussfähiges, naja, Bogen würde man dazu heute nicht mehr sagen, Gerät fertig. Doch es hat sogar um die 120 Meter weit geschossen.“


Auf einer Messe hat Johänntges dann einen selbstgebauten Kinderbogen vorgestellt, als ein Großhändler auf ihn zukam und sagte: „Dein Produkt! We go america! Zieh dich warm an, wir verkaufen deine Bögen bis in den letzten Staat der USA!“ „Daraus ist natürlich nichts geworden“, erzählt Johänntges und lacht, „aber das hat eine Lawine losgetreten und ich habe sofort ein Gewerbe angemeldet“. Heute gehört Johänntges Firma „Taxxus Archery“ zu einer der wenigen Werkstätten, die kommerziell erfolgreich traditionelle Bögen verkauft. In Deutschland gibt es vielleicht fünf bis sechs davon.


Als Johänntges dann das erste Mal nach Namibia reisen wollte, sagte man zu ihm, dass er doch mit Werner Pfeiffer, dem Gründer der Lebenden Museen in Namibia, Kontakt aufnehmen sollte. Es kam auch ein E-Mail-Kontakt zustande und es stellte sich heraus, dass die Kinder von Pfeiffer im selben Ort wohnten, wo Johänntges seine Bogenschießturniere austrägt. Die Welt ist klein. „Also habe ich Werner zu einem Turnier nach Deutschland eingeladen. Ein Jahr später haben wir eigene Zielscheiben hergestellt und das erste Turnier in Rooibank organisiert.“ Seitdem hat das Turnier in Namibia regelmäßig stattgefunden, dieses Jahr konnten sich 24 Schützen bei einem Parcours im Swakop-Rivier miteinander messen.
Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung vom Bogenschießen, doch ich wollte trotzdem unbedingt daran teilnehmen. Also fuhr ich mit ins Swakop-Rivier auf die Farm Hildenhof, wo alle Teilnehmer campten. Zuerst gab es eine Einweisung für die Anfänger, immerhin war es für einige von uns das erste Mal, dass wir einen Bogen in der Hand hatten. Man steht seitlich, in einem Winkel von 90 Grad zum Ziel. Der Pfeil wird eingelegt und man greift mit Zeige- und Mittel- und Ringfinger an sie Sehne: Der Pfeil liegt zwischen Zeige- und Mittelfinger. Dieser Griff nennt sich Mediterraner Release. Die Sehne wird soweit zurückgezogen, bis sich die Hand knapp unter dem Auge befindet, dann lässt man los.


Anfangs war die Bewegung sehr ungewohnt für mich, doch nach einigen Übungsschüssen hatte ich den Dreh einigermaßen raus und ich war heiß darauf, dass das Turnier beginnt. Apropos heiß: Die Temperaturen waren mörderisch! Immerhin waren wir mitten in der Wüste. Nach und nach zogen dann die 24 Schützen in Gruppen von vier bis sechs Leuten gemeinsam los, um den Parcours zu absolvieren. Während die Teilnehmer den 1,5-stündigen Parcours durchliefen, musste sie 20 Ziele treffen. Jeder hatte dafür drei Schuss, davon sollte möglichst einer sein Ziel finden. Dafür gibt es dann Punkte. Bei den Zielen handelt es sich um Tierattrappen aus Kunststoff, die Johänntges und Pfeiffer selbst gebaut hatten. Die Anfänger konnten von der roten Markierung aus schießen, die näher am Ziel war. Als Fortgeschrittener musste man an die blaue Markierung treten, die ungefähr doppelt so weit vom Ziel entfernt war wie die rote.


Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, dass ich überhaupt irgendwas treffen sollte, doch beim ersten Ziel, einem Wildschwein, traf ich zumindest beim dritten Versuch. Ganz knapp. Ins Ohr. Armes Wildschwein… Und so stapfte ich weiter durch den Parcours. Der Schweiß lief in Strömen, Nacken, Arme und Gesicht wurden langsam aber sicher gebrutzelt. Von unten brannte der Sand, von oben die Sonne. Doch ich wurde immer besser. Mit meinem dritten Ziel, einer Rotkatze, habe ich kurzen Prozess gemacht: Der erste Schuss landete direkt im „Kill“, also im Herz-Lungenbereich, der mit einem Kreis markiert ist. Maximale Punktzahl. Je weniger Versuche man braucht, desto höher ist die Wertung. Als wir ungefähr die Hälfte des Parcours hinter uns hatten, spürte ich plötzlich ein komisches Jucken am Bein: Zecken! Igitt! Ich schlug mir mit der Hand auf das Bein und versuchte das Vieh zu erlegen. Weiter geht's.


Nach und nach erschoss ich Perlhühner, Eulen, Schweine und sogar einen Löwen. Das Bogenschießen hat richtig Spaß gemacht. Auch die drei anderen Anfänger in meiner Gruppe waren begeistert bei der Sache. Wir hatten übrigens Glück, dass Johänntges und seine Freundin Regina Bruns in unserer Gruppe waren. So gab es öfters Mal wertvolle Tipps. Nach ca. 1,5 Stunden waren wir fertig. Sofort sind alle in das schattige Lager geflüchtet. Abends saßen alle bei einer lustigen Runde zusammen und es wurde kräftig Zielwasser getrunken.


Am zweiten Turniertag traten gewissen Nebenwirkungen des Zielwassers auf: leichte Kopfschmerzen. Doch wenigstens sind wir früh morgens gestartet, so dass die Temperaturen etwas erträglicher waren. Auch bei meiner zweiten Runde habe ich relativ ordentlich geschossen, und am Nachmittag, als die Siegerehrung stattfand, kam die Überraschung: Bei den männlichen Anfängern hatte ich mit 740 Punkten den ersten Platz belegt. Supersache! Bei den fortgeschrittenen Männern hat Renee Aebil, Inhaber des Camp Gecko bei Solitaire, mit 1415 Punkten das Rennen gemacht. Regina Bruns aus Deutschland gewann bei den Frauen mit 830 Punkten.


Neben tollen zwei Tagen und neuen Erfahrungen erhielt ich als Preis noch drei Carbonpfeile. Die Mühe hatte sich gelohnt!

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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