Hollywood-Stars made in Namibia
So glamourös wie Hollywood fand ein Gastsprecher die Verleihung der namibischen Theatre Awards am vergangenen Donnerstag in Windhoek, so durchorganisiert wie ein orientalischer Straßenmarkt erschien die Preisverleihung dagegen so manchem zahlenden Besucher im Nationaltheater.
"Heute Abend ist Hollywood in Namibia gelandet!", verkündet John Kani, und das Publikum spendet begeistert Applaus. Wenn der mehrfach preisgekrönte südafrikanische Autor, Regisseur und Schauspieler so was sagt, dann darf man sich ruhig mal selbst auf die Schulter klopfen. Kani hatte dem namibischen Nationaltheater mit seiner Inszenierung "Nothing but the Truth" die erfolgreichste Publikumsveranstaltung für das Jahr 2004 beschert, nicht nur deshalb freut man sich über seine Worte. Auch wenn Hollywood und Theater so viel gemeinsam haben wie Mozart und Prodigy; auch wenn Fünftklässler schon bessere Reden geschwungen haben als an diesem Abend der Geschäftsführer des Nationaltheaters; und selbst dann noch, wenn eine Theateraufführung, aus der man schreiend rausgerannt ist, zum besten Stück des Jahres, nein zweier Jahre, gekürt wird. Man wird eben nicht alle Tage mit Hollywood verglichen.
Die Oscarverleihungen made in The National Theatre of Namibia gehen so vonstatten: Eine halbe Stunde gemächliches Plaudern oder, je nach belieben, Schönheitsschlaf nachholen. Unterbrochen nur von Tonübertragungen, kurzen Soundbites aus den nominierten Theaterproduktionen, drei Mal insgesamt werden sie abgespult, um die Wartezeit zu verkürzen. Dann endlich regt sich etwas auf der Bühne: Ah, die Moderatoren des Abends. Die eine davon in einem wunderschönen, von der Design Gallerie entworfenen Kleid, das augenblicklich für die 30-minütige Verspätung entschädigt. Das Publikum wird begrüßt, ein Hallo an die Kameras der NBC, man ist heute Abend live im Fernsehen. Die Moderatoren treten ab. Nun darf man mit viel Muße die große, blank gefegte Bühne bewundern, mindestens zehn Minuten lang tut sich dort gar nichts. Dann sind sie auf einmal wieder da, die Moderatoren. Noch einmal die Begrüßung, einfach wieder von vorne, das Publikum hat inzwischen sowieso vergessen, weshalb es ins Theater gekommen ist.
Dann spricht John Kani. Der Jury sei das Richten schwer gefallen, weil der Standard in diesem Jahr so hoch sei, sagt er. Wer deshalb keinen Preis bekomme, solle nicht traurig sein. Es brauche keiner offiziellen Instanz damit man wisse, dass man Schauspieler ist. Und das Publikum ermahnt er, die einheimische Kulturszene zu unterstützen. "Geht überall hin, in jedes Konzert, jede Theateraufführung."
Irgendwann schließlich geht es los: Kurze Filme zeigen Ausschnitte aus selektierten Theaterproduktionen. Jetzt fängt der Spaß an: Jeder Besucher darf ein Formular ausfüllen, auf dem mit viel Phantasie und guter Brille Porträts der für den Publikumspreis nominierten Schauspielerinnen und Schauspieler zu erkennen sind. Wer schlau ist, wählt seine Favoriten gleich mehrmals, schließlich liegen auf den leeren Sitzplätzen noch genügend Formulare herum. Pause und Stimmabgabe. Auf der Bühne treten in der Zwischenzeit die nominierten Schauspieler zum Fernsehinterview an.
Eine halbe Zigarettenlänge später wird alles zurück ins Auditorium gescheucht. Der große Moment naht. Die Moderatorin im schönen Kleid kündigt die erste Preiskategorie an. Der Sponsor wird auf die Bühne gerufen, er soll die erste Auszeichnung überreichen. Weil er nicht auftaucht, ruft das schöne Kleid einfach den nächsten Sponsor. Aber da taucht der erste doch noch auf. Jetzt fehlt der Preisgewinner. Nicht weiter verwunderlich, er war gar nicht eingeladen, stellt sich später heraus. Macht nichts. Das schöne Kleid nimmt den Preis entgegen, und auch den übernächsten, und hier und da entfallen dem Kleid die Namen der Sponsoren, aber auch das ist nicht weiter schlimm, weil die können sich ja selbst vorstellen, und hin und wieder sagen sie auch etwas, zum Beispiel dass es vor einigen Jahren noch gar keine namibische Musikszene gegeben habe, und heute seien die namibischen Musiker die besten der Welt.
Nun gut, dann eben Grammy Awards statt Oscarverleihung. Da passt es auch gut, dass nun Kwaito-Musiker Killa-B den Abend ausklingen lassen soll, an dem eigentlich Theater made in Namibia gefeiert wird. Und Killa-B rappt und tanzt, was das Zeug hält, einsam und allein auf der riesigen Bühne, über die hin und wieder ein verlorenes Discolicht huscht, und zum Playback schwingt unten im Auditorium eine Mitarbeiterin des Nationaltheaters die Hüften in ihrem blauen Hollywood-Glitzerkleid. Sie macht einen zufriedenen Eindruck, es ist ein rundum gelungener Abend.
Und während Killa-B noch mit ungebrochenem Eifer weiterzappelt, strömt von links und rechts schon das Publikum auf die Bühne, nicht etwa zu ihm hin, dem großen Star, sondern an ihm vorbei. Denn inzwischen ist hinten der Vorhang aufgegangen und da stehen sie in ihrer ganzen Pracht, die eigentlichen Stars des Abends: Bar und Büffet.
"Heute Abend ist Hollywood in Namibia gelandet!", verkündet John Kani, und das Publikum spendet begeistert Applaus. Wenn der mehrfach preisgekrönte südafrikanische Autor, Regisseur und Schauspieler so was sagt, dann darf man sich ruhig mal selbst auf die Schulter klopfen. Kani hatte dem namibischen Nationaltheater mit seiner Inszenierung "Nothing but the Truth" die erfolgreichste Publikumsveranstaltung für das Jahr 2004 beschert, nicht nur deshalb freut man sich über seine Worte. Auch wenn Hollywood und Theater so viel gemeinsam haben wie Mozart und Prodigy; auch wenn Fünftklässler schon bessere Reden geschwungen haben als an diesem Abend der Geschäftsführer des Nationaltheaters; und selbst dann noch, wenn eine Theateraufführung, aus der man schreiend rausgerannt ist, zum besten Stück des Jahres, nein zweier Jahre, gekürt wird. Man wird eben nicht alle Tage mit Hollywood verglichen.
Die Oscarverleihungen made in The National Theatre of Namibia gehen so vonstatten: Eine halbe Stunde gemächliches Plaudern oder, je nach belieben, Schönheitsschlaf nachholen. Unterbrochen nur von Tonübertragungen, kurzen Soundbites aus den nominierten Theaterproduktionen, drei Mal insgesamt werden sie abgespult, um die Wartezeit zu verkürzen. Dann endlich regt sich etwas auf der Bühne: Ah, die Moderatoren des Abends. Die eine davon in einem wunderschönen, von der Design Gallerie entworfenen Kleid, das augenblicklich für die 30-minütige Verspätung entschädigt. Das Publikum wird begrüßt, ein Hallo an die Kameras der NBC, man ist heute Abend live im Fernsehen. Die Moderatoren treten ab. Nun darf man mit viel Muße die große, blank gefegte Bühne bewundern, mindestens zehn Minuten lang tut sich dort gar nichts. Dann sind sie auf einmal wieder da, die Moderatoren. Noch einmal die Begrüßung, einfach wieder von vorne, das Publikum hat inzwischen sowieso vergessen, weshalb es ins Theater gekommen ist.
Dann spricht John Kani. Der Jury sei das Richten schwer gefallen, weil der Standard in diesem Jahr so hoch sei, sagt er. Wer deshalb keinen Preis bekomme, solle nicht traurig sein. Es brauche keiner offiziellen Instanz damit man wisse, dass man Schauspieler ist. Und das Publikum ermahnt er, die einheimische Kulturszene zu unterstützen. "Geht überall hin, in jedes Konzert, jede Theateraufführung."
Irgendwann schließlich geht es los: Kurze Filme zeigen Ausschnitte aus selektierten Theaterproduktionen. Jetzt fängt der Spaß an: Jeder Besucher darf ein Formular ausfüllen, auf dem mit viel Phantasie und guter Brille Porträts der für den Publikumspreis nominierten Schauspielerinnen und Schauspieler zu erkennen sind. Wer schlau ist, wählt seine Favoriten gleich mehrmals, schließlich liegen auf den leeren Sitzplätzen noch genügend Formulare herum. Pause und Stimmabgabe. Auf der Bühne treten in der Zwischenzeit die nominierten Schauspieler zum Fernsehinterview an.
Eine halbe Zigarettenlänge später wird alles zurück ins Auditorium gescheucht. Der große Moment naht. Die Moderatorin im schönen Kleid kündigt die erste Preiskategorie an. Der Sponsor wird auf die Bühne gerufen, er soll die erste Auszeichnung überreichen. Weil er nicht auftaucht, ruft das schöne Kleid einfach den nächsten Sponsor. Aber da taucht der erste doch noch auf. Jetzt fehlt der Preisgewinner. Nicht weiter verwunderlich, er war gar nicht eingeladen, stellt sich später heraus. Macht nichts. Das schöne Kleid nimmt den Preis entgegen, und auch den übernächsten, und hier und da entfallen dem Kleid die Namen der Sponsoren, aber auch das ist nicht weiter schlimm, weil die können sich ja selbst vorstellen, und hin und wieder sagen sie auch etwas, zum Beispiel dass es vor einigen Jahren noch gar keine namibische Musikszene gegeben habe, und heute seien die namibischen Musiker die besten der Welt.
Nun gut, dann eben Grammy Awards statt Oscarverleihung. Da passt es auch gut, dass nun Kwaito-Musiker Killa-B den Abend ausklingen lassen soll, an dem eigentlich Theater made in Namibia gefeiert wird. Und Killa-B rappt und tanzt, was das Zeug hält, einsam und allein auf der riesigen Bühne, über die hin und wieder ein verlorenes Discolicht huscht, und zum Playback schwingt unten im Auditorium eine Mitarbeiterin des Nationaltheaters die Hüften in ihrem blauen Hollywood-Glitzerkleid. Sie macht einen zufriedenen Eindruck, es ist ein rundum gelungener Abend.
Und während Killa-B noch mit ungebrochenem Eifer weiterzappelt, strömt von links und rechts schon das Publikum auf die Bühne, nicht etwa zu ihm hin, dem großen Star, sondern an ihm vorbei. Denn inzwischen ist hinten der Vorhang aufgegangen und da stehen sie in ihrer ganzen Pracht, die eigentlichen Stars des Abends: Bar und Büffet.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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