Gutes Konzept, leider nie angewendet
Betr.: Kommentar „Ohne Anreiz keine Hersteller“ (AZ, 8. März 2018)
Ich habe mit Interesse Ihren Kommentar gelesen und wollte noch ein bisschen historischen Hintergrund zu den Ausführungen vorlegen.
Zur Zeit der Interessengemeinschaft Deutschsprachiger Südwester, die vor der sogenannten Unabhängigkeit, also 1987/88 in Namibia entstanden war, um die Interessen der Deutschen zu vertreten, haben wir dort auch ein Komitee gegründet, um ein Konzept auszuarbeiten, um die Arbeitslosen in Namibia zu verringern. Wir haben mehrere Sitzungen gehabt und sind dann auf eine Formel gekommen, die überall eigentlich viel Anklang fand. Wir haben gesagt, dass das Hauptproblem eines Arbeitlosen ist, dass er wahrscheinlich keine Arbeit hat, weil er keine Fähigkeiten hat. Es muss also ein Weg gefunden werden, so viel wie möglich diejenigen, die keinen Beruf erlernt haben, mit Fähigkeiten zu versehen, die es ihnen möglich machen, im Arbeitsmarkt eine Position zu finden.
Die Fähigkeiten konnten nur von den in der freien Wirtschaft tätigen Firmen und Privatpersonen geliefert werden, aber wir mussten denen natürlich auch einen Anreiz geben, sich dafür einzusetzen; und so haben wir gesagt, dass der Staat eine Institution gründen sollte, in der auf allen handwerklichen Gebieten Minimalstandards aufgestellt werden. Und dann können die Arbeitgeber mit einem Kandidaten einen Ausbildungsvertrag schließen, um ihn auf den von dem Institut festgelegten Standard zu bringen. Gelingt das, erhält der Ausbilder 2x die Kosten, die ihm mit der Ausbildung der Person entstanden sind, als Auslagen, die von der Steuer abziehbar sind. Das heißt: Je mehr sie für die Ausbildung der Person ausgegeben haben, um so höher ist der Steuernachlass, den man erwarten kann, wenn die Person erfolgreich die Minimumstandards der von der Regierung geführten Institution erfüllt hat.
Dieses Konzept hatte den Vorteil, dass die Ausbildungskandidaten nicht etwa mit einem kleinen Gehalt abgefunden werden, sondern sie würden eine angemessene Vergütung auch während der Lehrzeit erhalten, weil ja diese Vergütung verdoppelt steuerabziehbar wurde. Außerdem würde der Arbeitgeber nichts scheuen, den Einsatz so erfolgreich wie möglich zu machen, um seinen Kandidaten schnell die gewünschte Ausbildung zu geben. Ein weiterer Vorteil war, dass der Ausbilder sich seine Kandidaten aussuchen kann und dass diese Kandidaten bei einer Bewerbung auf eine Arbeitsstelle per Zertifikat von der Prüfungsinstitution ihre Fähigkeiten beweisen können.
Dann haben wir noch eine weitere Idee hinzugefügt, nämlich die, dass Leute, die persönlich hoch in die Steuer kommen, auch ein Stipendium einrichten, also einem Kandidaten die Ausbildung an einer Universität oder irgendwelchen anderen Lehrinstitution finanzieren; und wenn der Kandidat Erfolg hat in seiner Ausbildung und die vorgeschriebenen Examen erfolgreich abschließt, erhält die Person, die ihn „gesponsert” hat, 2x die Kosten, die er aufgrund des Sponsorings hatte, als steuerabziehbare Auslage.
Obwohl das Konzept von allen eigentlich sehr positiv empfangen wurde, ist es leider in Namibia damals nicht umgesetzt worden.
Mein Erstaunen war jedoch groß, als ich ein paar Jahre später ein Steuerabrechnungsformular für Südafrika ausfüllte und sah, dass es dort eine spezielle Rubrik gibt, in der man Ausbildungsverträge aufführen und deren Kosten von der Steuer doppelt absetzten kann. Also, in Namibia wurde das Konzept nicht angewendet, aber in Südafrika wurde es angewendet und so viel ich weiß, besteht es auch heute noch.
Dieses Konzept ist sicher eine glaubhaftere und pragmatischere Regelung, die wirklich Einfluss auf die Arbeitslosen im Lande haben müsste, da man den Arbeitslosen praktische Ausbildungen vermittelt und die Steuerzahler, die die Ausbildungsaufgaben angehen, mit einem Steuerabschlag honoriert werden.
Mir scheint solch ein Konzept viel sinnvoller und wahrscheinlich erfolgreicher als das NEEEF-Gesetz, das ja überhapt gar nicht dazu führt, dass irgendwelche Menschen Arbeit finden und die Arbeitslosigkeit in Namibia dadurch verringert wird.
Andreas Vaatz, Windhoek
Ich habe mit Interesse Ihren Kommentar gelesen und wollte noch ein bisschen historischen Hintergrund zu den Ausführungen vorlegen.
Zur Zeit der Interessengemeinschaft Deutschsprachiger Südwester, die vor der sogenannten Unabhängigkeit, also 1987/88 in Namibia entstanden war, um die Interessen der Deutschen zu vertreten, haben wir dort auch ein Komitee gegründet, um ein Konzept auszuarbeiten, um die Arbeitslosen in Namibia zu verringern. Wir haben mehrere Sitzungen gehabt und sind dann auf eine Formel gekommen, die überall eigentlich viel Anklang fand. Wir haben gesagt, dass das Hauptproblem eines Arbeitlosen ist, dass er wahrscheinlich keine Arbeit hat, weil er keine Fähigkeiten hat. Es muss also ein Weg gefunden werden, so viel wie möglich diejenigen, die keinen Beruf erlernt haben, mit Fähigkeiten zu versehen, die es ihnen möglich machen, im Arbeitsmarkt eine Position zu finden.
Die Fähigkeiten konnten nur von den in der freien Wirtschaft tätigen Firmen und Privatpersonen geliefert werden, aber wir mussten denen natürlich auch einen Anreiz geben, sich dafür einzusetzen; und so haben wir gesagt, dass der Staat eine Institution gründen sollte, in der auf allen handwerklichen Gebieten Minimalstandards aufgestellt werden. Und dann können die Arbeitgeber mit einem Kandidaten einen Ausbildungsvertrag schließen, um ihn auf den von dem Institut festgelegten Standard zu bringen. Gelingt das, erhält der Ausbilder 2x die Kosten, die ihm mit der Ausbildung der Person entstanden sind, als Auslagen, die von der Steuer abziehbar sind. Das heißt: Je mehr sie für die Ausbildung der Person ausgegeben haben, um so höher ist der Steuernachlass, den man erwarten kann, wenn die Person erfolgreich die Minimumstandards der von der Regierung geführten Institution erfüllt hat.
Dieses Konzept hatte den Vorteil, dass die Ausbildungskandidaten nicht etwa mit einem kleinen Gehalt abgefunden werden, sondern sie würden eine angemessene Vergütung auch während der Lehrzeit erhalten, weil ja diese Vergütung verdoppelt steuerabziehbar wurde. Außerdem würde der Arbeitgeber nichts scheuen, den Einsatz so erfolgreich wie möglich zu machen, um seinen Kandidaten schnell die gewünschte Ausbildung zu geben. Ein weiterer Vorteil war, dass der Ausbilder sich seine Kandidaten aussuchen kann und dass diese Kandidaten bei einer Bewerbung auf eine Arbeitsstelle per Zertifikat von der Prüfungsinstitution ihre Fähigkeiten beweisen können.
Dann haben wir noch eine weitere Idee hinzugefügt, nämlich die, dass Leute, die persönlich hoch in die Steuer kommen, auch ein Stipendium einrichten, also einem Kandidaten die Ausbildung an einer Universität oder irgendwelchen anderen Lehrinstitution finanzieren; und wenn der Kandidat Erfolg hat in seiner Ausbildung und die vorgeschriebenen Examen erfolgreich abschließt, erhält die Person, die ihn „gesponsert” hat, 2x die Kosten, die er aufgrund des Sponsorings hatte, als steuerabziehbare Auslage.
Obwohl das Konzept von allen eigentlich sehr positiv empfangen wurde, ist es leider in Namibia damals nicht umgesetzt worden.
Mein Erstaunen war jedoch groß, als ich ein paar Jahre später ein Steuerabrechnungsformular für Südafrika ausfüllte und sah, dass es dort eine spezielle Rubrik gibt, in der man Ausbildungsverträge aufführen und deren Kosten von der Steuer doppelt absetzten kann. Also, in Namibia wurde das Konzept nicht angewendet, aber in Südafrika wurde es angewendet und so viel ich weiß, besteht es auch heute noch.
Dieses Konzept ist sicher eine glaubhaftere und pragmatischere Regelung, die wirklich Einfluss auf die Arbeitslosen im Lande haben müsste, da man den Arbeitslosen praktische Ausbildungen vermittelt und die Steuerzahler, die die Ausbildungsaufgaben angehen, mit einem Steuerabschlag honoriert werden.
Mir scheint solch ein Konzept viel sinnvoller und wahrscheinlich erfolgreicher als das NEEEF-Gesetz, das ja überhapt gar nicht dazu führt, dass irgendwelche Menschen Arbeit finden und die Arbeitslosigkeit in Namibia dadurch verringert wird.
Andreas Vaatz, Windhoek
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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