Gunter von Schumann - geschichtlich versiert und vielseitig interessiert

Gunter von Schumanns Geschichte beginnt bereits drei Generationen zuvor, als seine Familie, die ursprünglich aus Danzig und Masuren stammt, in das damalige Deutsch-Südwestafrika auswanderte.

Er selbst wurde am 20. April 1939 im „Roten Kreuzhaus“ in Omaruru geboren. Sein Vater Wolfgang von Schumann und seine Mutter Gisela, geborene von Prittwitz und Gaffron, bewirtschafteten die Farm Omburo bei Omaruru. Doch die Wirren des Zweiten Weltkrieges reichten bis nach Südwestafrika und forderten auch dort ihren Tribut. Nur zwei Monate nach seiner Gunters Geburt wurden sein Vater sowie Großvater nach Südafrika deportiert. Somit wuchs der junge von Schumann vaterlos auf. Zu der Großmutter mütterlicherseits, Charlotte, entwickelte er eine enge Beziehung. Oft ließ er sich von ihr Geschichten aus der Pionierzeit erzählen. Er war an allem interessiert, was sie aus dieser Zeit zu berichten wusste.

Als Gunter knapp sieben Jahre alt war, kam sein Vater aus der Gefangenschaft zurück nach Hause - für Gunter ein Fremder. Dies sollte er auch noch länger andauern, denn nur kurze Zeit später wurde Gunter in Omaruru eingeschult. Nur viermal im Jahr ging es nach Hause auf die Farm Omburo und zwar in den Ferien.

Als Jugendlicher besuchte von Schumann die Deutsche Schule in Swakopmund. Während dieser Zeit wohnte er bei Conrad und Ilse Rust, gute Freunde der Familie. Nach seiner Schullaufbahn sollte er eine Lehre als Automechaniker in Omaruru absolvieren - sein Vater wollte es so. Doch die Mutter hatte andere Pläne für ihren Erstgeborenen und konnte sich schließlich durchsetzen: Sie hatte das Potential ihres Sohnes erkannt und so wurde Gunter 1958 nach Südafrika geschickt, um die Technischen Hochschulen in Pretoria und Johannesburg zu besuchen, um im Bereich der Telekomunikation zu studieren. Während dieser Zeit lernte er über den deutschen Jugendbund Julia Arendt kennen, eine gebürtige Rhodesierin, mit der er sich 1964 - zwei Tage vor seinem 25. Geburtstag - in Hillbrow/Johannesburg vermählte.

Nach seinem Hochschulabschluss absolvierte er ein achtmonatiges Praktikum in der Abteilung für Fernschreib-Datenverarbeitung und Kodierung bei Siemens in München. Dann kehrte er wieder nach Südafrika zurück um dort bei Telekom Südafrika zu arbeiten. 1969 wurde er von dort zu Telekom in Windhoek versetzt wurde. 1980 wurde von Schumann schließlich zum Sekretär für Telekommunikations-Ausrüstung der staatlichen Vergabekommission ernannt.

Für Philatelie hatte sich Gunter von Schumann schon seit jungen Jahren interessiert. Diese Liebe entwickelte sich wohl auch aus den vielen Erzählungen von Großmutter Charlotte. Daher war es für ihn eine besondere Freude, als er 1990 den Managerposten zum Aufbau einer eigenen Philatelie-Abteilung für NamPost erhielt. Er war verantwortlich für die Bebilderung von Briefmarken und viele schöne Stücke kamen zu dieser Zeit auf dem Markt. Die Motive sind vor allem namibischen Künstlern zu verdanken, unter ihnen Anja Denker und ihr Schwager Heiko Denker. Dieses Amt vertrat von Schumann ab 1992 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1997 auch auf internationalen Philatelie-Kongressen, so zum Beispiel auf der Isle of Man, in Hong Kong, Seoul, Essen, Singapur und Nürnberg.

Doch wer Gunter von Schumann ein wenig kennt, weiß zwar, dass er viel Ruhe ausstrahlt, doch als einen ruhender Rentner kann man sich ihn trotzdem nur schwer vorstellen. Das ist er auch nicht, denn viele Mitgliedschaften in verschiedenen Gesellschaften und Vereinen lassen ihm kaum Zeit zum Müßiggang. Kaum trat von Schumann in den Ruhestand, als er von Almuth Hinrichsen angesprochen wurde, sich doch als Bibliothekar bei der Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft (NWG) einzubringen. Deren Vorstandsmitglied war er bereits von 1984 bis 1997. Seitdem arbeitet er unter der Woche für mehrere Stunden in der NWG-Bibliothek. Dort sichtet und forscht er nicht nur, sondern er hilft auch Professoren und Studenten, von denen immer wieder Anfragen zur Geschichte Namibias kommen.

Seine Mitglieds- und Ehrenmitgliedschaften bilden eine lange Liste: Gunter von Schumann ist Gründungs- und Ehrenmitglied des Museumsvereins von Namibia, Ehrenmitglied des Windhoek Tauchklubs und, seit 1990, Mitglied des Scientific Committee des namibischen Denkmalrats, Philatelie-Berater für NamPost und Mitglied im Komitee für die Auswahl der alljährlichen Neuausgaben der Briefmarken. Ferner ist von Schumann im Deutschen Kulturrat, Taucherverband, Philatelie-Verein, Bergsteiger-Klub und dem Hospiz-Verein aktiv. Gunter von Schumann, der nebenberuflich das britische Diplom für Meeres-Archäologie erwarb und auch die Angelegenheiten der Marine-Archäologie vertritt, hat in den vergangenen 50 Jahren über 150 Artikel über die Geschichte Namibias, dessen Missions- und Postgeschichte, sowie seine Pioniere, die Schifffahrt und die Marine-Archäologie geschrieben.

Am kommenden Samstag wird Familie Schumann zusammen mit den beiden Söhnen Joachim und Wolfgang, deren Frauen Rebekka und Petra, den Enkelkindern Marc und Svenja sowie vielen Freunden den 80. Geburtstag feiern.

Wiebke Schmidt