Gericht soll Todesfall aufklären
Von Marc Springer
Windhoek
Gleich zu Beginn der Anhörung kündigte der Vorsitzende Richter Christie Liebenberg an, dass die Vernehmung der 52 vorgeladenen Zeugen erst am 9. Juli beginnen und rund eine Woche andauern werde. Außerdem ließ er die fast ausschließlich aus sogenannten struggle kids bestehenden Zeugen wissen, dass sie aus Zeitgründen nicht alle verhört werden würden, weil ihre Aussage zum Teil deckungsgleich seien.
Ferner teilte er mit, dass bei der Wahrheitsfindung auch die Beobachtungen jener Zeugen einfließen würden, die bei der Anhörung nicht befragt werden würden. Schließlich hätten alle von ihnen bereits eine schriftliche Stellungnahme abgegeben, die er berücksichtigen werde. Diese eidesstattlichen Erklärungen könnten die Zeugen vor ihrer Vernehmung im Büro der Generalstaatsanklägerin einsehen und damit ihr Gedächtnis auffrischen.
Des Weiteren versicherte Liebenberg den teilweise verunsichert wirkenden Zeugen, dass sie keinen Anwalt benötigen. Schließlich handele es sich bei der Verhandlung nicht um ein Strafverfahren, sondern um den Versuch herauszufinden, was bei dem tödlichen Zwischenfall genau passiert und ob jemand juristisch für den Tod von Frieda Ndatipo haftbar sei, die am 27. August vergangenen Jahres in der Nähe des SWAPO-Hauptbüros erschossen wurde.
Ndatipo war zusammen mit anderen Mitstreitern auf dem Weg zur Parteizentrale der SWAPO in Windhoek, wo sie eine Kundgebung veranstalten und damit ihrer Forderung nach Arbeitsplätzen Nachdruck verleihen wollen. Unterwegs wurden die Teilnehmer der Protestveranstaltung von der Polizei angehalten. Daraufhin sollen aus den Reihen der struggle kids Steine in Richtung der Polizei geworfen und sogar Schüsse abgegeben worden seien.
Ob die Polizei daraufhin das Feuer erwidert und dabei Ndatipo getroffen hat, oder ob jene eventuell durch eine aus den eigenen Reihen abgefeuerte Kugel getötet wurde, bleibt bisher unklar.
Eine erste Untersuchung des Ombudsmanns John Walters hatte keine Klarheit gebracht, woraufhin Justizminister Albert Kawana eine gerichtliche Prüfung der Hintergründe angeordnet hatte. Zuvor hatte der damalige Premierminister und heutige Präsident Hage Geingob versichert, die Regierung werde nichts unversucht lassen, die Ereignisse vom 27. August aufzuklären.
Die sogenannten struggle kids bestehen nach eigenen Angaben aus Nachfahren und Angehörigen ehemaliger Freiheitskämpfer oder aus Namibiern, die vor der Unabhängigkeit im Exil geboren wurden und die als solche eine Vorzugsbehandlung fordern.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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