Gericht eskaliert Abschreckung

Von Marc Springer, Windhoek

Davon betroffen ist der 43-jährige Sageus Somaeb (43), der in der Nacht zum 16. Mai 2013 den Sohn seiner Freundin und zehn Wochen später auch diese umgebracht hat. Dass er die Lebensgefährtin Charlote Gaingos (27) nach einem Streit über ihre angebliche Untreue durch 21 Messerstiche getötet hat, hatte er zu Beginn seines Verfahrens gestanden, den Mord an deren Sohn Remember Gaingob jedoch energisch bestritten. Das Gericht sah es dennoch als erwiesen an, dass er das Kind erstickt hat, um sich damit an dessen von ihm entfremdeter Mutter zu rächen.

Bei ihrer Strafmaßverkündung betonte Richter Naomi Shivute gestern den erschwerenden Umstand, dass Somaeb durch den an Gaingos verübten Mord nicht nur eine von dieser erwirkte Kontaktsperre, sondern auch die Auflagen seiner Kaution verletzt habe. Schließlich sei er zu diesem Zeitpunkt bereits wegen des Mordes an Remember Gaingob angeklagte gewesen und nur unter der Bedingung aus der Untersuchungshaft entlassen worden, dass er sich nicht seiner Freundin nähert.

Dass er diese dennoch auf „brutale und erbarmungslose“ Art und Weise ermordet habe, zeige, „wie wenig Achtung er vor menschlichem Leben und dem Gesetz hat“. Ferner hob Shivute hervor, dass auch sein Geständnis im Zusammenhang mit dem Mord an der Freundin nicht als mildernder Umstand gelten könne, weil er diese Tat lediglich angesichts der „überwältigenden Beweislast“ zugegeben habe.

In Anbetracht der Häufung von Gewaltverbrechen an Frauen und Kindern müsse deshalb das Prinzip der Abschreckung im Vordergrund stehen obwohl Somaeb nicht vorbestraft sei und bereits über vier Jahre in Untersuchungshaft verbracht habe. Demnach verhängte Shivute für den Mord an Gaingos und deren Sohn jeweils lebenslangen Freiheitsentzug und wegen der zusätzlichen Anklagepunkte der Justizbehinderung und schweren Körperverletzung zu Lasten von Gaingos jeweils sechs Monate Gefängnis.

Bei dem zweiten mit lebenslanger Haft belegten Wiederholungstäter handelt es sich um den 59-jährigen Andrew Britz, der in der Nacht zum 12. Dezember 2013 seine Lebensgefährtin Juliana Sarvanda Garises in deren Wohnung in Keetmanshoop durch acht Messerstiche getötet hat. In seiner Strafmaßverkündung erinnerte Richter Christie Liebenberg daran, dass Britz 12 Vorstrafen angehäuft habe und „offenbar nicht reformfähig“ sei. Schließlich habe er bereits Haftstrafen wegen Mordes, versuchten Mordes, schweren Raubes, Körperverletzung und Sachbeschädigung verbüßt, sei in dieser Zeit aber „nicht zur Besinnung gekommen“.

Obwohl die meisten der Vorstrafen bereits Jahre zurückliegen würden, sei dennoch deutlich, dass Britz ein Gewohnheitsverbrecher und als solches eine Gefahr für die Öffentlichkeit sei. Wie die bereits zuvor begangenen Straftaten sei auch diese nicht impulsiv im Affekt verübt, sondern vorsätzlich und planmäßig durchgeführt worden. Außerdem habe der Angeklagte wie in der Vergangenheit keinerlei Reue für sein Verhalten gezeigt und damit demonstriert, dass von ihm akute Wiederholungsgefahr ausgehe.

Da Britz nachweislich reformresistent und in hohem Maße gewaltbereit sei, müssten bei der Strafbemessung die Interessen der Gesellschaft im Vordergrund stehen und sei deshalb eine lebenslange Haftstrafe angemessen. Gleichzeitig betonte Liebenberg, dass das Oberste Gericht einen lebenslangen Freiheitsentzug für verfassungskonform befunden habe, weil sich davon betroffene Straftäter bei guter Führung nach 25 Jahren für eine Freilassung auf Bewährung qualifizieren und folglich nicht der Hoffnung auf ein Ende ihrer Haft beraubt würden.