Gemeinsinn ist nötig
Betr.: Überlegungen von Kant für den Weg udn die Demokratie in Namibia
Henning Melber kritisierte kürzlich in mehreren Artikeln, es gebe in Namibia keine lebendige Demokratie. Es handle sich lediglich formal um eine Demokratie. Dem kann man zustimmen. Allerdings kann man daraus nicht schließen, es würde alles besser, gäbe es in Namibia eine starke Opposition. Insofern besteht wohl auch für die deutsche Minderheit keine politisch moralische Pflicht, irgendeine Oppositionspartei nach Kräften zu unterstützen. Es besteht vielmehr die Notwendigkeit, eine Entwicklung voranzubringen, die man mit Kant als Fortschreiten von der vorkritischen zur kritischen Phase bezeichnen kann.
In der Entwicklung seines Verständnisses des Gemeinsinns, des sensus communis, hielt Kant zunächst die Übereinstimmung einer möglichst großen Menge von Menschen für entscheidend. Gut zehn Jahre später war ihm jedoch klar: Der sensus communis ist ein fundamentaleres subjektives Prinzip.
Die Menge, die Quantität der Wähler ist als solche kein vernünftiges Kriterium. Auch geht es nicht allein darum, Minderheiten gegenüber fair zu sein. Die Demokratie wird auch nicht nur durch gute Inhalte, die Qualität der politischen Arbeit, gerechtfertigt. Es geht beim sensus communis um die Art des Denkens selbst, seine Modalität. Die politische Wahlentscheidung gleicht mehr dem ästhetischen als dem moralischen Urteil. Sie ist subjektiv und notwendig zugleich. Sie dringt darauf, allgemein akzeptiert zu werden, kann dies aber nicht erzwingen.
Man kann mit Kant fragen, „ob es in der That einen solchen Gemeinsinn als constitutives Prinzip der Möglichkeit der Erfahrung“ (KU 240) in Namibia gibt. Denn ohne einen Gemeinsinn kann es kein Gemeinwohl und keine Demokratie geben. Man kann sagen, Namibia muss „die Kunst der wechselseitigen Mitteilung der Ideen des ausgebildetesten Theils mit dem roheren, die Abstimmung der Erweiterung und Verfeinerung der ersteren zur natürlichen Einfalt und Originalität des letzteren ... zuerst erfinden“ (KU355).
Andreas Peltzer, Okahandja
Henning Melber kritisierte kürzlich in mehreren Artikeln, es gebe in Namibia keine lebendige Demokratie. Es handle sich lediglich formal um eine Demokratie. Dem kann man zustimmen. Allerdings kann man daraus nicht schließen, es würde alles besser, gäbe es in Namibia eine starke Opposition. Insofern besteht wohl auch für die deutsche Minderheit keine politisch moralische Pflicht, irgendeine Oppositionspartei nach Kräften zu unterstützen. Es besteht vielmehr die Notwendigkeit, eine Entwicklung voranzubringen, die man mit Kant als Fortschreiten von der vorkritischen zur kritischen Phase bezeichnen kann.
In der Entwicklung seines Verständnisses des Gemeinsinns, des sensus communis, hielt Kant zunächst die Übereinstimmung einer möglichst großen Menge von Menschen für entscheidend. Gut zehn Jahre später war ihm jedoch klar: Der sensus communis ist ein fundamentaleres subjektives Prinzip.
Die Menge, die Quantität der Wähler ist als solche kein vernünftiges Kriterium. Auch geht es nicht allein darum, Minderheiten gegenüber fair zu sein. Die Demokratie wird auch nicht nur durch gute Inhalte, die Qualität der politischen Arbeit, gerechtfertigt. Es geht beim sensus communis um die Art des Denkens selbst, seine Modalität. Die politische Wahlentscheidung gleicht mehr dem ästhetischen als dem moralischen Urteil. Sie ist subjektiv und notwendig zugleich. Sie dringt darauf, allgemein akzeptiert zu werden, kann dies aber nicht erzwingen.
Man kann mit Kant fragen, „ob es in der That einen solchen Gemeinsinn als constitutives Prinzip der Möglichkeit der Erfahrung“ (KU 240) in Namibia gibt. Denn ohne einen Gemeinsinn kann es kein Gemeinwohl und keine Demokratie geben. Man kann sagen, Namibia muss „die Kunst der wechselseitigen Mitteilung der Ideen des ausgebildetesten Theils mit dem roheren, die Abstimmung der Erweiterung und Verfeinerung der ersteren zur natürlichen Einfalt und Originalität des letzteren ... zuerst erfinden“ (KU355).
Andreas Peltzer, Okahandja
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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