Gefahr der Monokultur
Ich habe mit Interesse die Tourismusbeiträge in der AZ gelesen, aber auch den Wirtschaftsteil und den Stellenwert, den der Tourismus dort hat. Ich war in den 70er Jahren häufig auf einer (damaligen) Forschungsstation, 15 km nördlich Tsumeb, zu Gast. Als die berufliche Anwesenheit dort zu Ende war, habe ich Namibia 1988 und 2004 als Tourist wieder besucht. Welch ein Unterschied! Die Tsumeb-Mine, größter Arbeitgeber vor Ort, war zeitweise geschlossen. Nahe Etoscha gibt es Luxuslodges. Ist das nun positiv oder negativ zu sehen? Beides. Mit Tourismus kann das Land von seinen Schönheiten profitieren, ganz sicher vernünftig. Auch Luxus muss kein Nachteil sein, wenn er ressourcenschonend gehandhabt wird. Haben wir früher am Brandberg oder bei Khorixas im Freien übernachten müssen, so finden sich heute dort Unterkünfte der Luxuskategorie. So angenehm das auch ist, ich hatte meine Probleme damit. Es sind reine industrielle Unternehmen.
Und die Gästefarmen? Ich habe den Eindruck, die kämpfen gegen die übermächtige Konkurrenz an und gehen womöglich kaputt. Der Karakulmarkt ist schon in den 80er Jahren zusammengebrochen, die Farmer im Süden mussten sich nach neuen Möglichkeiten umtun, und das nicht nur die Karakulzüchter. Der ganze trockene Süden ist als Farmland problematisch.
Ich habe 2004 beides erlebt, reine Touristenlodges und Farmen mit Gästeübernachtung. Ganz ehrlich: Ich erinnere mich gern an Abende auf Bambatsi (1988) mit den Farmleuten beim Abendessen und die Gespräche über Gott und die Welt. Auch das ist heute noch möglich, aber leider immer weniger. Ich denke auch, dass die Tourismus-Einkünfte besser aufgeteilt sind, wenn möglichst viele Gästefarmen vorhanden sind, als nur reine Bettenburgen und Lodges. Ganz schlimm vermarktet ist die Sossusvlei-Region, noch erträglich Fischfluss, eher gemütlich dagegen Aussenkehr (am Oranje). Ganz miserabel sind die staatlichen Unterkünfte, nicht empfehlenswert.
Ich habe die große Sorge, dass der Tourismus in Namibia sich zu einer Monokultur entwickelt. Wie gefährlich Monokulturen sind, ist hinreichend bekannt. Lodges sind im Überfluss vorhanden und wer nur das Land und nicht die Leute kennen lernen will, ist dort gut aufgehoben. Es mangelt mehr und mehr an kleineren Einheiten, die nur wenige Gäste aufnehmen und persönlicher sind. Dagegen fühlte ich mich in einer so großen Anlage wie die Mushara Lodge eher verloren, wenn außer mir und meiner Frau nur noch ein Ehepaar dort übernachtete - auch wenn der Besitzer uns gegenüber sehr zuvorkommmend war. Offensichtlich sind doch in dieser Kategorie Überkapazitäten vorhanden und wenn Gäste ausbleiben, fehlt auch das Einkommen, weil ja ein zweites Standbein (Farm) nicht vorhanden ist.
Leider muss ich noch eines ansprechen, was sicher auf die "reichen Touristen" zurückzuführen ist: die wachsende Kriminalität in den Städten. Als Fußgänger zieht man sich besser zurück, sobald die Läden geschlossen sind.
Ich bin mit sehr gemischten Gefühlen nach Deutschland zurückgekehrt, hoffentlich ist Namibia auch in Zukunft noch besuchenswert.
Dr. Norbert Czerwinski
Und die Gästefarmen? Ich habe den Eindruck, die kämpfen gegen die übermächtige Konkurrenz an und gehen womöglich kaputt. Der Karakulmarkt ist schon in den 80er Jahren zusammengebrochen, die Farmer im Süden mussten sich nach neuen Möglichkeiten umtun, und das nicht nur die Karakulzüchter. Der ganze trockene Süden ist als Farmland problematisch.
Ich habe 2004 beides erlebt, reine Touristenlodges und Farmen mit Gästeübernachtung. Ganz ehrlich: Ich erinnere mich gern an Abende auf Bambatsi (1988) mit den Farmleuten beim Abendessen und die Gespräche über Gott und die Welt. Auch das ist heute noch möglich, aber leider immer weniger. Ich denke auch, dass die Tourismus-Einkünfte besser aufgeteilt sind, wenn möglichst viele Gästefarmen vorhanden sind, als nur reine Bettenburgen und Lodges. Ganz schlimm vermarktet ist die Sossusvlei-Region, noch erträglich Fischfluss, eher gemütlich dagegen Aussenkehr (am Oranje). Ganz miserabel sind die staatlichen Unterkünfte, nicht empfehlenswert.
Ich habe die große Sorge, dass der Tourismus in Namibia sich zu einer Monokultur entwickelt. Wie gefährlich Monokulturen sind, ist hinreichend bekannt. Lodges sind im Überfluss vorhanden und wer nur das Land und nicht die Leute kennen lernen will, ist dort gut aufgehoben. Es mangelt mehr und mehr an kleineren Einheiten, die nur wenige Gäste aufnehmen und persönlicher sind. Dagegen fühlte ich mich in einer so großen Anlage wie die Mushara Lodge eher verloren, wenn außer mir und meiner Frau nur noch ein Ehepaar dort übernachtete - auch wenn der Besitzer uns gegenüber sehr zuvorkommmend war. Offensichtlich sind doch in dieser Kategorie Überkapazitäten vorhanden und wenn Gäste ausbleiben, fehlt auch das Einkommen, weil ja ein zweites Standbein (Farm) nicht vorhanden ist.
Leider muss ich noch eines ansprechen, was sicher auf die "reichen Touristen" zurückzuführen ist: die wachsende Kriminalität in den Städten. Als Fußgänger zieht man sich besser zurück, sobald die Läden geschlossen sind.
Ich bin mit sehr gemischten Gefühlen nach Deutschland zurückgekehrt, hoffentlich ist Namibia auch in Zukunft noch besuchenswert.
Dr. Norbert Czerwinski
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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