Gambias Weg aus der Krise
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Die friedliche Lösung des Präsidentschaftskonflikts
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Wolfgang Drechsler

Kapstadt

Unter all den vielen Organisationen, die weltweit für mehr Stabilität und Frieden kämpfen, hat die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft, besser unter dem Kürzel Ecowas bekannt, einen besonders undankbaren Job: Eine der vielen Aufgabe dieser vor mehr als 40 Jahren von 15 westafrikanischen Staaten ins Leben gerufenen Gruppe besteht darin, die Demokratie ausgerechnet in einer Region zu stärken, die seit Jahren von Militärcoups und Diktatoren geplagt wird.

Fünf Ecowas-Mitglieder haben in den letzten 20 Jahren extrem blutige Bürgerkriege durchlebt, zuletzt die zuvor als Stabilitätsgarant der Region gepriesene Elfenbeinküste. Nur die Inselgruppe der Kapverden und der Senegal kennen seit der Unabhängigkeit keine Militäraufstände. Und dennoch macht Ecowas, gerade im Vergleich mit fast allen anderen afrikanischen Organisationen, einen ausgesprochen guten Job.

Die schwere Krise im Zwergstaat Gambia, eingeklemmt im Staatsgebiet des Senegal, ist in den vergangenen beiden Monaten zur jüngsten Bewährungsprobe für die Ecowas geworden – und vor wenigen Tagen mit der Flucht des gambischen Diktators Jahya Jammeh friedlich gelöst worden. Ausschlaggebend dafür, dass die Lage hier nicht wie anderswo in Afrika eskalierte, war dabei vor allem das entschlossene militärische Auftreten der Ecowas: Senegalesische Truppen hatten Mitte Januar mit dem ausdrücklichen Segen des UN-Sicherheitsrates die Grenze zu Gambia überschritten – und Jammeh eine Galgenfrist für dessen freiwilligen Amtsverzicht gesetzt. Zeitgleich hatten sich an der Grenze des Landes zusätzlich Soldaten aus Nigeria und Ghana für einen weiteren Einmarsch positioniert. Die nigerianische Luftwaffe brachte zur Abschreckung Kampfflugzeuge über Gambia zum Einsatz.

Danach ging alles sehr schnell: In einer allerletzten Gesprächsrunde am 20. Januar konnte der Anfang Dezember eigentlich abgewählte Jammeh nun doch noch von den Unterhändlern aus der Region überzeugt werden, die Macht friedlich an den im Dezember siegreichen Oppositionspolitiker Adama Barrow abzutreten und unverzüglich ins Exil zu gehen. Dass es zu größeren Kampfhandlungen kommen würde, war spätestens nach dem couragierten Eingreifen der Ecowas sehr unwahrscheinlich gewesen: Schließlich liegt die Gesamtstärke der gambischen Streitkräfte bei knapp 1000 Soldaten. Diesen stand zuletzt die siebenfache Zahl an Soldaten aus Nigeria, Ghana, Togo und dem Senegal gegenüber. Kein Wunder, dass sich die Führung der gambischen Streitkräften und Polizei in dem Moment von Jammeh lossagte als die Ecowas-Truppen ins Land eindrangen. „Selbst wenn die letzten Gespräche scheitern sollten, wird Gambia die Ecowas-Soldaten mit offenen Armen und einer Tasse Tee begrüßen“, hatte Generalstabschef Ousman Badgie bereits zuvor erklärt – und damit das Schicksal Jammehs besiegelt.

Dessen größter strategischer Fehler war es, kurz nach dem Urnengang seine Wahlniederlage öffentlich eingestanden zu haben – eine Rarität, die sein in Afrika unbedeutendes Land sofort auch dort international in die Schlagzeilen katapultierte, wo man bis dato wohl nicht einmal von seiner Existenz gewusst hatte. Als sich jedoch wenig später Rufe nach seiner strafrechtlichen Verfolgung in die Freudenbekundungen der knapp zwei Millionen Gambier über das Wahlergebnis mischten, überlegte es sich der Diktator dann doch anders – und verlangte wegen der nun plötzlich von ihm geltend gemachten Manipulationen eine Wiederholung des Urnengangs. Seitdem hatte Jammeh sich sechs Wochen lang beharrlich geweigert, seinen Posten zu räumen – und damit das tief gespaltene Land an den Rand eines Bürgerkriegs geführt.

Auf den Straßen blieb es nach der Abreise des Diktators zunächst ruhig – jedenfalls ruhiger als nach dem sensationellen Wahlsieg der Opposition Anfang Dezember. Beobachter meinten, das Land erscheine ausgelaugt von der langen Ungewissheit und Anspannung. Feiern wollten viele Gambier erst, wenn wirklich alles klar und Präsident Barrow, der bereits Woche im benachbarten Senegal als neuer Staatschef vereidigt worden war, nach Gambia zurückgekehrt ist.

Für die meisten Menschen dürfte sich mittelfristig ohnehin kaum etwas ändern. Schließlich erbt der neue Präsident ein ausgeblutetes, hochkorruptes Land. Eine gewisse Berühmtheit jenseits der eigenen Grenzen hatte Gambia bislang allein dadurch erlangt, dass Jammeh Anti-Aids-Medikamente für die eigene Bevölkerung stets abgelehnt hatte. Stattdessen behauptete er, HIV persönlich heilen zu können - allerdings nur donnerstags.

Die Zahl der Menschen, die aus Gambia fliehen, hatte angesichts der landesweiten Repression zuletzt noch einmal deutlich zugenommen: Allein im Zuge des nun wohl endgültig zu Ende gegangenen Machtkampfes strömten fast 50000 Menschen in den Senegal. Wegen der katastrophalen wirtschaftlichen Lage fliehen seit langem auch überproportional viele der knapp zwei Millionen Gambier nach Europa.

Jammehs Geschäftsmodell bestand seit seiner illegalen Machtübernahme vor fast einem Vierteljahrhundert vor allem darin, die rebellische Jugend aus seinem Land zu treiben – und dann auf deren finanzielle Rücküberweisungen aus dem Ausland zu warten. Bereits jetzt steuern diese Zahlungen der Diaspora fast ein Viertel zur gambischen Volkswirtschaft bei. Angaben der Weltbank zufolge ist dies eine der höchsten Quoten weltweit.

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Allgemeine Zeitung 2024-04-25

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