Fräulein Skowskis Gefühl für Namibia
"Sechs Monate möchte ich hier Menschen und Orte fotografieren, die symbolisch dafür stehen, wie sich Namibia nach der Unabhängigkeit entwickelt hat. Für das, was hier zusammengewachsen ist und wo es noch Trennlinien gibt. Daraus möchte ich einen Bilderband machen", erzählt Christine Skowski. Das 20. Jubiläum war für die Absolventin der perfekte Anlass nach fünf Jahren Fotografie-Studium in Deutschland, vielen Projekten und einem fachhochschulübergreifenden Fotografie-Preis, in ihr Heimatland zurückzukehren. Persönlich berührt sie das Thema Unabhängigkeit und der Wandel der letzten Jahre in Namibia stark. "Dass es nach Schwarz- und Weiß aufgeteilte Toiletten und Schwimmbäder gibt oder andere öffentliche Einrichtungen Weißen vorbehalten sind, habe ich in meinen Kindheitserinnerungen stark gespeichert", so die ehemalige DHPS-Schülerin. Das Lebensgefühl, was es bedeutet, wenn ihre Altersgenossen von "ihrem Strand" in Swakopmund sprachen oder den Eindruck zu haben zu einem Kreis von Menschen zu zählen, der einen von Anderen abgrenzt, gehörte zu Christine Skowskis Jugendalltag. "Ich weiß noch zu gut, wie wir ungefähr ab der dritten Klasse als gemischte Klassen Unterricht hatten und wie skeptisch wir als Kinder - unter Weißen und Schwarzen - gegenseitig auf einander reagiert haben. Erst auf der Klassenfahrt haben wir uns dann so wirklich kennengelernt." Der Zusammenprall der Welten oder Kulturen, die in einem entfremdeten Kontext florieren, sollte sie als Fotografin weiter begleiten. So arbeitete sie in Paris während ihres Studiums sechs Monate für das "Clam Magazine", das dort von einem Nigerianer herausgebracht wird. In dieser Zeit brachte Christine Skowski eine Porträt-Reihe afrikanischer Künstler heraus, die ihr Leben als Diaspora in der französischen Metropole zeigen.Wenig später sollte sie den Leica-Price für ihre "Nightlife Serie" ernten, ihre Abschlussarbeit "Kopfgefühl" über den Verlust und natürlichem Leben schießen. Den Zugang zur Fotografie hatte die Künstlerin einst über Umwege gefunden. "Aus Namibia kannte ich nur zwei Arten von Fotografien - Natur- und Ethno-Aufnahmen. Beide haben mich wenig interessiert." Nach dem Abitur ging sie zum Studium nach Deutschland, belegte drei Jahre lang Kurse in Innenarchitektur in Halle, Saale. Der Nähe zur Leipziger Schule und ihrem Künstler-Freundeskreis verdankt sie heute den Einblick in eine neue Welt. "Damals habe ich die Dokumentationsfotografie für mich entdeckt, verstanden, dass ein einziges Bild Zeitgeschehen oder ein Lebensgefühl wiedergeben kann. Das hat mich fasziniert." Mit ihrer Bewerbungsmappe hatte Christine Skowski an der renommierten Fachhochschule Bielefeld sofort Erfolg. Fünf Jahre Studium folgten. Fünf Jahre Erfahrungen, fünf Deutschland, fünf Jahre, die sie schließlich aber auch nach Namibia zurückzogen. Seit drei Wochen ist Christine Skowski nun wieder in Windhoek - bei ihren Freunden, bei ihrer Familie, in dem Land, was sie von Grund auf versteht. Die nächsten Monate will sie herumreisen, Menschen zeigen, die symptomatisch für den Prozess der Annäherung und das Zusammenwachsen in Namibia stehen. Mixed Couples, Aufsteiger, die es geschafft haben, Auswanderer, die angekommen sind, Alteingesessene, deren Leben sich mehrmals gedreht hat. Letzten Sonntag, während der Independence-Feierlichkeiten, machte sie ihre ersten Aufnahmen zum Thema. Ihre Fotos sollen die Aspekte auffangen, die sie an diesem Tag, am meisten beeindruckt haben. "Da gab es so vieles. Zum Beispiel die Ausdauer, mit der Tausende von Menschen ab sechs Uhr morgens angestanden haben oder mit welcher Gelassenheit die Sicherheitskräfte an den Gates, die Massen von drängelnden Besucher einzeln hineingeschleust haben." Der Stolz und den Style mit dem die Gruppe von Buschleuten nur mit Lendenschutz bekleidet in das Stadion einliefen oder die Kreativität der Frauen, die Swapo-Farben in ihre traditionellen Festtagskleider einfließen lassen. Für Christine Skowski ist das alles erst der Anfang einer langen Reise.
Wer Interesse hat, Ideen oder Geschichten zum Projekt beizusteuern, kann Christine Skowski unter der Telefonnummer 081-4793049 oder unter der E-Mail-Adresse [email protected] kontaktieren.
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Kommentar
Allgemeine Zeitung
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