Freiburg gibt Blick auf Schädelforschung frei
Freiburg gibt Blick auf Schädelforschung frei

Freiburg gibt Blick auf Schädelforschung frei

"Die Universität hat ihr Forschungsprojekt zu Schädeln aus Namibia
in der Universitätssammlung abgeschlossen", heißt es in einer Presseerklärung der Freiburger Hochschule. Bei den ersten 20 namibischen Schädeln aus der Universitätsklinik Charité in Berlin, die unter dramatischen Umständen im September dieses Jahre nach Namibia zurückkamen, wurde keine Erklärung über den Hintergrund der Forschung geliefert.

Der Rektor der Albert-Ludwigs-Universität, Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer, hatte am vergangenen Donnerstag zu einer Pressekonferenz geladen, bei der zwei weitere Wissenschaftler auf die Schädelsammlung eingingen. Prof. Speck referierte über die historische Sammlung und ihren Zustand und Prof. Dr. Ursula Wittwer-Backofen aus der Abteilung Anthropologie ging auf das abgeschlossen Forschungsprojekt zu den Schädeln aus Namibia ein. Die Badische Zeitung berichtete darauf, dass die Untersuchung von 19 Schädeln (14 werden nach Namibia zurückgeführt) rund 100 000 Euro (eine Mio. N$) gekostet habe. Neben einer zusätzlich eingestellten Mitarbeiterin waren Materialkosten für die Untersuchung zu bestreiten. "Unter anderem wurden die Maße der Schädel computertomografisch erfasst sowie kleine Proben von Zahnwurzeln entnommen und analysiert", so die Zeitung.

Die Universität informiert weiter: "Die Alexander-Ecker-Sammlung, im Freiburger Universitätsarchiv untergebracht, wurde ursprünglich von dem Anatomen und Anthropologen Alexander Ecker (1816-1887) zusammengestellt und besteht überwiegend aus menschlichen Skelettresten, Schädeln aus archäologischen Ausgrabungen und Schädeln aus der ganzen Welt. Heute zählt die Ecker-Sammlung ungefähr 1370 Schädel.

Eugen Fischer, ein Anatom mit der Ausrichtung Anthropologie, wurde
Kurator dieser Sammlung im Jahre 1900. Er hat nie einen Katalog geführt,
und hat auch keine Beschreibung seiner Anschaffungspraktiken
hinterlassen.

Anthropometrie
"Unter den circa 200 afrikanischen Schädeln sind acht als
,Herero' und fünf als ,Hottentotten' bezeichnet. Sie wurden
höchstwahrscheinlich während Fischers Zeit als Lehrstuhlinhaber (1918-
1927) in die Sammlung aufgenommen. Fischer hatte im Jahre 1908 eine
Forschungsreise nach Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia,
unternommen und mehrere Schädel mit nach Freiburg genommen. Andere historische Quellen deuten darauf hin, dass menschliche Überreste während
des Deutsch-Herero-Kriegs zu Forschungszwecken nach Deutschland
geschickt und dort in anthropologische Sammlungen aufgenommen wurden.
Damals waren menschliche Variabilität und Anthropometrie populäre
Forschungsgebiete, und ideologisch gefärbte Rassentypologien sowie
Eugenik wurden zu verbreiteten Denkschulen unter Wissenschaftlern.
Überreste von Herero und Nama aus verschiedenen Perioden hätten also
auf unterschiedliche Weise und innerhalb von verschiedenen Kontexten in
die Sammlung gelangen können.

"Während der beiden Weltkriege wurden Teile der Sammlung beschädigt und
die ursprüngliche Dokumentation ging größtenteils verloren. Zusätzlich
erschwert wurde die Identifizierung der Herkunft der Überreste durch
mehrere Standortwechsel. In Zusammenhang mit dem letzten
Standortwechsel der Alexander-Ecker-Sammlung zum Universitätsarchiv
wurde deutlich, dass die Sammlung Schädel mit ethisch problematischer
Herkunft enthalten könnte. Deswegen hat das Rektorat der renommierten
Freiburger Anthropologin Prof. Dr. Ursula Wittwer-Backofen einen
Forschungsauftrag erteilt und in enger Abstimmung mit der Namibischen
Botschaft eine Rückführung der identifizierten und zugeordneten Schädel
beschlossen.

"19 Schädel wurden als relevant für die Erforschung namibischer
Abstammung erachtet. Sie wurden ausgewählt, weil sie einen Bezug zu den
Herero, Nama sowie allgemein zu Südwest- oder Südafrika haben.
Bezugspunkt war der Schädel selbst, beziehungsweise die Beschriftungen
der Schädel. Eine Reihe von Methoden wurden angewandt, unter anderem
UV-Licht, Dokumentation von Anomalien, Pathologien beziehungsweise
Traumata, morphometrische Analysen und stabile Isotopenanalyse, wobei
invasive Methoden auf das absolut notwendige Minimum reduziert wurden.
Die Analysen sollten helfen, die geographische Herkunft der analysierten
Schädel zu bestimmen."

Beitrag zur kritischen Aufarbeitung
Rektor Prof. Schiewer äußerte sich wie folgt zur geplanten Rückführung der Schädel: "Der unrechtmäßige Erwerb menschlicher Überreste gehört zu den dunklen Kapiteln in der Geschichte der deutschen Wissenschaft und auch unserer Universität.Ich bin froh, dass wir mit dem Abschluss der wissenschaftlichen Untersuchung einenBeitrag zur kritischen Aufarbeitung dieser Geschichte leisten und die Voraussetzung für eine Rückführung der Schädel und ihr ehrenvolles Andenken schaffen konnten.Als Rektor dieser Universität bedauere ich zutiefst, was unter dem Deckmantel derWissenschaft in diesem Zusammenhang begangen wurde. Heute liegt uns das Ergebnis der Forschungen vor und wir können sagen, dass es 14 Schädel sind, für die eine Herkunft aus dem Gebiet des heutigen Namibias angenommen werden kann.

"Die Sammlung im Archiv der Universität hat eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich. Bei einer der letzten Umzüge der Sammlung ins Universitätsarchiv wurde deutlich, dass die Sammlung Schädel mit ethisch problematischer Herkunft enthalten könnte. Das Rektorat der Universität hat daher schon 2004 beschlossen, diese Schädel genauer zu untersuchen zu lassen und nach eindeutiger Feststellung der Herkunft berechtigten Herausgabeansprüchen nachzukommen. Es hat der Anthropologin Prof. Dr. Wittwer- Backofen den Auftrag erteilt, die wissenschaftliche Untersuchung dieser Schädel durchzuführen und ihre Herkunft festzustellen ...
Mit der Namibischen Botschaft erfolgte während der Laufzeit der Untersuchungen eine enge Abstimmung. Ich habe selbst mehrere Gespräche mit dem Botschafter S. E. Neville Melvin Gertze geführt .Wir haben bisher aus Respekt und aus Verpflichtung gegenüber den Ethnien im heutigen Namibia keine Fotos von den betreffenden Schädeln veröffentlicht."

Lediglich bei gut der Hälfte bis zu zwei Dritteln der 1370 Schädel wird einigermaßen sicher angenommen, dass sie aus Europa stammen und "ethisch unbedenklich" sind, heißt es in der Badischen Zeitung. (az)

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-19

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