"Für immer schöne Drehs in Afrika"

"Ein bisschen Safari-Feelings für daheim trifft auf Ärzte-Soap", schreibt Yahoo TV Deutschland über die ARD-Schmonzette vom Dienstag, "Für immer Afrika". Es sei nicht einmal so sehr die Tatsache, dass in diesem Film Einheimische das Knochenorakel sprechen ließen oder beschwörende Stammestänze aufführten, heißt es in diesem kritischen Rückblick auf die Sendung: "auch die vielen Klischees ließen sich verschmerzen, wenn man nur nicht die ganze Zeit das Gefühl hätte, dass das alles nicht so recht zusammenpasst, dass hier kein stimmiges Afrika-Bild vermittelt wird, sondern uns Afrika so gezeigt wird, wie Deutsche es sich halt vorstellen".

Der Rezensent von Yahoo TV hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Aber wahrscheinlich bildet er eine Ausnahme unter den über sechs Millionen deutschen Fernsehzuschauern, die sich am Dienstag zu "Für immer Afrika" eingeschaltet hatten. Für die mag das Afrika dieses Filmes völlig in Ordnung sein. Vielleicht sind es nur die Namibia-Kenner, für die das TV-Drama einige Schmunzel-Partien bereithält - ungewollte Insider-Gags sozusagen.

In diesem Sinne war das absolute Highlight des Films jene Szene, in der Dr. Sam Vanderloo, gespielt von Francis Fulton-Smith, von einer Schlange in den Unterarm gebissen wird, sich den Arm mit einem Gürtel abbindet, dann aber mit selbigem Arm noch an seinem Wagenheber pumpt um einen geplatzten Reifen zu wechseln.

Auch spaßig ist dann die folgende Sequenz, in der die Ärztin Katrin Berger, gespielt von Christine Neubauer, ihm zu Hilfe eilt, indem sie - nach nur einer Flugstunde - in eine Cessna steigt, das Ding auch tatsächlich irgendwie in die Luft bringt, und dann von oben völlig verzweifelt den inzwischen vom Schlangengift halluzinierenden Sam auf dem Radio kontaktiert: "Wo bist du? Von hier oben sieht alles so gleich aus". Ganz per Zufall findet sie ihn natürlich doch noch, dann gelingt ihr eine Aufsehen erregende Landung auf einer Sandpiste, und schließlich injiziert die tapfere Katrin ihrem zukünftigen Liebhaber Sam die rettende Spritze mit dem Schlangenserum. Ende gut, alles gut.

Dem Namibier fällt auf, dass die Einheimischen in der Buschklinik Gugulethu (für den Namen stand wohl das Kapstädter Township Pate) in ihren Baströcken und Fellbehängen nicht sehr namibisch aussehen, vielleicht noch am ehesten wie Zulu- oder Khosa-Stammesangehörige. Egal, Afrika ist groß, und tatsächlich wird in dem Film niemals erwähnt, dass es sich beim Schauplatz um Namibia handeln soll - nur die deutsche Schule in Windhoek wird einmal genannt. Auch dass die Gästefarm Okapuka im Film zur Lodge des Bösewichts Christian Lindenburg (gespielt von Ex-"Bond"-Gauner Götz Otto) wird, merken nur Landeskenner.

Im ersten Teil des TV-Dramas, der unter dem Titel "Folge Deinem Herzen" im November 2006 als erfolgreichster deutscher Fernsehfilm über acht Millionen Zuschauer erreichte, bedienten das Drehbuch-Autorenteam Sue und Wilfried Schwerin von Krosigk und Regisseur Peter Sämann viel unbekümmerter Afrikaklischees. Da sprachen die schwarzen Farmangestellten von sich selbst in der dritten Person, und die Kinder Afrikas aßen "Umkaka-Brei" - was immer das sein mag. Immerhin: Bei der zweiten Folge wurde dann wohl doch ein klein wenig mehr auf Realitätsnähe geachtet.

Nichtsdestotrotz treffen Afrikaromanzen wie diese scheinbar den Nerv des wintermüden deutschen TV-Publikums. "Die Handlung passt in das Sauerland", schreibt - mit ironischem Ton - etwa ein Fernsehzuschauer aus Celle bei Hannover, "also das Übliche mit viel Liebe und Komplikationen, die sich Gott sei Dank wie immer in Nichts auflösen. Solche Konstruktionen der Handlungen finde ich gut und entspannend in dieser brutalen Welt."

Auch TV Spielfilm spekuliert über die Attraktion, die solche Kuschelfilme scheinbar darstellen: "Das Motto der Macher: Für immer schöne Drehs in Afrika!", schreibt ein Rezensent der Fernsehzeitschrift. "So lässt sich, dem GEZ-Zahler* sei Dank, dem heimischen Schmuddelwetter entfliehen."

* GEZ = Gebühreneinzugszentrale

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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