Fokus auf Arme statt Reiche
Marktliberaler Fachmann warnt vor fehlgeleiteten Maßnahmen
Von Clemens von Alten, Windhoek
Die sozioökonomische Ungleichheit bzw. die Kluft zwischen Arm und Reich ist ein „globales Phänomen“, das „uns alle beunruhigen sollte“, sagte gestern der Bergbau- und Energieminister Tom Alweendo während seiner Ansprache zur diesjährigen Jahreskonferenz der hiesigen Wirtschaftsvereinigung EAN (Economic Association of Namibia). „Das Einkommensgefälle ist Gift für die Gesellschaft und nimmt Menschen die Würde“, betonte der Politiker, dem zufolge das Maß an Ungleichheit global zunehme.
Allerdings könne ein zu enger Fokus auf die Unterschiede zwischen Arm und Reich in die Irre führen, meinte Gastredner Dr. Jamie Whyte, Forschungsdirektor der britischen marktliberalen Denkfabrik IEA (Institute of Economic Affairs). „Die Einkommensschere ist nicht das Problem“, sagte der vor allem aus der neuseeländischen Politik bekannte Akademiker. „Das Problem ist die Armut.“ Dass allgemein immerzu die Ungleichheit betont wird, beruht Whyte zufolge auf dem Irrglauben, dass es sich bei Reichtum um eine konstante Menge handele. „Das ist aber nicht der Fall – ganz im Gegenteil: der heutige Wohlstand ist viel größer als in der gesamten Menschheitsgeschichte“, so der Gastredner.
Ungleichheit nicht unfair
Whyte mutmaßt, dass die „unfaire“ Auffassung der Einkommenskluft aus den Kindheitstagen entspringe: „Eltern erfüllen jegliche Bedürfnisse ihres Nachwuchses und wird beispielsweise ein Kuchen unter Kindern ungleich aufgeteilt, so wird das als ungerecht empfunden.“ Dabei seien die Unterschiede zwischen Arm und Reich in der Wirtschaftslehre eher darauf zurückzuführen, dass „manche Menschen produktiver“ seien als andere.
Es sei ein Trugschluss, dass Reichtum nur auf Kosten der Armen möglich sei. „Wenn jemand reich ist und auf ehrliche Art und Weise zum Wohlstand gekommen ist, dann hat das zu bedeuten, dass er oder sie etwas anbietet, das als wertvoller eingeschätzt wird, als der Preis, den Menschen dafür bezahlen“, erklärte Whyte, der darin einen „Beitrag zur Menschheit“ erkennt. Diesen Umstand als „unfair“ zu bezeichnen, ist dem IEA-Vertreter zufolge „recht merkwürdig“, würde allerdings erklären, warum des Öfteren als Lösung der Ungleichheit vorgeschlagen wird, „Geld von den Reichen zu nehmen und es den Armen zu geben“.
Holzweg Umverteilung
Die Umverteilung von Wohlstand sei allerdings ein Irrweg mit weitreichenden Konsequenzen, nicht zuletzt weil Befürworter geneigt seien, sowohl Reichtum mit Einkommen zu verwechseln als auch den Umfang des Wohlstandes zu überschätzen: „Es wird oft gesagt, dass die 46 reichsten Personen mehr Reichtum besitzen als die 3,7 Milliarden armen Menschen auf der Welt“, so Whyte. „Würden wir also den Wohlstand dieser 46 Reichen unter den 3,7 Milliarden aufteilen, erhielte jeder Empfänger lediglich einmalige 300 US-Dollar – das ist kein Weg aus der Armut.“
Obendrein würde sich eine Maßnahme zur Umverteilung verheerend für die Anreize zum Erfolg bzw. den Ansporn zur Produktivität auswirken. „Der einseitige Fokus auf die Ungleichheit führt dazu, dass Menschen gleichermaßen arm sind“, glaubt der Akademiker und sagte: „Dabei ist es doch egal, ob jemand reich ist – wir wollen Menschen aus der Armut helfen.“
Mehr Produktivität
„Produktivität“ ist laut Whyte das Schlüsselwort: „Menschen beziehen ihr Einkommen aus dem, was sie produzieren und wer seine Produktivität steigern will, benötigt Kapital – sprich Werkzeuge, Computer, Fahrzeuge und andere Produktionsfaktoren.“ Dabei gelte die Faustregel: je kapitalintensiver eine Wirtschaft sei, desto höher sei die Produktivität, was allerdings Investitionen und ein investitionsfreundliches Umfeld voraussetze. „Investitionen verlangen, dass Eigentumsrechte und Rechtstaatlichkeit beschützt werden, dass Korruption bekämpft wird und dass Anlageerträge nicht zu hoch besteuert werden“, so der neuseeländische Gastredner.
Entscheidend für den Kampf gegen Armut sei somit, mittellosen Menschen Zugang zu Kapital bzw. den Produktionsfaktoren zu ermöglichen. Ein wesentlicher Faktor sei hier die Bildung. „Ich bin ein ausgesprochener Unterstützer privater, erschwinglicher Schulbildung, denn wenn Eltern für den Unterricht ihrer Kindern bezahlen, ziehen sie auch die Schule in die Verantwortung“, so der IEA-Forschungsdirektor. Ebenso von Vorteil seien große Unternehmen, die entsprechende Größenvorteile bieten. „Zudem ist auch eine hohe Bevölkerungsdichte hilfreich, besonders was die Kapitalintensität betrifft“, so Whyte. „Nicht ohne Grund liegen die wohlhabendsten Gebiete in Städten.“
Soziale Sicherheit bieten
Gleichzeitig sprach sich der IAE-Vertreter auch für mehr soziale Sicherheit aus: „Es sollte allerdings ein soziales Sicherheitsnetz vorhanden sein, nicht um die Ungleichheit zu bekämpfen, sondern um die Armut zu lindern“, so Whyte.
Die sozioökonomische Ungleichheit bzw. die Kluft zwischen Arm und Reich ist ein „globales Phänomen“, das „uns alle beunruhigen sollte“, sagte gestern der Bergbau- und Energieminister Tom Alweendo während seiner Ansprache zur diesjährigen Jahreskonferenz der hiesigen Wirtschaftsvereinigung EAN (Economic Association of Namibia). „Das Einkommensgefälle ist Gift für die Gesellschaft und nimmt Menschen die Würde“, betonte der Politiker, dem zufolge das Maß an Ungleichheit global zunehme.
Allerdings könne ein zu enger Fokus auf die Unterschiede zwischen Arm und Reich in die Irre führen, meinte Gastredner Dr. Jamie Whyte, Forschungsdirektor der britischen marktliberalen Denkfabrik IEA (Institute of Economic Affairs). „Die Einkommensschere ist nicht das Problem“, sagte der vor allem aus der neuseeländischen Politik bekannte Akademiker. „Das Problem ist die Armut.“ Dass allgemein immerzu die Ungleichheit betont wird, beruht Whyte zufolge auf dem Irrglauben, dass es sich bei Reichtum um eine konstante Menge handele. „Das ist aber nicht der Fall – ganz im Gegenteil: der heutige Wohlstand ist viel größer als in der gesamten Menschheitsgeschichte“, so der Gastredner.
Ungleichheit nicht unfair
Whyte mutmaßt, dass die „unfaire“ Auffassung der Einkommenskluft aus den Kindheitstagen entspringe: „Eltern erfüllen jegliche Bedürfnisse ihres Nachwuchses und wird beispielsweise ein Kuchen unter Kindern ungleich aufgeteilt, so wird das als ungerecht empfunden.“ Dabei seien die Unterschiede zwischen Arm und Reich in der Wirtschaftslehre eher darauf zurückzuführen, dass „manche Menschen produktiver“ seien als andere.
Es sei ein Trugschluss, dass Reichtum nur auf Kosten der Armen möglich sei. „Wenn jemand reich ist und auf ehrliche Art und Weise zum Wohlstand gekommen ist, dann hat das zu bedeuten, dass er oder sie etwas anbietet, das als wertvoller eingeschätzt wird, als der Preis, den Menschen dafür bezahlen“, erklärte Whyte, der darin einen „Beitrag zur Menschheit“ erkennt. Diesen Umstand als „unfair“ zu bezeichnen, ist dem IEA-Vertreter zufolge „recht merkwürdig“, würde allerdings erklären, warum des Öfteren als Lösung der Ungleichheit vorgeschlagen wird, „Geld von den Reichen zu nehmen und es den Armen zu geben“.
Holzweg Umverteilung
Die Umverteilung von Wohlstand sei allerdings ein Irrweg mit weitreichenden Konsequenzen, nicht zuletzt weil Befürworter geneigt seien, sowohl Reichtum mit Einkommen zu verwechseln als auch den Umfang des Wohlstandes zu überschätzen: „Es wird oft gesagt, dass die 46 reichsten Personen mehr Reichtum besitzen als die 3,7 Milliarden armen Menschen auf der Welt“, so Whyte. „Würden wir also den Wohlstand dieser 46 Reichen unter den 3,7 Milliarden aufteilen, erhielte jeder Empfänger lediglich einmalige 300 US-Dollar – das ist kein Weg aus der Armut.“
Obendrein würde sich eine Maßnahme zur Umverteilung verheerend für die Anreize zum Erfolg bzw. den Ansporn zur Produktivität auswirken. „Der einseitige Fokus auf die Ungleichheit führt dazu, dass Menschen gleichermaßen arm sind“, glaubt der Akademiker und sagte: „Dabei ist es doch egal, ob jemand reich ist – wir wollen Menschen aus der Armut helfen.“
Mehr Produktivität
„Produktivität“ ist laut Whyte das Schlüsselwort: „Menschen beziehen ihr Einkommen aus dem, was sie produzieren und wer seine Produktivität steigern will, benötigt Kapital – sprich Werkzeuge, Computer, Fahrzeuge und andere Produktionsfaktoren.“ Dabei gelte die Faustregel: je kapitalintensiver eine Wirtschaft sei, desto höher sei die Produktivität, was allerdings Investitionen und ein investitionsfreundliches Umfeld voraussetze. „Investitionen verlangen, dass Eigentumsrechte und Rechtstaatlichkeit beschützt werden, dass Korruption bekämpft wird und dass Anlageerträge nicht zu hoch besteuert werden“, so der neuseeländische Gastredner.
Entscheidend für den Kampf gegen Armut sei somit, mittellosen Menschen Zugang zu Kapital bzw. den Produktionsfaktoren zu ermöglichen. Ein wesentlicher Faktor sei hier die Bildung. „Ich bin ein ausgesprochener Unterstützer privater, erschwinglicher Schulbildung, denn wenn Eltern für den Unterricht ihrer Kindern bezahlen, ziehen sie auch die Schule in die Verantwortung“, so der IEA-Forschungsdirektor. Ebenso von Vorteil seien große Unternehmen, die entsprechende Größenvorteile bieten. „Zudem ist auch eine hohe Bevölkerungsdichte hilfreich, besonders was die Kapitalintensität betrifft“, so Whyte. „Nicht ohne Grund liegen die wohlhabendsten Gebiete in Städten.“
Soziale Sicherheit bieten
Gleichzeitig sprach sich der IAE-Vertreter auch für mehr soziale Sicherheit aus: „Es sollte allerdings ein soziales Sicherheitsnetz vorhanden sein, nicht um die Ungleichheit zu bekämpfen, sondern um die Armut zu lindern“, so Whyte.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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