Fünfzehn Fragen und Antworten zum Ersten Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg und die deutschen Kolonien (1/6)
Im Jahr 2014 jährte sich der Beginn des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal. Das Thema fand weltweit Beachtung. Auch auf Afrika und das heutige Namibia hatten die Geschehnisse in Europa einen großen Einfluss. In einer sechsteiligen Serie im Dezember/Januar beleuchtet die AZ den Ersten Weltkrieg mit dem starken Fokus auf die deutsche Kolonien und ihre Entwicklung. Im Jahr 2015 fahren wir mit dem Thema fort, dann mit dem Hauptaugenmerk auf die Ereignisse vor 100 Jahren im damaligen Deutsch-Südwestafrika, wo die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs im Jahr 1915 für das Ende der deutschen Kolonie sorgten.
Berlin (dpa) - Anfang, Ende und Ergebnis des Ersten Weltkrieges sind weithin bekannt. Fragen und Antworten zu einigen Fakten, auch vom Rand der Katastrophe:
WARUM GILT DER KRIEG 1914-18 ALS WELTKRIEG? Europa war der Hauptkriegsschauplatz. Aber die geografische Dimension des Krieges umfasste Regionen und Länder aller Kontinente. Nebenschauplätze waren die deutschen Kolonien in Afrika, Asien und im Pazifik, der Nahe Osten, der Kaukasus und die Weltmeere.
WIE VIELE LÄNDER WAREN BETEILIGT? Direkt und indirekt etwa 40, einschließlich der britischen Empire-Gebiete. Trotz Kriegerklärungen schickten vor allem einige mittelamerikanische Staaten keine Truppen. Andere Länder wie Spanien, die Schweiz und Argentinien blieben neutral.
WELCHES LAND ÜBERFIELEN DEUTSCHE TRUPPEN ZUERST? Das neutrale Luxemburg wurde am 2. August 1914 von deutschen Truppen besetzt. Die junge Großherzogin Maria-Adelheid galt als deutschfreundlich, was sie nach Kriegsende den Thron kostete.
WELCHE GEBIETSVERLUSTE HATTE DEUTSCHLAND? Sämtliche Kolonien sowie etwa 13 Prozent des vorherigen Gebiets mussten abgetreten werden. Dazu zählten Elsass-Lothringen (an Frankreich), Westpreußen, die Provinz Posen und Teile Schlesiens (an Polen), die Kreise Eupen und Malmedy (an Belgien) sowie das Saargebiet, Danzig und das Memelland (unter Verwaltung des Völkerbunds).
WELCHES LAND HATTE BESONDERS HOHE MENSCHENVERLUSTE? Serbien, dem Österreich-Ungarn eine Mitschuld an der Ermordung seines Kronprinzen gab, verlor - gemessen an seiner Bevölkerung - mehr Menschen als jedes andere Land. 1,1 Millionen Tote machten 24 Prozent der damaligen Bewohner aus.
LEBEN NOCH TEILNEHMER DES ERSTEN WELTKRIEGS? Nein. Der letzte Veteran, der Brite Claude Stanley Choules, starb mit 110 Jahren im Mai 2011 in einem Pflegeheim in Australien. Bereits im Januar 2008 war bei Köln der letzte deutsche Kriegsteilnehmer gestorben. Der pensionierte Richter Erich Kästner wurde 107 Jahre.
WARUM WURDEN SCHÜTZENGRÄBEN ANGELEGT? Als der deutsche Vormarsch stagnierte, schaufelten die Soldaten beider Seiten an der 750 Kilometer langen Westfront ein gestaffeltes Graben- und Tunnelsystem. Damit sollte zunächst die Front gehalten werden, um später wieder in die Offensive gehen zu können. Die bis zu zehn Meter tiefen Unterstände boten allerdings keinen sicheren Schutz vor Artilleriefeuer.
WER WAR DIE „DICKE BERTHA“? Ein gewaltiges Geschütz der deutschen Firma Krupp. Namensgeberin soll die Krupp-Erbin Bertha gewesen sein, eine keineswegs korpulente Frau. Der Mörser verschoss Granaten von gut einer Tonne Gewicht 14 Kilometer weit. Eingesetzt war er vor allem in Belgien und Frankreich.
WER WAR DER „ROTE BARON“? Wegen der roten Farbe seiner Flugzeuge wurde Manfred von Richthofen, der legendäre Kampfflieger des kaiserlichen Deutschland, so genannt. Nach 80 Luftsiegen wurde er im April 1918 über Frankreich abgeschossen.
WELCHE ROLLE SPIELTEN PANZER? Der britische Marineminister Winston Churchill hatte sich schon früh für gepanzerte Kampfwagen starkgemacht. In Nordfrankreich versetzten hunderte britische „Tanks“ ab 1916 die Deutschen in Angst und Schrecken, waren aber noch nicht kriegsentscheidend. Deutschland produzierte bis Kriegsende nur etwa 20 frontreife Panzer.
WO WURDE IM ERSTEN WELTKRIEG ERSTMALS GROSSFLÄCHIG GIFTGAS EINGESETZT? Bei der belgischen Stadt Ypern, am 22. April 1915 von deutschen Truppen gegen französische Stellungen. Mindestens 1200 allierte Soldaten kamen durch das Luftwege und Lungen verätzende Chlorgas um.
WANN MACHTE DER KRIEG PAUSE? Am Heiligen Abend 1914 gab es einen Mini-Frieden an manchen Schützengräben der Westfront. Deutsche, britische und französische Soldaten verbrüderten sich, sangen Weihnachtslieder und spielten Fußball. Dann ging das Morden weiter.
WER KANNTE „KEINE PARTEIEN MEHR“? Kaiser Wilhelm II. beschwor am 4. August 1914 im Reichstag den Zusammenhalt der Nation: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche.“ Auch weite Teile der SPD stimmten dem Burgfrieden zu, weil sie das Vaterland bedroht sahen.
WAS VERBAND DEN KAISER UND LENIN? Die ideologischen Todfeinde wollten den Krieg im Osten beenden. In einer Geheimaktion schleuste Deutschland den russischen Revolutionär Wladimir Iljitsch Lenin im April 1917 aus dem Schweizer Exil nach Petrograd (heute St. Petersburg). Nach der bolschewistischen Revolution schloss er im März 1918 Frieden mit Deutschland.
WORAUF ZIELTE DIE PROPAGANDA? Bei Deutschlands Kriegsgegnern wurde in Filmen, Plakaten und Fotos das Feindbild herausgestellt: der „hässliche Deutsche“, „der Hunne“, „die Barbaren“. Die deutsche Propaganda reagierte eher harmlos mit Bildern einer zivilisierten Nation.
Im Jahr 2014 jährte sich der Beginn des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal. Das Thema fand weltweit Beachtung. Auch auf Afrika und das heutige Namibia hatten die Geschehnisse in Europa einen großen Einfluss. In einer sechsteiligen Serie im Dezember/Januar beleuchtet die AZ den Ersten Weltkrieg mit dem starken Fokus auf die deutsche Kolonien und ihre Entwicklung. Im Jahr 2015 fahren wir mit dem Thema fort, dann mit dem Hauptaugenmerk auf die Ereignisse vor 100 Jahren im damaligen Deutsch-Südwestafrika, wo die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs im Jahr 1915 für das Ende der deutschen Kolonie sorgten.
Berlin (dpa) - Anfang, Ende und Ergebnis des Ersten Weltkrieges sind weithin bekannt. Fragen und Antworten zu einigen Fakten, auch vom Rand der Katastrophe:
WARUM GILT DER KRIEG 1914-18 ALS WELTKRIEG? Europa war der Hauptkriegsschauplatz. Aber die geografische Dimension des Krieges umfasste Regionen und Länder aller Kontinente. Nebenschauplätze waren die deutschen Kolonien in Afrika, Asien und im Pazifik, der Nahe Osten, der Kaukasus und die Weltmeere.
WIE VIELE LÄNDER WAREN BETEILIGT? Direkt und indirekt etwa 40, einschließlich der britischen Empire-Gebiete. Trotz Kriegerklärungen schickten vor allem einige mittelamerikanische Staaten keine Truppen. Andere Länder wie Spanien, die Schweiz und Argentinien blieben neutral.
WELCHES LAND ÜBERFIELEN DEUTSCHE TRUPPEN ZUERST? Das neutrale Luxemburg wurde am 2. August 1914 von deutschen Truppen besetzt. Die junge Großherzogin Maria-Adelheid galt als deutschfreundlich, was sie nach Kriegsende den Thron kostete.
WELCHE GEBIETSVERLUSTE HATTE DEUTSCHLAND? Sämtliche Kolonien sowie etwa 13 Prozent des vorherigen Gebiets mussten abgetreten werden. Dazu zählten Elsass-Lothringen (an Frankreich), Westpreußen, die Provinz Posen und Teile Schlesiens (an Polen), die Kreise Eupen und Malmedy (an Belgien) sowie das Saargebiet, Danzig und das Memelland (unter Verwaltung des Völkerbunds).
WELCHES LAND HATTE BESONDERS HOHE MENSCHENVERLUSTE? Serbien, dem Österreich-Ungarn eine Mitschuld an der Ermordung seines Kronprinzen gab, verlor - gemessen an seiner Bevölkerung - mehr Menschen als jedes andere Land. 1,1 Millionen Tote machten 24 Prozent der damaligen Bewohner aus.
LEBEN NOCH TEILNEHMER DES ERSTEN WELTKRIEGS? Nein. Der letzte Veteran, der Brite Claude Stanley Choules, starb mit 110 Jahren im Mai 2011 in einem Pflegeheim in Australien. Bereits im Januar 2008 war bei Köln der letzte deutsche Kriegsteilnehmer gestorben. Der pensionierte Richter Erich Kästner wurde 107 Jahre.
WARUM WURDEN SCHÜTZENGRÄBEN ANGELEGT? Als der deutsche Vormarsch stagnierte, schaufelten die Soldaten beider Seiten an der 750 Kilometer langen Westfront ein gestaffeltes Graben- und Tunnelsystem. Damit sollte zunächst die Front gehalten werden, um später wieder in die Offensive gehen zu können. Die bis zu zehn Meter tiefen Unterstände boten allerdings keinen sicheren Schutz vor Artilleriefeuer.
WER WAR DIE „DICKE BERTHA“? Ein gewaltiges Geschütz der deutschen Firma Krupp. Namensgeberin soll die Krupp-Erbin Bertha gewesen sein, eine keineswegs korpulente Frau. Der Mörser verschoss Granaten von gut einer Tonne Gewicht 14 Kilometer weit. Eingesetzt war er vor allem in Belgien und Frankreich.
WER WAR DER „ROTE BARON“? Wegen der roten Farbe seiner Flugzeuge wurde Manfred von Richthofen, der legendäre Kampfflieger des kaiserlichen Deutschland, so genannt. Nach 80 Luftsiegen wurde er im April 1918 über Frankreich abgeschossen.
WELCHE ROLLE SPIELTEN PANZER? Der britische Marineminister Winston Churchill hatte sich schon früh für gepanzerte Kampfwagen starkgemacht. In Nordfrankreich versetzten hunderte britische „Tanks“ ab 1916 die Deutschen in Angst und Schrecken, waren aber noch nicht kriegsentscheidend. Deutschland produzierte bis Kriegsende nur etwa 20 frontreife Panzer.
WO WURDE IM ERSTEN WELTKRIEG ERSTMALS GROSSFLÄCHIG GIFTGAS EINGESETZT? Bei der belgischen Stadt Ypern, am 22. April 1915 von deutschen Truppen gegen französische Stellungen. Mindestens 1200 allierte Soldaten kamen durch das Luftwege und Lungen verätzende Chlorgas um.
WANN MACHTE DER KRIEG PAUSE? Am Heiligen Abend 1914 gab es einen Mini-Frieden an manchen Schützengräben der Westfront. Deutsche, britische und französische Soldaten verbrüderten sich, sangen Weihnachtslieder und spielten Fußball. Dann ging das Morden weiter.
WER KANNTE „KEINE PARTEIEN MEHR“? Kaiser Wilhelm II. beschwor am 4. August 1914 im Reichstag den Zusammenhalt der Nation: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche.“ Auch weite Teile der SPD stimmten dem Burgfrieden zu, weil sie das Vaterland bedroht sahen.
WAS VERBAND DEN KAISER UND LENIN? Die ideologischen Todfeinde wollten den Krieg im Osten beenden. In einer Geheimaktion schleuste Deutschland den russischen Revolutionär Wladimir Iljitsch Lenin im April 1917 aus dem Schweizer Exil nach Petrograd (heute St. Petersburg). Nach der bolschewistischen Revolution schloss er im März 1918 Frieden mit Deutschland.
WORAUF ZIELTE DIE PROPAGANDA? Bei Deutschlands Kriegsgegnern wurde in Filmen, Plakaten und Fotos das Feindbild herausgestellt: der „hässliche Deutsche“, „der Hunne“, „die Barbaren“. Die deutsche Propaganda reagierte eher harmlos mit Bildern einer zivilisierten Nation.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen