Film

Große Pläne für Nujoma-Film

Das wird ein internationaler Kassenschlager, glaubt Pacon: die Verfilmung von Sam Nujomas Autobiographie "Where Others Wavered". Das Pan-Afrikanische Zentrum Namibias (Pan Afrikan Centre of Namibia, Pacon) will mit einem Budget von über 50 Millionen Namibia Dollar das Leben des Präsidenten auf die Kinoleinwand bannen. Der Businessplan von Pacon zu dem Filmprojekt entbehrt allerdings jeglicher Realitätsgrundlage, wie nun u.a. die Filmmakers Association of Namibia (FAN) festgestellt hat.

"Where there is a purpose, there is no failure" (Wo es einen Zweck gibt, kann es keine Niederlage geben). Diese Swahili-Volksweisheit zitiert das Pan Afrikan Centre of Namibia, Pacon, als Motto für seine geplante Verfilmung von Präsident Sam Nujomas Autobiographie "Where Others Wavered" an. Mit einer gehörigen Portion Optimismus, die schon an Größenwahn grenzt, hofft Pacon, aus dem Film einen internationalen Kinoknüller zu machen, der einen Profit von 30 Millionen Namibia-Dollar einspielt.


So glaubt Pacon laut einem der AZ vorliegenden Businessplan vom August 2002, dass es gelingen sollte, Kinokarten für N$ 1000 pro Person an etwa eintausend Kinogäste für die Premiere zu verkaufen. Danach würden bestimmt eine Million Namibier den Film in den Kinos sehen wollen. Bei N$ 20 pro Kinokarte sollte es somit möglich sein, etwa 20 Millionen einzuspielen.





Nujoma-Figürchen als Fanartikel





Natürlich soll das Ganze mit einer großangelegten Werbekampagne einhergehen. So hat Pacon angedacht, dass man etwa fünf Millionen Dollar durch den Verkauf von Fanartikeln einnehmen könnte. Man könne T-Shirts, Kappen, Aufkleber und Becher mit dem Motiv des Filmplakates oder dem Porträt des Präsidenten verkaufen. Auch hübsche kleine Nujoma-Figürchen ließen sich bestimmt gut absetzen. Oder Figürchen von Swapo-Kämpfern in Aktion.


Um den internationalen Erfolg des Filmes zu garantieren, müsse man außerdem große Namen aus dem Hollywood-Business für das Projekt gewinnen, meint Projektkoordinator Uazuva Kaumbi, der den Businessplan entworfen hat. So habe man an Schaupspieler wie Samuel L. Jackson oder Cuba Gooding Jnr. für die Hauptrolle des Präsidenten gedacht. Sollte das nicht gelingen, so wolle man zumindest einen berühmten Hollywood-Regisseur wie beispielsweise John Singleton engagieren.





20 Millionen Dollar Steuergelder für Nujoma-Film





Finanzieren soll das gigantische Projekt unter anderem der Steuerzahler. 20 Millionen Namibia-Dollar erhofft Pacon als Finanzspritze von der Regierung. Weitere zehn Millionen könnten laut Kaumbis Rechnung von namibischen Unternehmen als Schenkung zu dem ehrgeizigen Projekt beitragen. Dafür würde man sie dann auch im Abspann erwähnen. Jeder dieser Projektpartner, so heißt es im Businessplan, könnte einen Betrag von einer viertel bis einer halben Million beisteuern.


Nachdem der erste Zeitplan für das Filmprojekt "Where Others Wavered" schon längst überholt ist - bei der Vorstellung des Projektes im September 2001 hatte man die Premierenvorstellung des Filmes für Mai 2003 angesetzt - hat Pacon nun die Filmemachervereinigung Namibias, FAN, zu Rate gezogen. FAN hat gestern eine Pressemitteilung herausgegeben, in der die Organisation das Projekt unter mehreren Gesichtspunkten kritisch kommentiert.


Laut FAN hat sich Pacon bei der Aufstellung des Businessplan an Budgets für Hollywood-Feature-Filme orientiert, wie sie für Kassenknüller wie etwa Star Wars oder Liebesfilme üblich sind. Bei "Where Others Wavered" handle es sich jedoch um einen dokumentar-ähnlichen Film, für den andere Maßstäbe gesetzt werden müssten.





Kommittee prüft ideologische "Genauigkeit"





FAN äußert auch Bedenken bezüglich des Drehbuches. "Der Inhalt des Drehbuches wird bestimmen, ob ein Weltpublikum diesen Film wird sehen wollen, oder nur ein begrenztes namibisches Publikum, das die Swapo-Partei unterstützt", heißt es in dem vom FAN-Vorstandsvorsitzenden Gert Keding verfassten Kommentar.


Das Drehbuch für "Where Others Wavered" hat, basierend auf Nujomas Autobiographie, der namibische Filmemacher Vicksen Hangula verfasst. Pacon hat vorgesehen, dass ein politisches Kommitee, von Präsident Nujoma selbst ernannt, die "politische und ideologische Genauigkeit" des Drehbuches überwachen soll.


FAN gibt des Weiteren zu bedenken, dass vor hohen Ausgaben für ein solches Filmprojekt gewarnt werden müsse, da momentan in aller Welt gegen Krieg demonstriert werde. Da sei es fraglich, ob das Publikum zu diesem Zeitpunkt einen Film über einen Kriegsveteranen sehen wolle. Pacon sieht zahlreiche Kriegs- und Action-Szenen für den Film vor, für die internationale Stuntmen engagiert werden sollen.


"Die derzeitigen Produktionspläne werden keinen Profit zulassen", erklärt FAN zu Pacons Businessplan. Das veranschlagte Einkommen beispielsweise von fünf Millionen Dollar durch Fanartikel sei unrealistisch. "Nur Hardliner-Swapo-Mitglieder sind garantierte Abnehmer von Kriegsfiguren", heißt es in der FAN-Mitteilung.





FAN: "Der Film ist machbar"





Neben weiteren Budget-Punkten kritisiert FAN außerdem, dass Pacon von den anvisierten Projektpartnern zwar Bezüge von je einer viertel Million Dollar erwartet, diese Projektpartner aber nicht in die Verteilung des erwarteten Profites miteinbezieht. Außerdem sei es unrealistisch, Unternehmen wie Namibia Breweries, Namibia Diaries, Namib Sun Hotels und Consortium Fisheries als einzelne potentielle Projektpartner aufzuzählen, da sie allesamt der Gruppe Ohlthaver & List angehören und somit höchstens ein Beitrag von einer Viertel Million von O & L erwartet werden könne.


"Der Film kann produziert werden", sagt FAN-Vorsitzender Gert Keding als Resümee: "Aber nicht mit diesem Produktionsplan." Die Filmmakers Association schlägt vor, dass anstelle eines 35-mm-Films lieber per Video gefilmt werden solle. Das hochprofessionelle Videosystem Digital Betacam könne dem Projekt Millionen einsparen. Und, sollte sich der Film tatsächlich als großer Erfolg herausstellen, könne er immer noch auf 35-mm-Film fürs Kinoformat gescannt werden.





Abschiedsgeschenk für scheidenden Präsidenten





Laut Projektleiter Uazuva Kaumbi ist der Zeitplan für das Filmprojekt zwar stark in Verzug, doch man rechne damit, dass das Drehbuch gegen Ende Juli abgesegnet werden könne. Am 21. September will Pacon ein großes Galadinner veranstalten, um Sponsoren zu gewinnen. Das Endprodukt des Filmes soll dann nach Kaumbis Zeitrechnung im Dezember kommenden Jahres in die Kinos kommen. "Wir hoffen, dass der Film fertig wird, wenn der Präsident noch im Amt ist", so Kaumbi. "Das wäre dann ein schönes Abschiedsgeschenk."





((Infokasten:))


Staat fördert Filmindustrie


Pacon hat eine staatliche Finanzspritze von 20 Millionen Dollar im Budget für das Filmprojekt "Where Others Wavered" eingeplant. Ob die Regierung diesen Betrag allerdings zur Verfügung stellen wird, steht noch nicht fest.


Die staatliche Filmkommission hat laut neuesten Informationen des Rundfunkministeriums in diesem Jahr erstmals einen Betrag von exakt N$ 20 Millionen für die Förderung der einheimischen Filmindustrie zur Verfügung. Die Filmkommission hat kürzlich eine Ausschreibung gestartet: Eine Firma wird gesucht, die sämtliche Anträge von namibischen Filmemachern für Förderungsprojekte prüfen soll. Dann erst kann entschieden werden, welche Filmprojekte staatliche Förderung in welcher Höhe erhalten.