Falscher Terroralarm bestraft

Von Marc Springer, Windhoek

Vor der Strafmaßverkündung betonte Verteidiger Sisa Namandje, sein Mandant Nehemia Shafuda habe bereits genug gelitten und solle mit einer Verwarnung davonkommen. Schließlich habe ihn die Berichterstattung über seinen Fall emotional traumatisiert und eine Beförderung gekostet. Außerdem sei er aufgrund des von ihm ausgelösten Terroralarms über einen Zeitraum von zwei Jahren suspendiert worden.

Ferner hob Namandje hervor, dass Shafuda habe in seiner Eigenschaft als Sicherheitsleiter nicht vorsätzlich gehandelt, sondern schlicht die Kontrolle über die Situation verloren. Demnach sei er auch auf Anklage der öffentlichen Gefährdung freigesprochen und nur wegen Justizbehinderung verurteilt worden, weil er gegenüber der Polizei geleugnet hatte, den sogenannten Realtest-Koffers in einer Laptop-Tasche versteckt und am 17. November 2010 auf ein Gepäckband am Hosea-Kutako-Flughafen gestellt zu haben.

Namandje war ferner die Feststellung wichtig, dass Shafuda (58) nicht vorbestraft ist und sich durch seine aktive Teilnahme am Befreiungskampf um die namibische Unabhängigkeit verdient gemacht hat.

Staatsanwalt Fillemon Nyau hielt dem entgegen, dass Shafuda durch sein Verhalten nicht nur Panik und Chaos am Flughafen verbreitet, sondern auch dem internationalen Ruf Namibias geschadet habe. Schließlich sei über den von ihm ausgelösten Bombenalarm auch in Deutschland berichtet worden, weil die Laptoptasche bei der Verladung in einen Airbus der Fluggesellschaft LTU/Air Berlin von Windhoek nach München aufgefallen war und vom Bundeskriminalamt (BKA) als mögliche Gefährdungssituation in Deutschland eingestuft wurde. Demnach forderte er eine Geldstrafe von 10000 N$ oder fünf Jahren Haft, die zur Bewährung ausgesetzt werden sollten.

In ihrer Strafmaßverkündung wertete es Richterin Alexis Diergaardt als schwerwiegendes Versäumnis, dass Shafuda nach Entdeckung der Bombenattrappe nicht über deren Ursprung und Zweck informiert und damit unnötig große Verunsicherung verursacht habe. Im Interesse der Abschreckung und Prävention sei deshalb eine Geldbuße von 6000 N$ oder zwei Jahren Freiheitsentzug angemessen.

Dass der von Shafuda ausgelöste Terroralarm keine Bagatelle war, machte die AZ-Leserin Felicitas Welsch aus Königsbrunn deutlich, die damals auf dem Flug von Windhoek nach München gebucht war. In einem Kommentar zu einem vorangegangenen AZ-Artikel erklärte sie auf Facebook, sie und die anderen Passagiere hätten nach Entdeckung des Realtest-Koffers rund sechs Stunden unter Militärbewachung am Flughafen verbracht und den Abflugbereich nicht verlassen dürfen.

Nachdem ein Spezialkommando mit Sprengstoff-Suchhunden aus Südafrika eingeflogen worden sei, hätten alle Passagiere ihre Gepäckstücke identifizieren und sich nach der stark verspäteten Ankunft in München dort erneut von Kriminalbeamten einzeln durchsuchen und befragen lassen müssen. Abgesehen von diesen Unannehmlichkeiten sei bei dem zwecks Crew-Wechsel über Tunesien umgeleiteten Flug stets die Furcht mitgereist, dass eventuell doch eine Bombe an Bord sei.