Empfindlichkeiten

Der Rückzug in zwei getrennte Lager am Tag der Windhoeker Maifeiern demonstriert konkret, dass alte Vorurteile auch heute noch nachwirken. Das grobe Bild zerfällt in das Lager der Swapo-hörigen Gewerkschaften einerseits und in ein Lager der Kirchen andererseits.

Dennoch hat ein Stellungswechsel stattgefunden, der das monolitische Bild auf beiden Seiten auflockert. In den Reihen der Arbeiterredner in Katutura tritt neben Präsident Nujoma immerhin der Präsident des Arbeitgeberverbands, Harold Pupkewitz, auf, der nicht zu den Partei-Ideologen zu rechnen ist. Im anderen Lager ist es die Generalsekretärin des Namibischen Kirchenrats, CCN, Nangula Kathindi, die das Bild der weißen afrikaansen Betreiber von "Transformation Namibia" auflockert, beziehungsweise namibianisiert.


Der Gewerkschaftschef Risto Kapenda hat gegen die ursprünglich gemeinsam angesagte Feier drei Einwände vorgebracht: - die NUNW könne sich nicht nur mit einer christlichen Gruppierung abgeben, derweil zu ihren Mitgliedern auch Moslems und Hindus gehörten.


- Die Aktion "Transformation Afrika" hält Kapenda für nicht genügend namibisch (patriotisch), weil sie aus Südafrika stammt. Von dort wird sie hauptsächlich aus Geschäftskreisen gesponsert.


- Laut Kapenda könne man bei solchen Veranstaltungen auf Nicht-Namibier verzichten. Gemeint ist der US-amerikanische Prediger Bruce Wilkinson.


Zwischen Gewerkschaften, Kirchen und der übrigen Gesellschaft liegen noch tiefe Gräben offen.