Elemotho lebt seinen Namen

WAZon-Redakteur
Von Antonia Hilpert, Windhoek

Ele Motho Gaalelekwe - so lautet der vollständige Name einer der bekanntesten Sänger in Namibia – kurz Elemotho. Er entstammt dem Batswana-Volk einer Bantu-Ethnie des südlichen Afrikas – herkömmlich einfach als „Tswana“ bekannt. In der Sprache Setswana bedeutet sein Name so viel wie „als Mensch kann man nicht fortgejagt werden“. Und diesen Grundsatz der Menschlichkeit lebt der weltgewandte 41-Jährige aus voller Überzeugung.

Botschaften in Form von Musik weiterzugeben, das hat Elemotho von seiner Großmutter gelernt. Er erinnert sich, dass sie nach einem Abend, an dem am Feuer Geschichten erzählt wurden, immer fragte: „Und, was hast du aus der Geschichte gelernt?“ Heute versucht Elemotho mit seiner Musik anderen Menschen seine Ideen und Sichtweisen näherzubringen. So auch in seinem neuen Song „Kunhukuye”, den er gemeinsam mit Musikerfreunden aufgenommen und jetzt im Internet veröffentlicht hat.

Für das Projekt hat Elemotho Polina Loubnina aus Russland (Querflöte), den Gitarristen Samuel Batola aus der Republik Kongo (Kongo-Brazzaville) und Raymond Mupfumira aus Simbabwe (Gesang und Mbira) ins Boot geholt. Die Mbira ist ein afrikanisches Musikinstrument, das aus einem Holzbrett mit Metallzinken besteht, die mit den Daumen gezupft werden. Ein Instrument, das laut Elemotho gut zu dem Song passt, denn wie das Lied selbst, habe auch die Mbira eine heilende Wirkung. „In Simbabwe wird das Instrument manchmal eine ganze Nacht lang gespielt“, erzählt er.

Der Songtext von „Kunhukuye”, was auf Deutsch „dieser Ort“ heißt, stammt aus einem alten, traditionellen Batswana-Lied und ist mit neuen Texten von Elemothos Sängerkollege Mupfumira angereichert. Die Melodie ist meditativ, der Rhythmus des Gesangs erinnert an den eines Gebets. Ein Song, der dazu einlädt, in sich zu kehren und nachzudenken und daher perfekt zum Jahresende passt, wie Elemotho findet.

Dass der Künstler kein Unbekannter ist, spürt man während des Interviews in einem Windhoeker Café – viele Leute halten kurz an, um Hallo zu sagen. Und Elemotho grüßt alle. Seine offene und spontane Art merkt man auch seiner Arbeit an: Das Video zu „Kunhukuye” ist ohne aufwendige Inszenierung entstanden. „Freunde von mir haben uns ganz spontan kurz nach dem Jazz Festival in Windhoek gefilmt, da Polina zu jener Zeit noch in Namibia war“, erzählt Elemotho, der die russische Musikerin schon von anderen gemeinsamen Projekten kannte. Das Musikvideo sei daher besonders authentisch.

In „Kunhukuye“ gehe es darum, an einen fernen, imaginären Ort zu gehen, an einen Ort der Träume, der Hoffnung, der Liebe. Elemotho kommt ins Schwärmen, als er von seiner ganz persönlichen Vorstellung dieses Ortes spricht: „Es ist ein Ort, an dem die Welt allen und niemandem gehört, ein Ort an dem niemand ein Fremder, ein Einwanderer oder Auswanderer ist.“ Der Song sei voller Melancholie, so der Sänger weiter. Es gehe um Erinnerung an die Vergangenheit, aber auch um die Zukunft, um das was kommt. Der Song sei sehr gefühlvoll und dringe tief in die Seele des Zuhörers ein, da gehöre auch Schmerz dazu. So musste Musikerfreund Mupfumira erst kürzlich den Tod seines Vaters verkraften. Für ihn sei dieser Ort, um den es in dem Song geht, daher ein ganz anderer, als für Elemotho selbst. Mupfumira könne dort seine verstorbenen Familienmitglieder wiedersehen.

„Kunhukuye“ ist zudem ein Lied für Reisende, sagt der Künstler, der es spürbar liebt, über Wörter und deren Bedeutung im weiteren Sinne nachzudenken. Reisen bedeutet für Elemotho mehr als nur einen Ortswechsel. Es sei ein Lebenskonzept, um die Welt kennenzulernen. Dabei legt er Wert auf „echtes Reisen“, also wahrhaftig in fremde Kulturen einzutauchen und sie zu verstehen lernen – nicht von einem Hilton Hotel ins nächste zu jetten. Auch das Älterwerden bezeichnet Elemotho als Reise. „Ich merke, wie ich mit dem Alter entspannter werde. Ich bin jetzt 41 Jahre alt und habe Frieden damit geschlossen, wer ich bin. Das ist ein Prozess.“

Der Musiker wurde in Gobabis im Osten Namibias geboren und wuchs auf einer Farm in dieser Gegend auf. „Damals beobachtete ich von den Feldern aus immer den Himmel und wünschte mir eines Tages mal in so einem Flugzeug zu sitzen. Jetzt spiele ich Gigs auf der ganzen Welt und reise selbst unglaublich viel.“ Auch aufgrund seiner Familie ist er viel unterwegs: Elemotho, der mittlerweile in Windhoek lebt, ist mit einer Spanierin verheiratet. Die beiden haben einen fünf und einen acht Jahre alten Sohn.

Elemotho hofft, dass der Song „Kunhukuye” nur der Anfang eines ganzen Albums ist. Er plant im nächsten Jahr mehrere Songs rund um das Thema „Feuer“ aufzunehmen. „Jeder Mensch trägt ein Feuer in sich. Es geht im Leben darum, es zu nähren, denn Feuer kann etwas sehr Gutes sein: Es wärmt und schenkt uns Licht und Hoffnung“, sprudelt es aus dem Sänger heraus. Natürlich sieht Elemotho den Begriff „Feuer“ auch als Metapher: Wenn jemand positive Energie in sich trägt, wenn jemand also für etwas brennt, dann könne diese Person auch in anderen Menschen ein Feuer entfachen. Der Sänger schwärmt von diesem Element, da es seiner Auffassung nach auch den Grund für einen Wendepunkt in der menschlichen Zivilisation darstellt. Mit Feuer und Wärme konnten plötzlich auch Krankheiten geheilt werden. In seiner Heimat ist es beispielsweise üblich, warme Hände auf den Bauch eines Kranken zu legen, um ihn dadurch von Schmerzen zu befreien.

Die Idee, Musik als heilendes Mittel einzusetzen, zeichnet sich schon in Elemothos erstem Album ab, das ihm zu seinem Ruhm verhalf. „The System is a Joke“ erschien 2003 und ist voller kritischer Texte. Damals hatte er gerade sein Studium beendet und arbeitete in einem pathologischen Zentrum. „Was ich dort sah, erschreckte mich“, erinnert sich der Musiker. Dem früheren Farmersjungen, der von seinen Vorfahren noch gelernt hatte mit Kräutern zu heilen, waren die Unmengen an Medikamenten unheimlich. Ihm wurde klar, dass er mit diesen Methoden nicht als Psychologe arbeiten wolle und entschied sich eben für eine andere Art des Heilens: das Musizieren.

Auch mit dem Album „Beautiful world“, das 2017 erschien, wolle Elemotho in gewisser Weise heilen: Er versuche mit der Musik Licht und Hoffnung in eine Welt zu bringen, in der die Stimmung immer negativer werde. „Ja, es gibt Terrorismus auf der Welt, die Wirtschaftslage ist schlecht und Menschen flüchten aus ihrer Heimat“, sagt der Künstler, „aber gleichzeitig geht die Sonne immer noch jeden Tag auf und Babys werden geboren. Ich möchte mit meinen beiden Kindern positiv in die Zukunft schauen.“

Im kommenden Jahr wird Elemotho erneut in Europa unterwegs sein und die Menschen dort mit seinen weltgewandten Texten und dennoch traditioneller, afrikanischer Musik begeistern. Am 7. Juli tritt er beim Schloss Mamling Afrika Festival in Österreich auf. Dort soll Namibia im kommenden Jahr das Hauptthema sein. Elemotho wird gemeinsam mit anderen traditionellen Gruppen sein Land vertreten. Zusätzlich wird er voraussichtlich auch in Deutschland, Ungarn, Tschechien und Spanien Auftritte haben. In seiner Heimat Windhoek wird Elemotho Ende Januar/Anfang Februar wieder im Warehouse auf der Bühne stehen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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