Eine Kirche mit Zukunft

Windhoek - An dem fast zweistündigen Festgottesdienst, der den feierlichen Abschluss der Veranstaltungen im Jubiläumsjahr markierte, haben gestern Vormittag Namibier sowie Gäste aus Südafrika und Deutschland in einem bis auf den letzten Platz gefüllten Gotteshaus teilgenommen. Ingrid Diehl, Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, begrüßte die Besucher mit der Feststellung, dass das Jubiläum zwar nur für das Gebäude gelte. "Aber es lebt", sagte sie. Die Gemeinde sprach hiernach Psalm 84 ("Wohl denen, die in deinem Hause wohnen.") als Leitspruch dieses Festgottesdienstes.

Die Kinder und jungen Menschen in der Gemeinde würden zeigen, "dass die Kirche eine Zukunft hat", begann Bischof Zephania Kameeta (ELCRN) die Predigt. Er dankte Gott "für diesen besonderen Tag" und DELK-Bischof Erich Hertel sowie der Gemeindeleitung für die Ehre, zu diesem Anlass predigen zu dürfen. Bischof Kameeta blickte zurück auf die deutsche Kolonialzeit sowie die Apartheid und spannte den Bogen zu aktuellen Belangen. So hätten viele Namibier wohl den Kampf um die Unabhängigkeit vergessen. "Tribalismus gibt es überall, die Namibier diskriminieren sich gegenseitig", bedauerte er und sprach auch die Korruption an, die "allgegenwärtig" sei. Früher wie heute hätten die Menschen versucht, sich gefällig zu sein. Man solle beim Blick zurück aber nicht nur das Schlechte sehen, sondern auch das Gute erkennen, so Kameeta. So sei in allen Zeiten auch das Wort Gottes gepredigt worden. Als gutes Zeichen hob der Bischof auch die Gründung der Rheinischen Missionsschule hervor, die just am gestrigen Tag ebenfalls ihr 100-jähriges Bestehen feierte. "Wir schätzen die Arbeit, die die Missionare geleistet haben", fügte er hinzu.

Auf die immerwährenden Fragen, wie man Gott gefällig sein, Freude und Erfolg im Leben haben sowie inneren Frieden erreichen kann, zitierte Kameeta den Propheten Micha: "Tu, was richtig ist, liebe Güte und Barmherzigkeit und schreite demütig mit Gott." Der Bischof legte den Zuhörern in seiner Predigt nahe, Unrecht zu verurteilen und dem richtigen Weg zu folgen. "Seid barmherzig und nicht so hart - mit Euch selbst und Eurer Familie." Im Angesicht von Weltwirtschaftskrise, Terrorismus(-Gefahr) und Klimawandel führte er aus: "Lebt und seid demütig." Und weiter: "Wenn du tust was richtig ist und barmherzig bist, kommt es zurück zu dir. Gott zeigt Gnade mit dir. Wenn du demütig mit Gott gehst, wird Gott dich erheben. Wenn du all dies machst, dann wird der Friede Gottes dein Herz und deine Gedanken erfüllen."

Oberkirchenrätin Dine Fecht von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatte frohe Kunde nach Windhoek mitgebracht. "Wir beabsichtigen, die Christuskirche (die immer noch in Besitz der EKD ist, die Red.) an die Deutsche Evangelisch-Lutherische Gemeinde zu übertragen", sagte sie während des Gottesdienstes. Als kleines Präsent der EKD überreichte sie eine Altardecke - diese werde beim Gottesdienst am kommenden Sonntag zu sehen sein, kündigte Bischof Hertel an.