Ein Weihnachtswunder der besonderen Art

Mit Weihnachten verbindet man Familie, Ferien und Feiern, besinnlich-hingebungsvoll im engsten Kreise oder ausgelassen-lustig auf den vielen Grillfesten von Freunden und Verwandten. Man freut sich auf Geschenke, Familienzusammenkünfte oder einfach nur auf entspannende Ruhe. Doch das Leben, der Alltag geht weiter, besonders dort, wo Menschen gepflegt werden müssen, Zuwendung brauchen, von Menschen, die für sie da sind, ihnen zuhören und für sie sorgen. Schwester Bettina Zinke ist so ein Mensch, der sich gerne für andere einsetzt, ein offenes Ohr hat, vom Herzen her wie von Berufswegen, denn sie ist leitende Krankenschwester im Römisch-Katholischen Krankenhaus in Windhoek. "Dabei wollte ich immer mit Tieren zusammenarbeiten, habe eine zweijährige Lehre in einem Tierlabor in Pretoria absolviert, denn ich dachte nicht im Traum daran, mit Menschen arbeiten zu können oder sie gar zu pflegen", gibt die gebürtige Namibierin offen zu.

Doch als sie kein Labor fand, bei dem sie ihr praktisches Jahr hätte machen können, entschied sie sich spontan, Krankenschwester zu werden. "Und dann hatte ich plötzlich meinen Beruf gefunden", erinnert sie sich an die Anfangsjahre. Dabei sei es nie ein Thema gewesen, an Weihnachten zu arbeiten, denn wenn man sich für diesen Beruf entscheidet, dann gehört das einfach dazu, wie die 38-Jährige betont.

Und doch ist Weihnachten auch im Krankenhaus etwas ganz Besonderes. Nicht nur die selbstgebackenen Plätzchen, "die es in Südafrika nie gab", freut sich Sr. Bettina auf die süße Verlockung nach Dienstschluss, oder die geschmückten Tannenbäume verzaubern die sonst so sterile Krankenhaus-Welt in ein kleines weihnachtliches Wunderland. Es ist vielmehr die ganz individuelle Aura, die an diesen Tagen herrscht und von der jeder automatisch angesteckt wird. "Es ist ruhiger, einige Stationen sind geschlossen, da die Patienten nach Hause dürfen. So hat man mal mehr Zeit für ein persönliches Wort, eine kleine Geschichte, um Weihnachten einfach lebbar zu machen", weiß Sr. Bettina, die seit mittlerweile über vier Jahren im RKK arbeitet, diese besonderen Stunden und Momente zu schätzen.

Irgendwo ist das Krankenhaus für die sportliche Single-Frau zu einer Ersatzfamilie geworden, denn da sie noch nicht den richtigen Mann gefunden habe, wie sie schmunzelnd erzählt, habe sie in ihrer Arbeit die wahre Erfüllung erkannt. "Aber dennoch bin ich offen für den Mann, mit ich alt werden möchte", lacht sie herzlich und rückt dabei ihren hellblauen Kittel mit den lila-leuchtenden Schulterstücken zurecht.

Manchmal hat sie Sehnsucht nach ihrer "beruflichen Heimat" Südafrika, wo sie über 16 Jahre gearbeitet hat. "Aber das sind nur Gedanken, denen ich nur in seltenen Träumen nachgehe", erzählt Sr. Bettina. Gerade die Menschlichkeit im RKK, sowohl von den Kollegen wie von der Krankenhausleitung, habe in Südafrika ganz oft gefehlt. "Man war dort eher einen Nummer, die ihre Arbeit zu erledigen habe", skizziert sie den großen Unterschied zwischen beiden Ländern, ohne dabei pauschalisieren zu wollen.