Ein Tüftler, ein Musiker

Das dunkelrote Akkordeon schnallt er sich um die Schultern und spielt einen kleinen Walzer. Ein Ständchen, um zu sehen, ob das alte Instrument aus den 50er Jahren wieder klingt. Der Musiker Helmut Mautschke ist 86 Jahre alt und ist wohl der Einzige in Namibia, der alte Akkordeons repariert.

"Ich hatte einen zehn Jahre alten Schüler im Unterricht. 1950 in Deutschland war das. Der ist inzwischen pensioniert. Aber seit vielen Jahren schickt er mit zu Weihnachten jedes Jahr Nürnberger Lebkuchen", sagt Helmut Mautschke und lächelt als er von seinem Schüler erzählt. Halt mit ganzem Einsatz war er ein Lehrer, spielte und unterrichtete schließlich sechs Instrumente. Und es ist noch immer ein Vergnügen seinen wendigen und flinken Finger-Tanz auf den Tasten seines Akkordeons zu verfolgen.


Wenn mit der Kraft zweier Oberarme der Blasebalg des Akkordeons auseinandergezogen word, sodass die Luft die Stimmzungen zum Vibrieren bringt, enthüllt der versierte Spieler Farbe und Glanz wie sich ein aufgeschlagener Fächer in einer Hand entfaltet. Wenn ein solch spannendes und fast ein bisschen mysteriöses Instrument dann von einem gespielt wird, der das Akkordeon in und auswenig kennt, ist das besonders schön.


Helmut Matuschke schwelgt in Erinnerungen. Wenn er die vielen alten Instrumente in die Finger bekommt, verzwifelt er allerdings des öfteren beim ersten Anblick. "Manchmal weiß ich gar nicht, ob ich das jemals wieder hinbekomme", erzählt der freundliche alte Herr mit dem offenen Blick. Er will es zwar nicht so ganz zugeben, aber er bekommt sie alle wieder hin. Allerdings steht dabei oft echter Erfindungsgeist Pate der Reperatur: Wenn das entsprechene Material, das er sich von der Traditionsfirma Hohner aus Deutschland schicken lässt wieder einmal wochenlang auf sich warten lässt, dann wird eben improvisiert, sogar der Akkordeonkasten bekommt dann einen neuen Anstrich. Wenn die Schmuckstückchen dann in neuen Glanz und Klang erstrahlen, ist er sehr zufrieden.


Helmut Mautschke wurde 1916 in Mittelschlesien geboren und hatte außer der musischen Ader zunächst nicht viel mit Sang und Klang zu tun. Als Luftwaffenkommandant und Flieger erlebte er den Zweiten Weltkrieg und geriet schließlich 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft.


Nach Kriegsende durften die Vorkriegslehrer nicht wieder den Unterricht gestalten und so wurden junge, engagierte Leuet gesucht und zu Lehrern ausgebildet - auch Helmut Mautschke. Drei Jahre lang war er in Bayern im Schuldienst bis er 1950 nach Namibia ausgewandert und damit seiner Frau in deren Heimat gefolgt ist. Erst jetzt kam er zur Musik. Zum Studium an der Musikhochschule in Trossingn im südlichen Baden-Württemberg kehrte er 1956 nach Deutschland zurück, um dann aber seine Kunst nach 1958 in Namibia zu lehren: Sechs Instrumente unterrichtete Mautksche am Concent of the Holy Cross. Aber nicht nur das: Selbst musizieren ist bis heute seine Leidenschaft.


"Ich übe noch immer jeden Tag um die zwei Stunden", sagt er mit Strenge zu sich selbst, denn bis heute hat er einige Musikschüler, die er in Klavier und im Harmonikaspiel unerrichtet. "Ohne üben geht in der Musk und im Sport überhauot nichts", fügt er resolut hinzu. Dabei kann man bis heute erahnen, welch Talent auch in seinem Spiel steckte. Fünf Jahre lang, bis 1970, nahm Helmut Mautschke als Dirigent eines 20-köpfigen Orchesters und aktiver Musiker an dem berühmten Akkordeonfestival in Südafrika teil - sogar in den Canga-Gaves spielte die Formation damals.


Zwei große Akkordeons hat Helmut Mautschke gerade eben repariert oder bessser restauriert, eines davon stammt aus der ersten Hohner-Baureihe nach dem Zweiten Weltkrieg. "Jetzt langt es mal wieder ein bisschen", sagt er, aber zugleich funkeln die wachen Augen verschmitzt und man glaubt ihm seine Müdigkeit nicht ganz. Wann wohl der nächste alte Kasten zur Türe hereinkommt, an dem er wieder tüfteln kann?

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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