Ein Namibier mit portugiesischem Blut
Wie ein Fels in der Brandung thront Manuel Coelho auf seinem Stuhl. Seine Augen funkeln verschmitzt. "Ich bin etwas rebellisch", sagt der 57-Jährige. Wer ihn kennt, weiß dass das stimmt. Im positiven und negativen Sinne. Sein Engagement jedenfalls gilt den Landsleuten, die in der Fremde leben. So wie er. "Ich fordere von meiner Regierung mehr Akzeptanz der Portugiesen im Ausland. Sie müssen überall gleich behandelt werden", sagt Coelho.
Seine Begründung klingt plausibel. "Es gibt rund 15 Millionen Portugiesen, davon lebt ein Drittel außerhalb des Landes. Diese fünf Millionen Auslands-Portugiesen bringen mehr Geld durch Investitionen ins Land als das eigene Bruttosozialprodukt von Portugal erwirtschaftet." In Namibia freilich sind seine Landsleute nur schwach vertreten. Laut offizieller Statistik seien es über 2000, "aber ich glaube, es sind weniger", räumt Coelho ein.
Seit 1962 lebt Manuel Coelho, der an der Algarve geboren wurde, in diesem Land. Vor ein paar Jahren hat er sich mit einer Firma selbstständig gemacht, die inzwischen in der nächsten Generation von seinem Sohn geführt wird. Ein typischer Unternehmer also, von denen es hier noch mehr gibt. Handwerk, Einzel- und Großhandel, Fischindustrie sowie Gastronomie sind die Bereiche, in denen die Portugiesen in Namibia aktiv sind - vor allem in Oshakati, Rundu, Walvis Bay und Windhoek. Und bald haben sie wieder eine diplomatische Vertretung in Namibia. Anfang kommenden Jahres, so konnte Coelho vor wenigen Tagen stolz berichten, soll sie zurückkehren, nachdem sie Ende 2003 dicht gemacht wurde, weil die Minderheit in Namibia zu schwach war. Lediglich ein Büro als Anlaufpunkt war geblieben. Auch anderswo in der Welt sind die Landesvertretungen dem Rotstift und der Neuorientierung auf andere Schwerpunktstaaten (England, Osteuropa) zum Opfer gefallen.
Dass Namibia jetzt wieder "priviligiert" ist, hat mit dem energischen Auftreten von Coelho zu tun. Besser gesagt mit seinem Trotz, als er die Nominierung zum Ehrenkonsul für Portugal wegen diverser Interessenkonflikte ausschlug. Gewählt wurde er aber - mit knapp 80 Prozent der Stimmen seiner Landsleute - zum portugiesischen Gemeinschaftsrat. Die Einschwörung erfolgte in Portugal. Das war im Jahr 2003. "Ich bin ein Berater der portugiesischen Regierung und repräsentiere die in Namibia lebenden Portugiesen in ihrem Heimatland", beschreibt Coelho sein Amt. Eine Aufgabe ist zum Beispiel die Versorgung von Rentnern, die kein Einkommen beziehen. Für sie wird in Portugal eine Pensionszahlung organisiert, die dann im Ausland ausgezahlt wird.
Die Gemeinschaftsräte aus dem Ausland treffen sich einmal in zwei Jahren und wählen sich ein weiteres, permanentes Gremium. Dieser Rat kommt bis zu viermal jährlich zusammen und hat 15 Mitglieder - seit Mitte dieses Jahres ist Manuel Coelho einer von ihnen und vertritt ganz Afrika.
Die Bande zur Heimat ist eng und stark. Dennoch steht für den 57-Jährigen fest: "Ich fühle mich als Namibier, das ist mein Land." Die Vielfalt Namibias spiegelt sich auch in seiner Familie wieder. Weil seine Frau deutschsprachige Namibierin ist, wird zuhause Deutsch gesprochen. Einmal im Monat aber, wenn sich die Academia do Bacalhau - eine Gruppe von ca. 80 Mitgliedern - in Windhoek trifft, lebt Portugal auf. Nicht nur bei der Sprache, auch der Wein und das Essen sind ganz portugiesisch. Die Vereinigung, die z.B. dem Lions-Club ähnelt, hat Manuel Coelho auf der Taufe gehoben. 23 Jahre lang war er deren Präsident, heute ist er Ehrenpräsident - und gibt immer noch maßgeblich den Ton an. Es sind ungezwungene Treffen, zu denen die Portugiesen Namibias zusammenkommen, über Politik und andere Themen reden sowie Geld für Kurse und Weiterbildung sammeln, zu denen in Namibia lebende Portugiesen geschickt werden. Immer öfter lädt sich die Academia do Bacalhau auch Gäste ein, um das gegenseitige Kennenlernen zu fördern.
Manuel Coelho ist ein sehr umtriebiger Mensch und der Gemeinschaft verpflichtet. Sein herz schlägt für den Sport, besser gesagt den Fußball. Ab 1969 hat er bei Ramblers gekickt, 18 Jahre lang war er Vorsitzender dieses Clubs und seit vier Jahren ist er Präsident. Die portugiesisch-namibische Kammer für Handel und Industrie hat er mit aus der Taufe gehoben. Mitglied war er außerdem in der Südwestafrika-Portugiesischen Vereinigung sowie in der Windhoek-Portugiesischen Vereinigung.
Der Portugiese macht keinen Hehl daraus: Seine Landsleute werden in Namibia auch weiterhin eine Minderheit bleiben. Und damit solche Investitionen wie das Kulturzentrum bei der Internationalen Schule eine Ausnahme. Vor ca. fünf Jahren wurde es mit einem Aufwand von 3,5 Millionen Namibia-Dollar gebaut und beinhaltet Klassenräume, eine Bibliothek sowie Büros. Dennoch versucht Coelho, die kulturelle Identität zu bewahren und auszubauen. Allem voran mit der Sprache, die besonders an Schulen weiter gefördert werden soll. "Wir sind zwar nur wenige Portugiesen in Namibia, dafür sprechen rund 100000 Menschen in diesem Land portugiesisch." Da ist es wieder, dieses Funkeln in seinen Augen.
Seine Begründung klingt plausibel. "Es gibt rund 15 Millionen Portugiesen, davon lebt ein Drittel außerhalb des Landes. Diese fünf Millionen Auslands-Portugiesen bringen mehr Geld durch Investitionen ins Land als das eigene Bruttosozialprodukt von Portugal erwirtschaftet." In Namibia freilich sind seine Landsleute nur schwach vertreten. Laut offizieller Statistik seien es über 2000, "aber ich glaube, es sind weniger", räumt Coelho ein.
Seit 1962 lebt Manuel Coelho, der an der Algarve geboren wurde, in diesem Land. Vor ein paar Jahren hat er sich mit einer Firma selbstständig gemacht, die inzwischen in der nächsten Generation von seinem Sohn geführt wird. Ein typischer Unternehmer also, von denen es hier noch mehr gibt. Handwerk, Einzel- und Großhandel, Fischindustrie sowie Gastronomie sind die Bereiche, in denen die Portugiesen in Namibia aktiv sind - vor allem in Oshakati, Rundu, Walvis Bay und Windhoek. Und bald haben sie wieder eine diplomatische Vertretung in Namibia. Anfang kommenden Jahres, so konnte Coelho vor wenigen Tagen stolz berichten, soll sie zurückkehren, nachdem sie Ende 2003 dicht gemacht wurde, weil die Minderheit in Namibia zu schwach war. Lediglich ein Büro als Anlaufpunkt war geblieben. Auch anderswo in der Welt sind die Landesvertretungen dem Rotstift und der Neuorientierung auf andere Schwerpunktstaaten (England, Osteuropa) zum Opfer gefallen.
Dass Namibia jetzt wieder "priviligiert" ist, hat mit dem energischen Auftreten von Coelho zu tun. Besser gesagt mit seinem Trotz, als er die Nominierung zum Ehrenkonsul für Portugal wegen diverser Interessenkonflikte ausschlug. Gewählt wurde er aber - mit knapp 80 Prozent der Stimmen seiner Landsleute - zum portugiesischen Gemeinschaftsrat. Die Einschwörung erfolgte in Portugal. Das war im Jahr 2003. "Ich bin ein Berater der portugiesischen Regierung und repräsentiere die in Namibia lebenden Portugiesen in ihrem Heimatland", beschreibt Coelho sein Amt. Eine Aufgabe ist zum Beispiel die Versorgung von Rentnern, die kein Einkommen beziehen. Für sie wird in Portugal eine Pensionszahlung organisiert, die dann im Ausland ausgezahlt wird.
Die Gemeinschaftsräte aus dem Ausland treffen sich einmal in zwei Jahren und wählen sich ein weiteres, permanentes Gremium. Dieser Rat kommt bis zu viermal jährlich zusammen und hat 15 Mitglieder - seit Mitte dieses Jahres ist Manuel Coelho einer von ihnen und vertritt ganz Afrika.
Die Bande zur Heimat ist eng und stark. Dennoch steht für den 57-Jährigen fest: "Ich fühle mich als Namibier, das ist mein Land." Die Vielfalt Namibias spiegelt sich auch in seiner Familie wieder. Weil seine Frau deutschsprachige Namibierin ist, wird zuhause Deutsch gesprochen. Einmal im Monat aber, wenn sich die Academia do Bacalhau - eine Gruppe von ca. 80 Mitgliedern - in Windhoek trifft, lebt Portugal auf. Nicht nur bei der Sprache, auch der Wein und das Essen sind ganz portugiesisch. Die Vereinigung, die z.B. dem Lions-Club ähnelt, hat Manuel Coelho auf der Taufe gehoben. 23 Jahre lang war er deren Präsident, heute ist er Ehrenpräsident - und gibt immer noch maßgeblich den Ton an. Es sind ungezwungene Treffen, zu denen die Portugiesen Namibias zusammenkommen, über Politik und andere Themen reden sowie Geld für Kurse und Weiterbildung sammeln, zu denen in Namibia lebende Portugiesen geschickt werden. Immer öfter lädt sich die Academia do Bacalhau auch Gäste ein, um das gegenseitige Kennenlernen zu fördern.
Manuel Coelho ist ein sehr umtriebiger Mensch und der Gemeinschaft verpflichtet. Sein herz schlägt für den Sport, besser gesagt den Fußball. Ab 1969 hat er bei Ramblers gekickt, 18 Jahre lang war er Vorsitzender dieses Clubs und seit vier Jahren ist er Präsident. Die portugiesisch-namibische Kammer für Handel und Industrie hat er mit aus der Taufe gehoben. Mitglied war er außerdem in der Südwestafrika-Portugiesischen Vereinigung sowie in der Windhoek-Portugiesischen Vereinigung.
Der Portugiese macht keinen Hehl daraus: Seine Landsleute werden in Namibia auch weiterhin eine Minderheit bleiben. Und damit solche Investitionen wie das Kulturzentrum bei der Internationalen Schule eine Ausnahme. Vor ca. fünf Jahren wurde es mit einem Aufwand von 3,5 Millionen Namibia-Dollar gebaut und beinhaltet Klassenräume, eine Bibliothek sowie Büros. Dennoch versucht Coelho, die kulturelle Identität zu bewahren und auszubauen. Allem voran mit der Sprache, die besonders an Schulen weiter gefördert werden soll. "Wir sind zwar nur wenige Portugiesen in Namibia, dafür sprechen rund 100000 Menschen in diesem Land portugiesisch." Da ist es wieder, dieses Funkeln in seinen Augen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen