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Ein Mann, 100 Jahre: Otto Friedrich Wilhelm Tietz blickt auf ein langes Leben zurück
Ein Mann, 100 Jahre: Otto Friedrich Wilhelm Tietz blickt auf ein langes Leben zurück

Ein Mann, 100 Jahre: Otto Friedrich Wilhelm Tietz blickt auf ein langes Leben zurück

Wiebke Schmidt
Straffe Jugend

Als Tietz neun Jahre alt war, zog er zusammen mit seinen Eltern nach Tsumeb. Nach seinem Schulabschluss, den der Namibier mit 13 Jahren absolvierte, wurde er von seinem Vater als Mechaniker angelernt und ab seinem 14. Lebensjahr fuhr Tietz immer öfters mit einem REO-Lkw ins Ovamboland und nach Angola. Seine Aufgabe Baumaterialien zu liefern. Bei den Ovambo-Häuptlingen blieb es oftmals aber nicht beim Abliefern der Waren - Seine Fähigkeiten als Mechaniker waren bei den Stammesoberhäuptern sehr beliebt und Tietz war immer gerne bereit, anfallende Reparaturen bei den Fahrzeugen vorzunehmen.

So hatte Tietz in der Jugend eigentlich so gut wie keine Freizeit. Und wenn doch, dann stand der Sport an erster Stelle. Tietz war begeisterter Leichtathletiker sowie Fußball- und Tennisspieler. Allerdings zog er sich eines Tages bei einem Fußballspiel eine schwere Knieverletzung zu. Dem Arzt blieb damals nichts anderes übrig, als die Kniescheibe zu entfernen und das Knie zu versteifen. Doch davon ließ sich Tietz nicht unterkriegen und bis in die 60er Jahre galt er als ein strenger, aber gerechter Fußballschiedsrichter.

Familienglück

Am 2. Juni 1938 schickte sein Vater seinen mittlerweile 20-jährigen Sohn wieder einmal nach Angola. Dieses Mal musste er sich jedoch beeilen, denn er hatte eine lange Fahrt vor sich und wollte am übernächsten Tag heiraten. 35 Stunden war Tietz ununterbrochen unterwegs. Um dann eine knappe Kiste abzuliefern: Um 13.45 Uhr kam er zurück nach Tsumeb, um pünktlich um 14 Uhr mit seiner Hanni Brigitte Stange getraut zu werden. Zeit für eine große Feier blieb jedoch nicht, denn nur zwei Stunden später musste sich der frisch Vermahlte wieder von seiner jungen Frau verabschieden, um sich erneut auf den Weg nach Angola zu machen und eine Fracht Saatgut abzuliefern.

Schließlich aber gab es einen Wandel in seinem Leben: Nach der Geburt von Tochter Babette zog Tietz mit seiner jungen Familie nach Omaruru, wo er besser verdiente. Dort wurde auch Brigitte, die zweite Tochter, sowie Sohn Otto geboren. 1947 zog die Familie schließlich wieder zurück nach Tsumeb und der Familienvater nahm seine Arbeit für die Otavi-Mine & Eisenbahngesellschaft (OMEG) auf, die später von der Tsumeb Corporation Limited (TCL) übernommen wurde. Insgesamt waren es 38 Jahre, die er dort angestellt war.

Seinen eigenen Grund und Boden erstand Tietz für sich und seine Familie 1958. Mit dem Jeep wurde das Gelände gerodet, um das Haus zu bauen und einen Obst- und Gemüsegarten anzulegen. Und der gewonnene Platz blieb nicht ungenutzt: Es wurden vier weitere Söhne geboren.

Eine besondere Kiste

Was Tietz selbst immer als einen Glücksfall bezeichnete war, dass er die TCL-Geschäftsführung davon überzeugen konnte, ihm Gerätschaften zur Verfügung zu stellen, um Deutsche Kriegskanonen aus dem Otjikotosee zu bergen. Er selbst steuerte die Hebevorrichtungen und konnte somit einiges wieder an die Oberfläche holen. Sein Ziel war jedoch ein ganz anderes. Er wollte seiner Frau Hanni eine Freude bereiten und eine ganz bestimmte Kiste bergen. Diese enthielt nämlich neben Munition oder anderem Kriegsmaterial eine geliebte Puppe. So hatte ihr Vater zum Ende des Ersten Weltkrieges den Auftrag erhalten, alles in Kisten zu verpacken und im Otjikotosee zu versenken - Und Hanni hatte beim Spielen eine ihrer Puppen in einer dieser Kisten gelegt und schließlich vergessen, sie wieder herauszunehmen. Und als die Kiste vernagelt und verladen wurde, war es zu spät. Leider gelang es Tietz nicht, die Kiste zu bergen.

Schicksalsschlag

1989 kaufte sich das Ehepaar Tietz eine Farm, um endlich für sich zu sein. Doch der Traum platzte, als Hanni in ein Wachkoma fiel. Die folgenden 19 Jahre wurde sie von Otto und ihrer ältesten Tochter Babette ver- und umsorgt. Aber Babette starb plötzlich und unerwartet und zwei Jahre später, 2008, musste auch Hanni gehen.

Vielleicht ist sein langes Leben eine Gnade, vielleicht liegt es auch in den Genen, denn viele aus der Familie Tietz sind über 100 Jahre alt geworden. Er selbst sagt über sein Leben: „Mein Leben war hart und mit viel Arbeit verbunden. Ich bekam sozusagen viel Zucker, aber auch die Peitsche.“

Einen Rat an die Jugend will er nicht geben: „Das ist überflüssig, das wollen 80 Prozent sowieso nicht hören“, lacht er. Doch den restlichen 20 Prozent gibt er dann doch Folgendes auf den Weg: „Mach aus dem Unmöglichen das Mögliche. Verlasse dich nicht auf Lippengeplänkel, denn das täuscht. Sondern nutzt den gesunden Menschenverstand und einen klaren Blick, um weiterzukommen.“

Hätte Tietz in seinem Leben noch etwas ändern können, so hätte er höchstens die schwere Arbeit früher an den Nagel gehängt, um ein paar Jahre mehr mit Hanni an seiner Seite in Ruhe zu verbringen. Nun teilt er seine Zeit mit 17 Enkelkindern, 26 Urenkel und einen Ururenkel.

Wiebke Schmidt

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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