Echte Lyriker, echte Rapper, echter Hip Hop

WAZon-Redakteur
Bevor die Gangsta aus Los Angeles Anfang der 90er den Hip Hop überrannten, galt er als kluges, innovatives Sprachrohr einer jungen, unterdrückten Generation. In den Häuserschluchten der New Yorker Armenvierteln spielten schwarze Jugendliche mit bestehenden Musikformen und begannen bald darauf, Sprechgesang über die Musik zu legen, die daraus entstanden war. Sie sangen über die Gesellschaft, die ihnen Teilhabe und Gleichberechtigung verwehrte, über Rassismus und Unterdrückung. Und sie machten Party. Dazu erfanden sie neue Kunstformen, bemalten die dunklen, schmutzigen Gebäude, in denen sie zusammengepfercht lebten bunt und fröhlich und erdachten neue Tänze, für die man keine Bühnen brauchte. Die Hip Hop Kultur entstand.

Am Mittwoch fand im Warehouse die „Lyricist`s Lounge“ statt. Rapper und Lyriker präsentierten auf der Bühne ihre Hip Hop-Songs und Gedichte. Und schnell ist klar: Diese jungen Künstler stehen in einer Linie mit den innovativen Künstlern des New Yorks der späten 70er und 80er.

„Lyricist Lounge“ - so nannte sich auch eine Reihe von Konzerten in New York, die denselben Anspruch hatten. Hier sollten junge Nachwuchskünstler ihre Werke präsentieren und sich einen Namen machen können. Zehnmal traten hier Rapper, DJs, Breakdancer und Poeten an, deren Namen noch heute eine Bedeutung haben. 1991 war Doug E. Fresh dabei, 1997 die Beatnuts, Mos Def und Rah Digga - die Liste lässt sich lange fortsetzen. Das Konzept war: Kleines Studio, kleine Bühne und ein Open Mic. Wer wollte, durfte hier auftreten. Die Alben, die aus diesen Konzerten hervorgingen, gelten bis heute als Klassiker des amerikanischen Hip Hops.

Die Windhoeker Lyricist`s Lounge setzt diese Tradition fort. Hier wurde „Conscious Rap“ hoher Qualität präsentiert. Es ging nicht um Bitches, Guns und Hedonismus wie so oft im zeitgenössischen Hip Hop. Stattdessen bedankt sich eine junge Frau für die Liebe ihres Stiefvaters, die ihr leiblicher Vater ihr nie gegeben hat. „I am the daughter of a rich Dad and a poor Dad“. Gefragt, was für sie schreiben bedeutet, weiß sie: “Ehrlich sein. Und wenn man ehrlich ist, während man schreibt, hat ein Gedicht eigentlich kein Ende mehr.“

Ein Wehrmutstropfen: Als die Künstlerin die Bühne betritt, pfeift einer aus dem Publikum und ruft „Ey! Gib mir deine Nummer.“ Dabei hat Sexismus eigentlich keinen Platz bei der Veranstaltung, deren Protagonisten soziale Probleme ansprechen und ehrlich mit sich selbst sind. Im Anschluss an die Hauptkünstler wird die Bühne freigegeben. Ein junger Mann betritt sie und wiederholt alle Klischees, die mit Hip Hop einhergehen. Er erzählt von seinen Fähigkeiten als Liebhaber und wie toll Frauen ihn deswegen finden. Er beendet das Gedicht aber mit der Dekonstruktion seiner selbst: „Alter, du bist ein Sexist!“ Das Publikum, vorher offensichtlich irritiert, jubelt ihm zu.

Mit Verweis auf einen weißen Rapper, der sich aufgrund seines Erfolgs als Sprachrohr Namibias in der Welt geriert und auch in Namibia selbst immer mal wieder zu Aktionen aufruft - kürzlich etwa zu einer Aufräum-Aktion am Unabhängigkeitstag, wird zwischendurch eine klare Meinung vertreten: Leute, niemand hat das Recht, euch euren Unabhängigkeitstag schlecht zu reden. Ihr wurdet zu lange unterdrückt, als dass jemand das Recht hätte, euch das wegzunehmen.

Einmal heißt es aber auch: Was ist Demokratie, Freiheit und Unabhängigkeit, wenn ich nicht mal Eigentum besitze - ich bin überhaupt nicht unabhängig, im Gegenteil, ich bin abhängig. Und „Nenn mich nicht tiefgründig, wenn du selbst völlig oberflächlich bist!“

Am 28. Februar traten Harry (Metamorphosis), Melodia, Mavis, Ndeshipanda, Mappz, Playshis the Poet, Delusional Sam und Tender Heart auf. Die Mischung war gelungen, jeder einzelne Künstler für sich ein großartiges Erlebnis und überhaupt: Namibias Hip Hop-Szene ist dope. Man sollte ihr die Möglichkeit geben, noch mehr gehört zu werden. Und jetzt hätten wir gerne ein Album von der namibischen Lyricist`s Lounge.

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Allgemeine Zeitung 2024-04-23

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