Dringende Hilfe in endlosen Weiten
Ein kleiner Junge blickt glücklich mit großen Augen auf. Er strahlt über das ganze Gesicht. Stolz hält er Schokolade und eine Zahnbürste in seinen Händen. Hinter ihm freut sich mit ihm eine ganze Schlange von Menschen. Sie lachen mit ihm und sind aufgeregt über das, was sie erwarten wird, wenn sie das kleine Haus in Palmwag im Damaraland betreten werden.
Drei Ärzte, zehn Krankenschwestern und zwei Optiker versorgten von Dienstag bis Sonntag die Menschen im Damaraland. "Es ist so schön, zu sehen, dass uns geholfen wird. Wir erkennen, dass die Medizin hilft. Das macht uns Menschen hier so glücklich," erzählt Ursla Uwuses, die ganz gespannt in der langen Schlange wartet.
Der "Roundtable Hochland 154" organisierte für die Menschen im Damaraland über das verlängerte Wochenende einen "Medic Rush". Jeden Tag bauten sie an einem anderen Ort ihre Praxis auf, um die Bewohner mit ärztlicher Hilfe zu versorgen. Die Ärzte können dem großen Ansturm gar nicht Herr werden. "Wir können nicht alle versorgen," sagt Doktor Gareth, "aber wir gehen nicht, bevor wir die schlimmsten Fälle versorgt haben." Es sei für viele das erste Mal, dass sie überhaupt einen Arzt aufsuchen können, erzählt er. Daher sei das Interesse der Damara am "Medic Rush" groß. Jeder wolle einmal von einem Arzt untersucht werden. Darauf waren die Ärzte und Mitglieder des "Roundtable Hochland 154" gefasst. Zusammen mit Wilderness Safari kontaktierten sie die einzelnen Gemeindeleiter. Die erhielten dann begrenzte Listen, auf denen die dringendsten Fälle im Ort eingetragen wurden. "Es gab im Vorhinein oft Streit, wer auf diese Liste darf," erzählt Michelle, die in Khorixas zur Schule geht und in ihren Heimatort Palmwag zurückgekehrt ist, um ihre Großmutter zum "Medic Rush" zu begleiten und auf den kleinen Bruder aufzupassen. Vor dem Wochenende hatten sich die Mitarbeiter von Wilderness Safari mit den Gemeindeleitern zusammengesetzt, um geeignete Räume zu finden und dort die Hygiene gewährleisten zu können. Die Gemeindeleiter halfen auch, den "Medic Rush" in den einzelnen Orten durch Poster und Radioankündigungen bekannt zu machen.
"Der ,Medic Rush' ist ein gigantisches Projekt," betont Doktor Gareth. Daher hat der Roundtable im Vorhinein Spenden im Wert von 150 000 Namibia-Dollar gesammelt, um das Projekt auf die Beine zu stellen. Finanziert wurde damit die Logistik, das Benzin, das Essen für die freiwilligen Helfer und die Bewohner, Aids-Berater, Medizin, Optikerbedarf, aber auch Fußbälle und Schokolade für die Kinder. Für die war das Treffen mit den Teilnehmern des "Medic Rushs" eine besondere Erfahrung. Ein kleiner Damara-Junge fasste ganz vorsichtig und interessiert auf die Sommersprossen einer Krankenschwester. Aus einer Städtepartnerschaft mit Tsumeb sind die Krankenschwestern aus Norwegen auf die Idee gekommen, ihr letztes Auslandspraktikum in Windhoek zu absolvieren. Nicht nur die Krankenschwestern, sondern auch die Ärzte machten während der Woche ihre Arbeit freiwillig und ohne Bezahlung.
Die Krankenschwestern sitzen in zwei kleinen Räumen. Die Wartenden in der Schlange kommen zuerst zu ihnen. Alte und Kinder werden zuerst versorgt, damit sie nicht zu lange in der Hitze ausharren müssen. Mit einer Übersetzerin an ihrer Seite befragen die Krankenschwestern die Kranken nach ihren Beschwerden. Sie messen den Blutdruck, die Körpertemperatur und fragen nach dem Alter. Das wissen viele nicht. "Ich muss über 50 sein," antwortet eine Patientin. "59 Jahre alt ist sie," sagt Krankenschwester Line Falkenberg, als sie einen Blick in den Pass der Frau wirft. Die Ärzte werden später bei den meisten Patienten Bluthochdruck, Alkoholmissbrauch, Tuberkulose und Grauen Star feststellen. Daneben werden Schnittwunden behandelt und Aids-Prophylaxe angeboten. Dafür suchte der Roundtable extra Aids-Berater, die Gruppen- und Einzelgespräche führen, Kondome verteilen und Ärzte und Krankenschwestern mit Notfall-Aids-Prophylaxe versorgen können. Aber Doktor Gareth vom Windhoek Central Hospital stellt auch schnell die Grenzen des "Medic Rushs" klar: "Wir können die Bevölkerung nicht für immer mit den Medikamenten versorgen. Deshalb bekommen sie Medizin für zwei Wochen, damit sie danach selbst zur nächstgelegenen Klinik gehen." Aus diesem Grund habe man sich auch entschieden, nur HIV-Prophylaxe anzubieten, weil sie den Kranken nach der Infizierung nicht mehr helfen können. Man will die Damara nach der Untersuchung wieder an die lokalen Krankenhäuser verweisen.
Hinter dem Projekt steht auch das Ministerium für Gesundheit und Soziale Dienste. Zwar braucht der Roundtable vom Ministerium keine Erlaubnis oder finanzielle Unterstützung. Trotzdem ist es ihnen wichtig, die Unterstützung des Ministeriums zu haben. Daher informiert der Roundtable das Ministerium im Vorhinein immer darüber, wo, wann und in welchem Rahmen der nächste "Medic Rush" stattfindet.
Denn der diesjährige im Damaraland ist nicht der Erste. Schon im vergangenen Jahr hatte der Roundtable einen "Medic Rush" im Buschmannland organisiert. Der Nächste soll im Jahr 2010 im Caprivi stattfinden. Der "Roundtable Hochland 154" engagiert sich aber nicht nur intensiv beim "Medic Rush", sondern hat auch andere Wohltätigkeitsveranstaltungen ins Leben gerufen. Über einen Zeitraum hinweg sammeln sie Spenden für einzelne Projekte wie die SOS-Kinderdörfer oder die Dagbreek-Schule für behinderte Kinder. Für ihren Einsatz an der Dagbreek-Schule wurde der "Roundtable Hochland 154" schon von der Roundtable-Organisation, die bisher schon in 66 Ländern vertreten ist, mit dem "Projekt des Jahres"-Preis ausgezeichnet. Dennoch sieht sich der Verein nicht als Wohltätigkeitsverein: Den Roundtables geht es um die Verbundenheit mit Anderen. So macht der "Roundtable Hochland 154" auch Ausflüge zu anderen Roundtables. Beim Austausch mit dem Roundtable Dillingens in Bayern sammelten sie Spenden für die Dagbreek-Schule, die neue Klassenzimmer und Spezialisten für Autisten benötigt. "Wir wollen im Leben anderer etwas verändern," sagt Mike Böttger über die Motivation des Roundtables.
Drei Ärzte, zehn Krankenschwestern und zwei Optiker versorgten von Dienstag bis Sonntag die Menschen im Damaraland. "Es ist so schön, zu sehen, dass uns geholfen wird. Wir erkennen, dass die Medizin hilft. Das macht uns Menschen hier so glücklich," erzählt Ursla Uwuses, die ganz gespannt in der langen Schlange wartet.
Der "Roundtable Hochland 154" organisierte für die Menschen im Damaraland über das verlängerte Wochenende einen "Medic Rush". Jeden Tag bauten sie an einem anderen Ort ihre Praxis auf, um die Bewohner mit ärztlicher Hilfe zu versorgen. Die Ärzte können dem großen Ansturm gar nicht Herr werden. "Wir können nicht alle versorgen," sagt Doktor Gareth, "aber wir gehen nicht, bevor wir die schlimmsten Fälle versorgt haben." Es sei für viele das erste Mal, dass sie überhaupt einen Arzt aufsuchen können, erzählt er. Daher sei das Interesse der Damara am "Medic Rush" groß. Jeder wolle einmal von einem Arzt untersucht werden. Darauf waren die Ärzte und Mitglieder des "Roundtable Hochland 154" gefasst. Zusammen mit Wilderness Safari kontaktierten sie die einzelnen Gemeindeleiter. Die erhielten dann begrenzte Listen, auf denen die dringendsten Fälle im Ort eingetragen wurden. "Es gab im Vorhinein oft Streit, wer auf diese Liste darf," erzählt Michelle, die in Khorixas zur Schule geht und in ihren Heimatort Palmwag zurückgekehrt ist, um ihre Großmutter zum "Medic Rush" zu begleiten und auf den kleinen Bruder aufzupassen. Vor dem Wochenende hatten sich die Mitarbeiter von Wilderness Safari mit den Gemeindeleitern zusammengesetzt, um geeignete Räume zu finden und dort die Hygiene gewährleisten zu können. Die Gemeindeleiter halfen auch, den "Medic Rush" in den einzelnen Orten durch Poster und Radioankündigungen bekannt zu machen.
"Der ,Medic Rush' ist ein gigantisches Projekt," betont Doktor Gareth. Daher hat der Roundtable im Vorhinein Spenden im Wert von 150 000 Namibia-Dollar gesammelt, um das Projekt auf die Beine zu stellen. Finanziert wurde damit die Logistik, das Benzin, das Essen für die freiwilligen Helfer und die Bewohner, Aids-Berater, Medizin, Optikerbedarf, aber auch Fußbälle und Schokolade für die Kinder. Für die war das Treffen mit den Teilnehmern des "Medic Rushs" eine besondere Erfahrung. Ein kleiner Damara-Junge fasste ganz vorsichtig und interessiert auf die Sommersprossen einer Krankenschwester. Aus einer Städtepartnerschaft mit Tsumeb sind die Krankenschwestern aus Norwegen auf die Idee gekommen, ihr letztes Auslandspraktikum in Windhoek zu absolvieren. Nicht nur die Krankenschwestern, sondern auch die Ärzte machten während der Woche ihre Arbeit freiwillig und ohne Bezahlung.
Die Krankenschwestern sitzen in zwei kleinen Räumen. Die Wartenden in der Schlange kommen zuerst zu ihnen. Alte und Kinder werden zuerst versorgt, damit sie nicht zu lange in der Hitze ausharren müssen. Mit einer Übersetzerin an ihrer Seite befragen die Krankenschwestern die Kranken nach ihren Beschwerden. Sie messen den Blutdruck, die Körpertemperatur und fragen nach dem Alter. Das wissen viele nicht. "Ich muss über 50 sein," antwortet eine Patientin. "59 Jahre alt ist sie," sagt Krankenschwester Line Falkenberg, als sie einen Blick in den Pass der Frau wirft. Die Ärzte werden später bei den meisten Patienten Bluthochdruck, Alkoholmissbrauch, Tuberkulose und Grauen Star feststellen. Daneben werden Schnittwunden behandelt und Aids-Prophylaxe angeboten. Dafür suchte der Roundtable extra Aids-Berater, die Gruppen- und Einzelgespräche führen, Kondome verteilen und Ärzte und Krankenschwestern mit Notfall-Aids-Prophylaxe versorgen können. Aber Doktor Gareth vom Windhoek Central Hospital stellt auch schnell die Grenzen des "Medic Rushs" klar: "Wir können die Bevölkerung nicht für immer mit den Medikamenten versorgen. Deshalb bekommen sie Medizin für zwei Wochen, damit sie danach selbst zur nächstgelegenen Klinik gehen." Aus diesem Grund habe man sich auch entschieden, nur HIV-Prophylaxe anzubieten, weil sie den Kranken nach der Infizierung nicht mehr helfen können. Man will die Damara nach der Untersuchung wieder an die lokalen Krankenhäuser verweisen.
Hinter dem Projekt steht auch das Ministerium für Gesundheit und Soziale Dienste. Zwar braucht der Roundtable vom Ministerium keine Erlaubnis oder finanzielle Unterstützung. Trotzdem ist es ihnen wichtig, die Unterstützung des Ministeriums zu haben. Daher informiert der Roundtable das Ministerium im Vorhinein immer darüber, wo, wann und in welchem Rahmen der nächste "Medic Rush" stattfindet.
Denn der diesjährige im Damaraland ist nicht der Erste. Schon im vergangenen Jahr hatte der Roundtable einen "Medic Rush" im Buschmannland organisiert. Der Nächste soll im Jahr 2010 im Caprivi stattfinden. Der "Roundtable Hochland 154" engagiert sich aber nicht nur intensiv beim "Medic Rush", sondern hat auch andere Wohltätigkeitsveranstaltungen ins Leben gerufen. Über einen Zeitraum hinweg sammeln sie Spenden für einzelne Projekte wie die SOS-Kinderdörfer oder die Dagbreek-Schule für behinderte Kinder. Für ihren Einsatz an der Dagbreek-Schule wurde der "Roundtable Hochland 154" schon von der Roundtable-Organisation, die bisher schon in 66 Ländern vertreten ist, mit dem "Projekt des Jahres"-Preis ausgezeichnet. Dennoch sieht sich der Verein nicht als Wohltätigkeitsverein: Den Roundtables geht es um die Verbundenheit mit Anderen. So macht der "Roundtable Hochland 154" auch Ausflüge zu anderen Roundtables. Beim Austausch mit dem Roundtable Dillingens in Bayern sammelten sie Spenden für die Dagbreek-Schule, die neue Klassenzimmer und Spezialisten für Autisten benötigt. "Wir wollen im Leben anderer etwas verändern," sagt Mike Böttger über die Motivation des Roundtables.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen