Dieser Film ist über Dich
Seit dem Filmstart von "Crash" im Sommer diesen Jahres, wird er entweder innig geliebt oder inbrünstig gehasst. Im November ist er in Namibia als Video und DVD in den Videotheken erschienen.
Über 30 Jahre lebt und arbeitet der 1953 in Kanada geborene Produzent und Drehbuchautor Paul Haggis in Los Angeles. Seine Filmographie lässt erahnen, dass in dieser Zeit nicht alles so gelaufen ist, wie er sich das vorgestellt hat. Denn statt pompöser Spielfilme hat Haggis jahrzehntelang in den unteren Regalen des Filmgeschäfts herumgewühlt und sich mit Serien-Drehbüchern von der Stange über Wasser gehalten, inklusive "Love Boat", "Walker, Texas Ranger", "Ein Mountie in Chikago" und "Zotties tolle Abenteuer".
Dann muss irgendwas passiert sein. Innerhalb eines Jahres hat Haggis das Drehbuch zu dem Spielfilm "Million Dollar Baby" vorgelegt, der unter der Regie von Clint Eastwood gleich vier Oscars gewann. Zur gleichen Zeit schrieb er das Drehbuch zu "Crash" und führte nach 30 Jahren Hollywood in 2004 erstmals Regie bei einem großen, seinem eigenen Filmprojekt. Diese zwei Filme wiederum haben Haggis direkt in die erste Filmliga katapultiert. Seit gut einem Jahr macht er mit Großprojekten wöchentlich Schlagzeilen. "Haggis schreibt Drehbuch zu neuem Bond-Film", "Haggis schließt Multi-Millionendeal mit Buena Vista ab" - Haggis hier, Haggis da, der Mann hat Hollywood im Sturm erobert.
Das Vertrackte ist: Je mehr man sich dem Phänomen Haggis nähern will, je mehr man verstehen will, warum ausgerechnet er zurzeit so außerordentlich erfolgreich ist, umso ratloser wird man zurückgelassen. Die Schauspielerin Sandra Bullock sagte in einem Interview zu "Crash", ihr sei es nach der Lektüre des Drehbuchs egal gewesen, was für eine Rolle sie darin spielt: "Ich wusste nur, dass ich bei diesem Film dabei sein muss, komme was da wolle". Sie war nicht die Einzige, die sich so äußerte. Halb Hollywood spielt bei "Crash" mit, dessen Produktionskosten mit sieben Millionen US-Dollar für amerikanische Verhältnisse geradezu lachhaft niedrig sind. Wirklich große Rollen gibt es in dem Episodenfilm zudem gar nicht, aber selbst in den winzigsten Parts finden sich noch Schauspieler wie Serienheld Tony Danza und viele weitere, eigentlich gut beschäftigte Schauspieler.
Hier ergibt sich zwangsweise die nächste Frage: Was treibt einen Schauspieler dazu, in einem Film mitzuspielen, der einem weder Ruhm noch Geld einbringen wird? Anders als "Million Dollar Baby", das als brillantes, klassisches Erzähldrama quasi für die Oscars geschrieben wurde, lässt "Crash" keine Stars oder schauspielerische Egotrips zu, hier geht es ausschließlich um - ja, was eigentlich?
Schwer zu sagen. Es geht hauptsächlich um Menschen, die in Los Angeles leben und sich innerhalb von zwei Tagen zufällig begegnen. Aber der Film könnte im Prinzip überall spielen, auch in Windhoek oder Kapstadt. Es geht um Fremdheit, Misstrauen, Vorurteile, Gewalt und Liebe - wie eigentlich in jedem Film. Es geht um das Scheitern multikulturellen Zusammenlebens, aber im selben Moment ist es eine zuweilen schreiend komische Nabelschau über uns selbst, über Menschen, die als Summe ihrer Fehler durchs Leben tapsen und versuchen zu verstehen, was das eigentlich ist, Leben.
Ein in jeder Hinsicht geniales, aber auch gemeines Meisterwerk.
Über 30 Jahre lebt und arbeitet der 1953 in Kanada geborene Produzent und Drehbuchautor Paul Haggis in Los Angeles. Seine Filmographie lässt erahnen, dass in dieser Zeit nicht alles so gelaufen ist, wie er sich das vorgestellt hat. Denn statt pompöser Spielfilme hat Haggis jahrzehntelang in den unteren Regalen des Filmgeschäfts herumgewühlt und sich mit Serien-Drehbüchern von der Stange über Wasser gehalten, inklusive "Love Boat", "Walker, Texas Ranger", "Ein Mountie in Chikago" und "Zotties tolle Abenteuer".
Dann muss irgendwas passiert sein. Innerhalb eines Jahres hat Haggis das Drehbuch zu dem Spielfilm "Million Dollar Baby" vorgelegt, der unter der Regie von Clint Eastwood gleich vier Oscars gewann. Zur gleichen Zeit schrieb er das Drehbuch zu "Crash" und führte nach 30 Jahren Hollywood in 2004 erstmals Regie bei einem großen, seinem eigenen Filmprojekt. Diese zwei Filme wiederum haben Haggis direkt in die erste Filmliga katapultiert. Seit gut einem Jahr macht er mit Großprojekten wöchentlich Schlagzeilen. "Haggis schreibt Drehbuch zu neuem Bond-Film", "Haggis schließt Multi-Millionendeal mit Buena Vista ab" - Haggis hier, Haggis da, der Mann hat Hollywood im Sturm erobert.
Das Vertrackte ist: Je mehr man sich dem Phänomen Haggis nähern will, je mehr man verstehen will, warum ausgerechnet er zurzeit so außerordentlich erfolgreich ist, umso ratloser wird man zurückgelassen. Die Schauspielerin Sandra Bullock sagte in einem Interview zu "Crash", ihr sei es nach der Lektüre des Drehbuchs egal gewesen, was für eine Rolle sie darin spielt: "Ich wusste nur, dass ich bei diesem Film dabei sein muss, komme was da wolle". Sie war nicht die Einzige, die sich so äußerte. Halb Hollywood spielt bei "Crash" mit, dessen Produktionskosten mit sieben Millionen US-Dollar für amerikanische Verhältnisse geradezu lachhaft niedrig sind. Wirklich große Rollen gibt es in dem Episodenfilm zudem gar nicht, aber selbst in den winzigsten Parts finden sich noch Schauspieler wie Serienheld Tony Danza und viele weitere, eigentlich gut beschäftigte Schauspieler.
Hier ergibt sich zwangsweise die nächste Frage: Was treibt einen Schauspieler dazu, in einem Film mitzuspielen, der einem weder Ruhm noch Geld einbringen wird? Anders als "Million Dollar Baby", das als brillantes, klassisches Erzähldrama quasi für die Oscars geschrieben wurde, lässt "Crash" keine Stars oder schauspielerische Egotrips zu, hier geht es ausschließlich um - ja, was eigentlich?
Schwer zu sagen. Es geht hauptsächlich um Menschen, die in Los Angeles leben und sich innerhalb von zwei Tagen zufällig begegnen. Aber der Film könnte im Prinzip überall spielen, auch in Windhoek oder Kapstadt. Es geht um Fremdheit, Misstrauen, Vorurteile, Gewalt und Liebe - wie eigentlich in jedem Film. Es geht um das Scheitern multikulturellen Zusammenlebens, aber im selben Moment ist es eine zuweilen schreiend komische Nabelschau über uns selbst, über Menschen, die als Summe ihrer Fehler durchs Leben tapsen und versuchen zu verstehen, was das eigentlich ist, Leben.
Ein in jeder Hinsicht geniales, aber auch gemeines Meisterwerk.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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