Die Problematik der Elefantenauktion

Von Katharina Moser, Windhoek

Es gibt wenige Tiere, die in den Augen der Öffentlichkeit und von Umweltschutzexperten so schützenswert sind wie Elefanten. Dennoch leiden die Bestände der mächtigen grauen Riesen unter noch immer fortschreitender Wilderei und dem illegalen Verkauf von Elfenbein.

Seit dem Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) von 1989 ist der internationale, das heißt grenzübergreifende, Handel von Elfenbein verboten. Der nationale Handel ist allerdings in bestimmten Ländern unter einigen Bedingungen erlaubt. Zu legalem Elfenbein zählt zum einen das, das vor CITES verkauft wurde, sowie einmalige Käufe in den Jahren 1999 und 2008, die von CITES abgesegnet wurden. 1999 durften Namibia, Simbabwe und Botswana 55 Tonnen aus zertifizierten Beständen an Japan verkaufen, sowie 2008 weitere 115 Tonnen an Japan und China. Die Bedingung für China war damals ein Identifikationsschema, bei dem jedes Stück Elfenbein ab 50 Gramm eine Karte mit Foto haben musste. Dies führte allerdings zu Korruption, da Verkäufer zertifiziertes Elfenbein ohne Karte verkauften und die Karte nutzen, um illegales Elfenbein „reinzuwaschen“.

In Thailand wiederum ist der Handel mit Elfenbein von verstorbenen domestizierten Elefanten erlaubt, doch auch hier findet illegale Elfenbeinwäsche statt. Ein wichtiger Schritt war jedoch erreicht, als schließlich auch China 2018 den Elfenbeinhandel für illegal erklärte. Inzwischen wird auch dort nur noch auf dem Schwarzmarkt gehandelt.

Elefanten auktioniert

Auch in Namibia befinden sich noch Lagerbestände von Hegeabschüssen, natürlich verendeten Tieren und Beschlagnahmen. Im vergangenen Jahr sorgte das Land national wie international für einen öffentlichen Aufschrei, als es 170 Elefanten zur Auktion anbot. Es handelt sich dabei um 170 Elefanten aus den kommunalen Gebieten bei Omatjete (30), von kommerziellen Farmen bei Kamanjab (50), von staatlichen Rinderfarmen im Mangetti-Block zwischen Grootfontein und Kavango (60) und Hegegebieten bei Tsumkwe (30). Der Staat führte als Grund an, dass es ein übermäßiges Populationswachstum gebe (es beträgt aktuell 5,36 Prozent), sowie steigende Frequenz an Konflikten mit dem Menschen. Sowohl Namibier als auch Ausländer konnten an der Auktion teilnehmen, einzige Bedingungen waren die Verfügbarkeit einer Quarantäneeinrichtung sowie ein Zertifikat über wildsichere Zäune. Vor kurzem wurden schließlich 57 der Elefanten an drei erfolgreiche von insgesamt fünf Bietern versteigert. Regierungsangaben zufolge bleiben 15 Elefanten in Namibia, 42 gehen ins Ausland.

Besorgniserregende Rechnung

Die Skepsis vieler Beobachter ist jedoch weiterhin groß. Der Staat hat für die Elefanten 5,9 Millionen N$ erhalten, was zu einem Durchschnittspreis von 103 508 N$ pro Tier führt. Nun lohnt es sich, eine einfache Rechnung aufzustellen: Auf dem Schwarzmarkt verkauft sich Elfenbein momentan für etwa 92 USD pro Kilo. Ein Stoßzahn wiegt zwischen zehn und 60 Kilo, man kann also von einem Durchschnitt von 35 Kilo ausgehen. Dies bedeutet, dass ein toter Elefant, ohne den Fleischpreis miteinzurechnen, 6440 USD einbringt, manche Quellen rechnen auch mit bis zu 10 000 USD. Das sind zwischen 110 000 und 170 000 N$. Nach Angaben des Spiegelmagazins kostet ein Kilo Elefantenfleisch in Afrika 13 USD, in Europa oder USA aber bis zu zwanzig Mal mehr, also bis zu 260 USD. Ein Elefantenbulllen wiegt etwa 5 500 Kilo, eine Elefantenkuh etwa 2 500 Kilo, also durchschnittlich 4 000 Kilo. Es ist bekannt, dass der verwertbare Fleischanteil eines Rinds bei 43 Prozent liegt. Wenn man nun konservativ rechnet und von weniger Verwertbarkeit ausgeht, kann man einen Prozentsatz von 35 Prozent bei Elefanten annehmen.

Das macht einen Preis von 18 200 USD in Afrika (310 000 Namibia-Dollar) und bis zu 364 000 USD (fast 6,2 Millionen N$) in Europa oder USA (möglicherweise etwas darunter, da es mehr Muttertiere als Bullen gibt). Bei einem Kaufpreis von 103 000 N$ bei der Auktion in Namibia macht ein Käufer, der sich auf illegale Schwarzmarktgeschäfte einlässt, also selbst bei Einrechnung anfänglicher Haltungskosten einen enormen Gewinn.

Dennoch weigert sich das namibische Umweltministerium, weitere Information herauszugeben, an wen und in welche Länder die versteigerten Elefanten gingen. Verbunden ist die Angelegenheit auch mit der Frage, ob ein regulierter Elfenbeinmarkt legalisiert werden sollte. Sollte es einen genehmigten Handel auf gesetzlicher Basis geben? Und wie steht das namibische Umweltministerium zum Thema? Mehr dazu und brisante Statements, die das MEFT gegenüber der AZ bekundet hat, folgen morgen in der AZ.