Der weiße Buschmann

Vom Wilderer zum Wildhüter
Claudia Reiter
25. Folge

Der große Elandbulle und das Schweizer Taschenmesser

Sonntags ritt ich gelegentlich mit meiner jungen Frau Elke weit in das Mangettigebiet, um es noch besser zu erkunden. Die Buschleute hatten dann einen Ruhetag. So ritt ich mit meinem Jagdpferd Bento weit nach Norden. Ich war vielleicht 20 – 25 Meilen vom Lager entfernt, als ich mich an eine kahle Fläche erinnerte, wo Brackstellen vorkamen. In diesen Brackstellen stand oft Wild und fraß den feinen salzhaltigen Sand alter, ausgestorbener Termitenhügel. Am Rande dieser Fläche wuchs fast undurchdringlicher Hackie-Dornbusch, untermischt mit großen Musharabäumen. Die Fläche selbst war kahl. Als ich mich nun durch den Dornbusch durchgeackert hatte, stand ziemlich in der Mitte der Fläche ein großer, kapitaler Elandbulle. Der Bulle äugte zu mir, ich zu ihm. Ich stieg von Bento ab. Der Bulle stand breit und einladend ungefähr 200 Meter von mir und äugte noch stets zu mir. Langsam hob ich meine .303 und zielte stehend, freihändig. Wie festgenagelt stand das Korn genau auf dem Herzen des Elands. Ich wollte bestimmt nicht schießen, aber wie von magischer Kraft krümmte sich ganz langsam mein linker Zeigefinger und – plötzlich löste sich der Schuss. Dumpfer Blattaufschlag, der Elandbulle sprang in die Luft, trabte noch dreißig Schritt weiter und fiel mausetot um. Ich hätte mich hundert Mal in den Hintern treten können. Da war einfach die Jagdgier mit mir durchgegangen. Beim Bullen angekommen, saß das Einschussloch haargenau an der Stelle, wo das Herz dahinter liegt. Ein Meisterschuss, aber eigentlich nicht gewollt. Um alles zu erschweren, hatte sich Hans mein Halbschwert geliehen, um im Lager Riemen zu schneiden. Zum Glück hatte ich mein kleines rotes Schweizer Taschenmesser mit. Einen großen Elandbullen alleine mit einem kleinen Taschenmesser aus der Decke zu schlagen, zu zerwirken und das Fleisch bis zum nächsten großen Baum circa 100 Meter weit zu tragen, ist nicht jedermanns Sache.

Strafe muss sein

Aber ich hatte gegen meine eigenen Prinzipien gesündigt und wollte mich selbst bestrafen. Wer A sagt, muss auch B sagen können. Bento hatte ich im Schatten eines Baumes festgebunden. Erst habe ich die obere Hälfte des Elandbullen abgehäutet, dann angefangen das Tier aufzubrechen. Dann trennte ich von der abgehäuteten Seite Blatt, Keule, Rückenfilet und die einzelnen Rippen los. Die Rippen mussten einzeln beim Brustkern abgelöst und durch Hochheben am Rücken abgebrochen werden, bis Herz und Fettvlies frei lagen. Das Herzvlies beim Elandbullen wird bis zu acht Zoll dick und beträgt gut einen Quadratmeter, füllt also gut und gerne einen großen Hauseimer voll. Ausgelassen ist es das feinste Fett und eignet sich gut zum Kuchenbacken, Fettkuchen, Kartoffelpuffer usw. Kühl aufbewahrt, kann man monatelang dies Fett verwenden, es ist also für die Küche sehr wertvoll. All diese genannten Teile mussten so schnell wie möglich aus der Sonne und im Schatten eines großen Musharabaumes aufgehängt werden. Dann kam die zweite Hälfte dran. Ich konnte nun die Elandhälfte umdrehen und die offene Seite auf Trockenholz auflegen und die zweite Hälfte abhäuten, zerlegen und dann zu dem Baum tragen. Ich hatte kein Wasser und es war Sommer. Ich gönnte mir keine Ruhepause. Bei Ausritten zu Pferde haben wir nie Wasser mitgenommen. An jenem Tag aber artete alles in Schwerstarbeit aus. Kurz vor Sonnenuntergang war ich fertig und musste wenigstens bei Tageslicht durch den dichten Dornbuschgürtel durch. Ungefähr elf Uhr nachts kam ich am Lager an, dreckig, von oben bis unten voll Elandschweiß und Fett. Am nächsten Morgen haben wir das Fleisch mit der Maultierkarre in die Nähe des Lagers gebracht und verarbeitet. Strafe musste sein!

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

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