Der weiße Buschmann

Vom Wilderer zum Wildhüter
Claudia Reiter
5. Folge

Mein erstes Großwild – Teil 1/2

Als ich neun Jahre alt war, kam Bitz von Eckenbrecher einmal wieder von seiner Farm nach Windhoek, um seine Mutter zu besuchen. Er farmte damals auf der Farm Narachaams, einer der letzten Grenzfarmen zum Kaokoveld. Da eine beständig laufende Quelle auf der Farm war, mangelte es nicht an Wild; sogar Löwen hielten sich zeitweise dort auf.

Bitz überredete damals meine Mutter, mich doch einmal in den Winterferien zur Jagd zu ihm zu schicken. Gesagt, getan. Zu Beginn der nächsten Winter-ferien saß ich mit einer Fahrkarte im Zug nach Norden. In Otjiwarongo musste auf die Schmalspurbahn nach Outjo umgestiegen werden. Knapp außerhalb Outjo wurde der Zug immer langsamer, bis er nach einigem Rucken endgültig stehen blieb. „Zu viele Wagen“ sagte der Schaffner: „Wir müssen auf Verstärkung warten“. Endlich kam nach langem Warten eine zweite Lokomotive und die Fahrt konnte weitergehen. Inzwischen waren die Waggons in der grellen Sonne siedend heiß geworden und wer kein Trinkwasser bei sich hatte, hatte das Nachsehen. Als wir endlich in Outjo am Bahnhof anhielten, wartete Bitz schon. Grinsend überreichte er mir eine Feldflasche herrlich kühlen Wassers und meinte schmunzelnd: „Schön gebraten, da draußen, nicht wahr?“ Danach ging die Reise per Auto weiter. Auf endlos holpriger Pad fuhren wir ins Gebirge, bis wir abends Narachaams erreichten, wo seine Frau Connie uns mit dem Abendessen erwartete.

Am nächsten Morgen stellte Bitz mich einem hageren Damara vor, namens Albert. Albert war ungefähr Mitte Vierzig und konnte gut Deutsch sprechen. Wir gingen gemeinsam zur Quelle und besahen uns die Wildfährten der Tiere, die über Nacht dort geschöpft hatten. „Albert ist für die Zeit, die du hier bist, dein Jagdführer. Du musst aber tun, was er dir sagt“ befahl Bitz. Die Farm Narach-aams gefiel mir sofort; gebirgig wie die Erosberge – ich fühlte mich dort heimisch. Albert, so stellte es sich heraus, war ein ausgezeichneter Jagdführer. Er war im Busch aufgewachsen, ein guter Fährtenleser, ebenfalls ein prima Kamerad und Lehrmeister, wir wurden dicke Freunde. Er bekam von Bitz den Auftrag, zwei gute Reit- und Packesel auszusuchen und dann sollte es losgehen. Von Bitz bekam ich ein 8 mm Jagdgewehr geliehen. Erst musste ich mehrmals laden und entladen, durfte dann zwei Schuss auf Scheibe schießen. Das Gewehr musste ich auflegen, ich konnte es nicht stehend freihändig halten, dazu war es mir noch zu schwer. An den Rückschlag musste ich mich erst gewöhnen.

Am nächsten Morgen ging es früh los, das Gewehr über dem Rücken, eine Schachtel Streichhölzer, Taschenmesser und eine Feldflasche voll Wasser. Gefrühstückt wurde zu Hause, Kost sucht ein ordentlicher Jäger sich selbst draußen im Busch. Und dann ritten wir los; Albert vorneweg, ich hinterher, immer tiefer in die Berge und in den Busch. Die Esel gingen fleißig vorwärts. Nachdem wir ungefähr drei Stunden unterwegs waren, sprang Albert plötzlich vom Esel und ließ mich dasselbe tun. „Kudus“ flüsterte Albert aufgeregt. Schnell und lautlos band er die Esel an einen Baum.

Dann ging Albert in gebückter Haltung auf eine Felskuppe zu, immer gewisse Bäume als Deckung gebrauchend. Als wir oben auf den Felsen angelangt waren, sahen wir einen großen Kudubullen im Schatten einer Felswand stehen, er döste vor sich hin. Mein Puls flatterte und ich atmete schwer. Albert bemerkte das und wartete, bis ich mich beruhigt hatte. Der Wind war günstig und der Bulle ahnte noch nichts. Er stand ungefähr 250 Meter von uns entfernt. Als ich ruhiger wurde, ließ Albert mich mein Gewehr auf einem günstigen Felsblock auflegen. Ich zielte so ruhig wie möglich und schoss dann. Der Kudubulle zeichnete auf den Schuss hin, sprang hoch in die Luft und raste danach los. Im Davonrennen sah ich, dass sein rechter Vorderlauf hin und her pendelte. Zu tief geschossen, aber getroffen. Der rechte Vorderlauf war direkt unter dem Brustkorb abgeschossen. Der Kudubulle verschwand über den Bergrücken. Albert nahm mir mein Gewehr ab und rannte hinterher, ich folgte. Wo wir den Bullen zuletzt gesehen hatten, nahm Albert die Schweißfährte auf. Nach längerer Zeit sah Albert den Bullen unter einem Baum stehen. Er gab mir das Gewehr zurück und deutete an, dass ich schießen sollte. Nun war guter Rat teuer. Im Stehen war das Gewehr hoffnungslos zu schwer und wenn ich anlegte, be-schrieben Kimme und Korn große Zirkel um den Kudubullen. Ich versuchte im Sitzen; zu viele Büsche im Weg. Wieder die Position geändert; endlich hatte ich einen Platz, von wo ich im Sitzen freie Sicht hatte. In der Hocke, Ellbogen je auf einem Knie, schoss ich in dieser Stellung. Der Rückschlag ließ mich auf dem Rücken landen. Als ich mich wieder aufgerappelt hatte, war der Bulle fort. „Vorbei“, sagte Albert. Wieder weiter hinterher, Albert immer im Laufen auf der Fährte. Wenn wir rannten, trug Albert das Gewehr. Dies wiederholte sich dreimal; jedes Mal vorbei. Nun hatte ich nur noch eine Patrone übrig. Albert gab nicht auf. Dann müssen wir den Kudubullen müde laufen, sagte er, nahm das Gewehr und weiter ging die Hetze. Nach einiger Zeit tat der Bulle sich unter einem Baum nieder und war zu müde, um aufzustehen. Auf ungefähr fünf Meter Entfernung gab ich dem Bullen die letzte Patrone aufs Blatt. Noch einmal sprang er nach dem Schuss auf, um nach ein paar Fluchten zusammenzubrechen. Die Jagd war aus, ich hatte mein erstes Stück Großwild erlegt.

Vollkommen fertig und außer Atem setzte ich mich unter einen Baum und trank von dem mitgebrachten Wasser, das Albert auch getragen hatte. Ich verspürte einen rasenden Durst. Albert zeigte mir dann, dass der erste Schuss auch durch das linke Vorderbein gegangen war, aber links nicht den Knochen gebrochen hatte. Ich war halt noch nicht gewohnt, auf solche Entfernungen zu schießen. Ich war selig über mein erstes Stück Großwild und konnte Albert nicht genug danken. Auch er war stolz auf seinen „Kleinbasie“ (jungen Herrn).

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-19

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