Der Sudan blutet aus und Europa schaut weg

Da sind sie also wieder, die Bilder von Flüchtlingslagern, zerbombten Dörfern und ausgemergelten Menschen. Letztes Jahr erreichten sie uns aus Liberia und dem Kongo. Heute kommen sie aus dem Sudan und morgen vielleicht aus Simbabwe, Nigeria oder der Elfenbeinküste.

Afrikas Länder rücken unvermittelt in die Schlagzeilen - und verschwinden genauso schnell wieder. Etwas länger bleiben sie im Blickpunkt, wenn sie Tausende von Toten produzieren oder Hunger und Krankheit eine Eskalation der Lage erwarten lassen.

Auch der Krieg im Westsudan tobt bereits seit Monaten, ohne dass sich die Welt zunächst daran gestört hätte. Seit Februar 2003 führt die arabisch dominierte Zentralregierung in Khartum einen brutalen Vernichtungs- und Vertreibungsfeldzug gegen die schwarzafrikanische Bevölkerung in Darfur, einer Region, die anderthalbmal so groß ist wie Deutschland. Das Regime bombardiert dabei die Siedlungen der dort ansässigen Menschen aus der Luft; anschließend rücken arabische Reitermilizen vor, die systematisch töten, vergewaltigen und plündern.

Die von Khartum verfolgte Politik der verbrannten Erde hat inzwischen dazu geführt, dass ganze Landstriche im nördlichen Darfur entvölkert sind. Rund eine Million Menschen befindet sich auf der Flucht. Die glücklicheren, vielleicht 150000, haben im Tschad Zuflucht gefunden, wo Hilfsorganisationen sie nun vor dem Hungertod bewahren.

Ob es sich auch in Darfur wie vor zehn Jahren im zentralafrikanischen Ruanda um einen Völkermord handelt und die Übergriffe tatsächlich vorsätzlich verübt werden, wird sich wohl, wenn überhaupt, erst im Nachhinein erweisen. Doch dann ist es zu spät. Sicher ist bereits jetzt, dass gegenwärtig im westlichen Sudan wieder ungestraft ethnische Säuberungen im großen Rahmen stattfinden.

Umso grotesker mutet es an, dass die Menschenrechtskommission der Uno sich noch immer beharrlich weigert, das brutale Vorgehen der Machthaber in Khartum und ihrer arabischen Söldnerheere zu verurteilen. Was kann man aber auch von einer Kommission erwarten, der Regime wie Kuba, Nigeria oder Saudi-Arabien angehören und die gerade erst den Sudan abermals in ihren Kreis aufgenommen hat? Allein die derzeit viel gescholtenen Amerikaner hatten den Mut, die Sitzung der Kommission aus Protest gegen diese absurde Entscheidung zu verlassen. Ebenso schwer verständlich ist, dass weder die Afrikanische Union noch die Arabische Liga bislang die gewaltsame Vertreibung der schwarzen Muslime im Westsudan deutlich verurteilen.

Aber auch Europa gibt sich seltsam bedeckt. Aus Sorge, die unmittelbar vor dem Abschluss stehenden Gespräche zwischen den sudanesischen Machthabern und den Rebellen im Süden des Landes zu gefährden, wollen seine Politiker das brutale Vorgehen des Regimes in Darfur nicht politisieren. Stattdessen klagen sie über das Desinteresse der Welt an der Not der Menschen im Sudan oder warnen davor, Afrika schon wieder zu vergessen. Wenn Khartum aber mit seiner Hinhaltetaktik und der gleichzeitigen Vertreibung der schwarzen Stämme in Darfur durchkommt, sind die Aussichten gering, dass die sudanesischen Machthaber einen Friedensvertrag mit den Rebellen im Süden einhalten.

Wie man dem Regime im Sudan mit Erfolg Zugeständnisse abringen kann, haben die USA bewiesen: Statt die Machthaber in Khartum zu beschwichtigen, hat Washington mit dem Islamistenregime Klartext geredet. Anders als die Europäer haben die USA damit gedroht, harte Sanktionen zu verhängen und die Rebellen im Süden finanziell zu unterstützen, wenn die Machthaber nicht mehr guten Willen in den Friedensgesprächen zeigen würden. Gleichzeitig stellten die USA für den Fall eines Verhandlungserfolges mehr Hilfe, Schuldenerlass und höhere Investitionen in Aussicht. Die härtere Gangart hat Wirkung gezeigt: Nach mehr als zwei Jahrzehnten scheint der Bürgerkrieg im Süden nun unmittelbar vor einem Ende zu stehen. Am Mittwoch unterzeichneten die Konfliktparteien jedenfalls das letzte wichtige Rahmenakommen. Beide Seiten haben sich nun auch auf ihren jeweiligen Anteil an der künftigen Regierung und den Status dreier noch umstrittener Gebiete geeinigt. Zahlreiche Details müssen jedoch noch geklärt werden.

Angesichts dieses vor kurzem noch undenkbaren Durchbruchs wäre der Westen gut beraten, die von den Amerikanern in Südsudan eingeschlagene Taktik nun auch zur Lösung der verzweifelten Lage in Darfur anzuwenden. Notfalls mit Hilfe von Sanktionen muss Khartum dazu gebracht werden, endlich den im April vereinbarten Waffenstillstand für die Region einzuhalten. Dazu müsste die arabische Reitermiliz entwaffnet und über eine Beilegung des Konflikts unter internationaler Aufsicht verhandelt werden.

Die Zeit drängt. Ohne eine härtere Gangart wird der Konflikt so lange weiterschwelen, bis das Regime in Khartum vollendete Tatsachen geschaffen hat - und die Schwarzafrikaner entweder von Krankheit und Hunger dahingerafft oder aus ihrer Heimat vertrieben worden sind.

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Allgemeine Zeitung 2024-04-27

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