Der Momentensammler
Kunst per Klick: Maler Nambowa Malua setzt mit seinen Werken im Internet ein Zeichen
Von Milena Schwoge, Windhoek
Das Cardboard-Box-Hostel ist ein Ort mit vielen Gesichtern, an dem sich Menschen aus aller Welt treffen und Freundschaften schließen. Für Malua ist es ein Ort der Inspiration. Die Kunst ist seine große Leidenschaft. Wenn er malt, fühlt er. Dann taucht er ein und dringt tief in die Seele seines Gegenübers. Dort hofft er auf verborgene Träume und Ängste zu stoßen. Schon seit seiner Kindheit ist für ihn der Pinsel ein ständiger Begleiter. „Früher habe ich mit einem Stab in die Erde gezeichnet. Seit ich denken kann, male ich“, sagt er. Auch jetzt zeichnet Malua in Gedanken. Während er redet, kreist er mit den Kanten des Feuerzeugs unsichtbare Linien und Konturen auf dem hölzernen Tisch. Es scheint ihm schwer zu fallen, die Finger still zu halten.
Es sind Momente, die Malua faszinieren. Er sucht nach besonderen Augenblicken, fängt und friert sie ein. Das Medium ist für ihn zweitrangig. „In der heutigen Zeit dreht sich alles um digitale Inhalte. Alles ist im Internet präsent. Man muss nicht mehr länger ins Museum gehen, wenn man Kunst sehen möchte“, erklärt er. Malua wirft einen flüchtigen Blick auf sein Smartphone. Auf dem Display leuchten Benachrichtigungen von Facebook und Instagram auf. Soziale Netzwerke wie diese nutzt der 29-Jährige, um seine Kunst populär zu machen. „Sie sind eine gute Möglichkeit, um die eigene Arbeit zu vermarkten. Facebook ist für mich wie ein Werkzeug, mit dem ich ein neues Publikum erreichen kann“, sagt er und legt sein Handy mit einem entschuldigenden Blick wieder zurück.
Dann beginnt er von Spanien zu erzählen. Vor zwei Monaten hat er dort an dem europäischen Reggae-Festival Rototom Sunsplash teilgenommen, das in diesem Jahr unter dem Motto „Celebrating Africa“ stattfand – für Malua die Gelegenheit, um sich, seine Kunst und seine Heimat Afrika einem globalen Publikum näherzubringen. Das Interesse an seiner Arbeit überwältigte den talentierten Künstler. „Es war für mich wie ein Selbstfindungstrip. Ich konnte meine Kreativität uneingeschränkt ausleben“, blickt er zurück. Der Gedanke an die Gastfreundschaft der Spanier und das kulturbegeisterte Publikum lassen ihn strahlen. Fast schon fieberhaft erzählt er weiter von seinen Projekten, aus der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Als der namibische Musiker Elemotho ihn im Oktober vergangenen Jahres bat, das Cover für sein Album „Beautiful World“ zu entwickeln, fühlte sich Malua besonders geehrt. „Es war eine Herausforderung für mich, die Lieder in ein Kunstwerk zu verwandeln. Aber es hat mir viel Spaß bereitet“, sagt er.
Am liebsten malt Malua Porträts und Menschen in exzessiven Gemütszuständen. Mit einer individuellen Handschrift kombiniert der in Angola aufgewachsene Künstler traditionelle und moderne Materialien miteinander. Seine Porträts sind ausdrucksstark und in der Regel auf wenige Farben reduziert oder in einem nüchternen schwarz-weiß gehalten. Auf den ersten Blick wirken die Werke wie mit dem Pinsel gemalt. Etwa ein bewusster Rätsel-Spaß für den Betrachter? „Ich versuche, es nicht so offensichtlich zu machen“, erklärt Malua. Nicht nur auf dem Bildschirm spielt er gerne mit der Interpretationsfähigkeit seines Gegenübers. Auch seine Worte wählt er bewusst, fragt interessiert nach, lässt Gesagtes oft lange stehen, um die Reaktion des Anderen zu testen.
Tatsächlich verbergen sich hinter seiner Maltechnik ein digitaler Stift, Adobe Photoshop und ein Grafiktablett. Doch warum faszinieren ihn vor allem menschliche Gesichter? „Das frage ich mich selbst auch oft. Ich glaube, es ist wegen den vielen verschiedenen Emotionen. Jeder Ausdruck erzählt eine eigene Geschichte“, sagt er. Selbstreflexion ist ihm sehr wichtig. Daher versucht er immer wieder, Betrachter seiner eigenen Kunst zu werden.
Neben den ausgelösten Gefühlen spielen für ihn jedoch auch noch andere Faktoren eine Rolle. „Der Moment, die Beziehung zur Person und die Dynamik in der Farbauswahl machen zusammen ein Bild einmalig“, betont er.
Fremde Menschen malt Malua eher selten. Oft wählt er Personen aus seinem Freundeskreis. Aber auch lokale und nationale Künstler haben ihm schon Porträt gestanden, unter anderem Don Stevenson von SpokenWord Namibia oder der Bühnenautor Jacques Mushaandja. „Mir ist es wichtig, mich mit meinem Objekt verbunden zu fühlen“, erklärt er. Auch die Profile der abgebildeten Personen in den sozialen Netzwerken spielen für ihn eine Rolle. „Ich nutze sie, um mehr über sie und ihre Charaktereigenschaften zu erfahren. Dafür nehme ich mir viel Zeit“, fügt Malua hinzu.
Dann klingelt es. Maluas Bruder ruft an. Die Beiden unterhalten sich auf Portugiesisch. Nach dem knapp fünfminütigen Telefonat sagt Malua: „Er ist meine größte Inspiration.“ Wie sein Vater hat auch sein Bruder in Südafrika Kunst studiert. „Ich habe jeden Tag zusammen mit ihm gemalt. Er ist für mich mein Mentor. Leider hat er aufgehört, Kunst zu machen“, bedauert er. Malua selbst hat an der Namibischen Universität (UNAM) Fine Arts studiert und arbeitet inzwischen in Windhoek als selbstständiger Grafikdesigner. Er wünscht sich für die Zukunft, sich sowohl in Namibia als auch im Ausland eine große Anhängerschaft aufzubauen. Seinen größten Fan hat er schon gefunden: Seine Mutter. Sie lebt in Angola und hat jedes seiner Kunstlehrbücher und seine Werke aus der Kindheit aufbewahrt. Zufrieden mit dem, was er erreicht hat, ist Malua jedoch noch nicht. Dafür ist sein Drang, sich ständig weiterzuentwickeln, zu groß.
In seiner nächsten Ausstellung möchte er sich dem Thema Heimat widmen. „Ich finde es spannend, die Ursprünge meiner Herkunft zu untersuchen. Auf die Weise möchte ich meine eigene Kultur besser verstehen“, erklärt er. Inzwischen ist es schon spät. Die Stimmen im Cardboard-Box-Hostel sind leiser geworden. Malua schaut auf sein Handy, doch der Akku ist leer. Zeit nach Hause zu gehen, beschließt er, denn die nächsten Geschichten warten schon und wollen erzählt werden.
Das Cardboard-Box-Hostel ist ein Ort mit vielen Gesichtern, an dem sich Menschen aus aller Welt treffen und Freundschaften schließen. Für Malua ist es ein Ort der Inspiration. Die Kunst ist seine große Leidenschaft. Wenn er malt, fühlt er. Dann taucht er ein und dringt tief in die Seele seines Gegenübers. Dort hofft er auf verborgene Träume und Ängste zu stoßen. Schon seit seiner Kindheit ist für ihn der Pinsel ein ständiger Begleiter. „Früher habe ich mit einem Stab in die Erde gezeichnet. Seit ich denken kann, male ich“, sagt er. Auch jetzt zeichnet Malua in Gedanken. Während er redet, kreist er mit den Kanten des Feuerzeugs unsichtbare Linien und Konturen auf dem hölzernen Tisch. Es scheint ihm schwer zu fallen, die Finger still zu halten.
Es sind Momente, die Malua faszinieren. Er sucht nach besonderen Augenblicken, fängt und friert sie ein. Das Medium ist für ihn zweitrangig. „In der heutigen Zeit dreht sich alles um digitale Inhalte. Alles ist im Internet präsent. Man muss nicht mehr länger ins Museum gehen, wenn man Kunst sehen möchte“, erklärt er. Malua wirft einen flüchtigen Blick auf sein Smartphone. Auf dem Display leuchten Benachrichtigungen von Facebook und Instagram auf. Soziale Netzwerke wie diese nutzt der 29-Jährige, um seine Kunst populär zu machen. „Sie sind eine gute Möglichkeit, um die eigene Arbeit zu vermarkten. Facebook ist für mich wie ein Werkzeug, mit dem ich ein neues Publikum erreichen kann“, sagt er und legt sein Handy mit einem entschuldigenden Blick wieder zurück.
Dann beginnt er von Spanien zu erzählen. Vor zwei Monaten hat er dort an dem europäischen Reggae-Festival Rototom Sunsplash teilgenommen, das in diesem Jahr unter dem Motto „Celebrating Africa“ stattfand – für Malua die Gelegenheit, um sich, seine Kunst und seine Heimat Afrika einem globalen Publikum näherzubringen. Das Interesse an seiner Arbeit überwältigte den talentierten Künstler. „Es war für mich wie ein Selbstfindungstrip. Ich konnte meine Kreativität uneingeschränkt ausleben“, blickt er zurück. Der Gedanke an die Gastfreundschaft der Spanier und das kulturbegeisterte Publikum lassen ihn strahlen. Fast schon fieberhaft erzählt er weiter von seinen Projekten, aus der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Als der namibische Musiker Elemotho ihn im Oktober vergangenen Jahres bat, das Cover für sein Album „Beautiful World“ zu entwickeln, fühlte sich Malua besonders geehrt. „Es war eine Herausforderung für mich, die Lieder in ein Kunstwerk zu verwandeln. Aber es hat mir viel Spaß bereitet“, sagt er.
Am liebsten malt Malua Porträts und Menschen in exzessiven Gemütszuständen. Mit einer individuellen Handschrift kombiniert der in Angola aufgewachsene Künstler traditionelle und moderne Materialien miteinander. Seine Porträts sind ausdrucksstark und in der Regel auf wenige Farben reduziert oder in einem nüchternen schwarz-weiß gehalten. Auf den ersten Blick wirken die Werke wie mit dem Pinsel gemalt. Etwa ein bewusster Rätsel-Spaß für den Betrachter? „Ich versuche, es nicht so offensichtlich zu machen“, erklärt Malua. Nicht nur auf dem Bildschirm spielt er gerne mit der Interpretationsfähigkeit seines Gegenübers. Auch seine Worte wählt er bewusst, fragt interessiert nach, lässt Gesagtes oft lange stehen, um die Reaktion des Anderen zu testen.
Tatsächlich verbergen sich hinter seiner Maltechnik ein digitaler Stift, Adobe Photoshop und ein Grafiktablett. Doch warum faszinieren ihn vor allem menschliche Gesichter? „Das frage ich mich selbst auch oft. Ich glaube, es ist wegen den vielen verschiedenen Emotionen. Jeder Ausdruck erzählt eine eigene Geschichte“, sagt er. Selbstreflexion ist ihm sehr wichtig. Daher versucht er immer wieder, Betrachter seiner eigenen Kunst zu werden.
Neben den ausgelösten Gefühlen spielen für ihn jedoch auch noch andere Faktoren eine Rolle. „Der Moment, die Beziehung zur Person und die Dynamik in der Farbauswahl machen zusammen ein Bild einmalig“, betont er.
Fremde Menschen malt Malua eher selten. Oft wählt er Personen aus seinem Freundeskreis. Aber auch lokale und nationale Künstler haben ihm schon Porträt gestanden, unter anderem Don Stevenson von SpokenWord Namibia oder der Bühnenautor Jacques Mushaandja. „Mir ist es wichtig, mich mit meinem Objekt verbunden zu fühlen“, erklärt er. Auch die Profile der abgebildeten Personen in den sozialen Netzwerken spielen für ihn eine Rolle. „Ich nutze sie, um mehr über sie und ihre Charaktereigenschaften zu erfahren. Dafür nehme ich mir viel Zeit“, fügt Malua hinzu.
Dann klingelt es. Maluas Bruder ruft an. Die Beiden unterhalten sich auf Portugiesisch. Nach dem knapp fünfminütigen Telefonat sagt Malua: „Er ist meine größte Inspiration.“ Wie sein Vater hat auch sein Bruder in Südafrika Kunst studiert. „Ich habe jeden Tag zusammen mit ihm gemalt. Er ist für mich mein Mentor. Leider hat er aufgehört, Kunst zu machen“, bedauert er. Malua selbst hat an der Namibischen Universität (UNAM) Fine Arts studiert und arbeitet inzwischen in Windhoek als selbstständiger Grafikdesigner. Er wünscht sich für die Zukunft, sich sowohl in Namibia als auch im Ausland eine große Anhängerschaft aufzubauen. Seinen größten Fan hat er schon gefunden: Seine Mutter. Sie lebt in Angola und hat jedes seiner Kunstlehrbücher und seine Werke aus der Kindheit aufbewahrt. Zufrieden mit dem, was er erreicht hat, ist Malua jedoch noch nicht. Dafür ist sein Drang, sich ständig weiterzuentwickeln, zu groß.
In seiner nächsten Ausstellung möchte er sich dem Thema Heimat widmen. „Ich finde es spannend, die Ursprünge meiner Herkunft zu untersuchen. Auf die Weise möchte ich meine eigene Kultur besser verstehen“, erklärt er. Inzwischen ist es schon spät. Die Stimmen im Cardboard-Box-Hostel sind leiser geworden. Malua schaut auf sein Handy, doch der Akku ist leer. Zeit nach Hause zu gehen, beschließt er, denn die nächsten Geschichten warten schon und wollen erzählt werden.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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