Der Herr der Bäume

WAZon-Redakteur
Lea Dillmann

Windhoek

„Siehst du diesen groß gewachsenen Baum dort drüben?“, fragt Jaco Fourie und zeigt in Richtung eines rund 30 Meter hohen Baumes mit dicken geschwungenen Ästen, an denen saftige, dunkelgrüne Blätter zu erkennen sind. Dabei handelt es sich um einen blauen Eukalyptus, auch „Blue Gum Tree“ genannt, führt Fourie auf ein Kopfnicken hin fort. Der Baum sei heimisch im australischen Bundesstaat Victoria und in Tasmanien. Weil er hohe Temperaturen und starke Winde aushalten kann, ist er auch hier im Stadtgebiet Windhoeks zu finden, erklärt er. Anwohner müssen ihn nahe des Parks gepflanzt haben.

Fouries Tonfall ändert sich. Seine Mimik wirkt ernst. Was nach einem wunderbaren Schattenspender klingt, zieht viel Wasser, sagt er. Ein solch groß gewachsener „Blue Gum“ wie dieser nehme über seine Wurzeln an heißen Tagen bis zu 10 000 Liter Wasser auf. Wasser, das in einem trockenen Land wie Namibia so kostbar sei. „Das führt zu einer schlechteren Qualität des Grases, welches rings um den Baum wächst und der Grundwasserspiegel sinkt.“ Dieses Beispiel zeige, dass unsere Wahl, welche Bäume wir setzen, entscheidend ist. Bäume mit kleineren Blättern wie Akazien würden weniger Wasser benötigen. Daraufhin läuft er zu seinem Bakkie und steuert darin den nächsten Park an.

Fourie arbeitet seit zehn Jahren für die zuständige Behörde der Parks und öffentlichen Grünanlagen in Windhoek. Mehr als 500 soll es davon in ganz Windhoek geben. Aktuell ist er als einer der Abteilungsleiter für die Bepflanzung entlang der Straßen in der Stadt zuständig. Auf seinen Fahrten durch die Stadt kontrolliert er die Grünstreifen und die gesetzten Bäume. Der 41-Jährige ist in Windhoek aufgewachsen und hat Gartenbau an der technischen Universität in Pretoria studiert.

Schutz vor Kriminellen

„Meine Kollegen und ich versuchen die Stadt schöner zu gestalten“, beschreibt er das Ziel, als er vor einem weiterem Park hält, der durch ein Flussbett geteilt wird. Seine Arbeit bestehe zum einen aus der Erhaltung der Pflanzen und zum anderen die Grünanlagen sicherer zu gestalten. Das hohe Gras müsse regelmäßig geschnitten werden, um zu verhindern, dass sich Kriminelle darin verstecken. Die Polizei sollte jeden Park gut überblicken können. Ginge es nach den Beamten, sollte am liebsten jede Fläche gerodet werden. Eine Rodung ließe den Boden jedoch austrocknen und befördere Erdrutsche. Wenn dann stärkere Regenfälle eintreten, führt das zu unkontrollierbaren Flüssen, da das Wasser in dem trockenen Boden nur schwer versickert, erklärt der Pflanzenexperte.

Laut Fourie ist es zudem wichtig, die einheimischen Pflanzen zu schützen. Denn diese wiederrum würden von Vögeln bei der Wahl ihrer Brutstätte bevorzugt werden. Dabei zeigt er zu einem sogenannten Maskenweber, der gerade in sein Kugelnest schlüpft, das an einem dünnen Ast eines Kameldornbaumes hängt – welcher in Namibia zu den geschützten Pflanzenarten zählt. Der Schutz der einheimischen Bäume und Sträucher beginne damit, die Bevölkerung darüber aufzuklären, betont Fourie, und sie zu animieren, in ihren eigenen Gärten ursprüngliche Bäume Namibias zu pflanzen. Viele könnten nicht zwischen einheimischen und nicht einheimischen Pflanzen unterscheiden. Zum Beispiel der „Monkey thorn“ würde häufig fälschlicherweise für einen einheimischen Baum gehalten. Dabei stamme dieser ursprünglich aus Südafrika. Durch die Samen, die er abwirft, vermehre er sich selbstständig. Dabei verdränge er wiederrum andere Pflanzen und Bäume, auch einheimische. Die Stadt Windhoek setze deshalb immer wieder Chemie ein, um nicht einheimische Pflanzen vor einer radikalen Ausbreitung zu stoppen. Fourie schätzt diese Methode jedoch als „teurer, langsam und nur wenig wirkungsvoll“ ein – auch wenn er sicher ist, dass die Chemie für Menschen nicht schädlich ist.

Mit Mulch Wasser sparen

Letztlich gefährden nicht alle exotischen Pflanzen die Vielfalt der Natur in Namibia, sagt Fourie, während er bereits auf dem Weg zu einem weiteren Stopp in der Stadt ist. Sie würden auch gebraucht und füllen die Lücken der Stadt, so beispielsweise bunte Blumen. Fourie biegt zu einer Tankstelle ab und stellt seinen Wagen neben einem aus dunklem Holz gebauten Kaffeehäuschen ab. Aus dessen Dach ragen die dicken Äste eines Kameldornbaumes. Fourie schmunzelt und meint, so sollten wir alle mit Namibias Pflanzenvielfalt umgehen. Der Besitzer des Cafés sei dafür ausgezeichnet worden. Dabei sollten nach Fouries Meinung alle, die einen in Namibia geschützten Baum fällen, bestraft werden und nicht anderes herum. Er lässt die Autotür ins Schloss fallen und überquert die Straße. Als er den Mittelstreifen erreicht, bleibt er vor einem der Bäume stehen.

„Seit wir ‚Mulch‘ um die gesetzten Bäume verteilen, brauchen wir diese nur noch alle zwei statt jede Woche zu gießen“, erklärt er kniend neben einem „Celtis“-Baum, auch Zürgelbaum genannt. Das organische Material kühle die Erde und würde die Feuchtigkeit speichern. Das möchten Fourie und seine Kollegen an die Einwohner Windhoeks weitergeben. Aus diesem Grund hat die Behörde einen Sammelplatz für Grüngut eingerichtet, auf dem die Stadt all das organische Material ablädt, was in den öffentlichen Parks nach dem Zurechtschneiden zusammenkommt. Ein anhaltendes Problem sind Bäume, die gestohlen werden. „Erst vergangene Woche haben wir hier auf dem Mittelstreifen einen Baum gepflanzt“, erinnert sich Fourie. „Am nächsten Tag war dieser verschwunden.“ Hin und wieder würden auch Pflanzen überfahren.

Zurück im Bakkie steuert Fourie den Sammelplatz an, der direkt hinter seinem Büro liegt. In der prallen Mittagssonne steht er neben einem großen Berg an Grünabfall und greift nach einem Palmblatt. Das Material steht der Bevölkerung zur Verfügung und kann kostenlos bei der Behörde für Parks und öffentliche Grünanlagen der Stadt Windhoek („Parks Division“) abgeholt werden, sagt Fourie, lässt das Palmblatt fallen und schreitet durch das Tor zurück zur Behörde, deren Eingang in Schatten gehüllt ist.

Damit endet Fouries Tour für heute, die in einem Park mit Blick auf einen riesigen „Blue Gum Tree“ begann. „Was ich in Windhoek vermisse, sind Parks, in denen sich die Menschen nach Feierabend aufhalten können, um zu entspannen“, sagt Fourie. Aktuell würde die Parks von den Einwohnern als ungenutzte Fläche angesehen, was schade sei. Es komme sogar vor, dass Menschen ihren Müll dort abladen. Diese Sichtweise möchte Fourie verändern. „Wir möchten der Gesellschaft etwas zurückgeben.“ Er senkt seinen Blick, wendet sich dem Gebäude zu. Kurz darauf ist nur noch sein Umriss durch die große Glastüre zu sehen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-04-20

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

LaLiga: Athletic Club 1 vs 1 Granada SerieA: Cagliari 2 vs 2 Juventus | Genoa 0 vs 1 SS Lazio Katima Mulilo: 16° | 35° Rundu: 16° | 34° Eenhana: 18° | 35° Oshakati: 20° | 34° Ruacana: 19° | 35° Tsumeb: 18° | 33° Otjiwarongo: 17° | 31° Omaruru: 17° | 33° Windhoek: 16° | 30° Gobabis: 17° | 31° Henties Bay: 17° | 24° Wind speed: 21km/h, Wind direction: S, Low tide: 07:53, High tide: 14:09, Low Tide: 19:53, High tide: 02:00 Swakopmund: 17° | 21° Wind speed: 23km/h, Wind direction: SW, Low tide: 07:51, High tide: 14:07, Low Tide: 19:51, High tide: 02:00 Walvis Bay: 19° | 27° Wind speed: 30km/h, Wind direction: SW, Low tide: 07:51, High tide: 14:06, Low Tide: 19:51, High tide: 02:00 Rehoboth: 18° | 32° Mariental: 21° | 34° Keetmanshoop: 23° | 34° Aranos: 20° | 34° Lüderitz: 18° | 31° Ariamsvlei: 23° | 37° Oranjemund: 16° | 27° Luanda: 26° | 29° Gaborone: 20° | 33° Lubumbashi: 15° | 26° Mbabane: 16° | 30° Maseru: 13° | 27° Antananarivo: 13° | 27° Lilongwe: 15° | 27° Maputo: 19° | 32° Windhoek: 16° | 30° Cape Town: 17° | 26° Durban: 19° | 26° Johannesburg: 18° | 29° Dar es Salaam: 24° | 29° Lusaka: 17° | 28° Harare: 14° | 29° #REF! #REF!